Mercedes-Benz W220 im Check
S-Klasse fahren schon ab 2.500 Euro

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Im Vergleich zum Vorgänger wirkt der W220 zierlich. Er interpretiert das Thema S-Klasse - also der besten Limousine der Welt - weniger arrogant, ist aber mehr noch als der W140 ein Technologieträger.

Mercedes S 500 (W220), Seitenansicht
Foto: Arturo Rivas
Mercedes-Benz S 320, Seitenansicht
Karl-Heinz Augustin
Fast zum Weinen: Die Preise für die S-Klasse der Baureihe W220 sind im Keller.
Mercedes S-Klasse, W220, Innenraum, Cockpit
Daimler AG
Alles möglich: Es gab kaum einen Kundenwunsch, der nicht erfüllt werden konnte.
Mercedes S-Klasse, W220, Seitenairbag, Kopfairbag
Daimler AG
In Sachen Sicherheitsausstattung setzte Mercedes wieder Maßstäbe - ganz im Sinne von Béla Barényi, dem "Urvater der passiven Sicherheit" bei den Stuttgartern.
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Karosserie-Check

Kantenrost verunziert Türen und Hauben der W220-S-Klasse von Mercedes. Um den Kühler rosten einige W220 infolge von vielen kleinen Steinschlägen. Außerdem blühen die Radläufe gern. Gleich zu erkennen sind auch Blasen, die sich um den Schiebedachausschnitt bilden.

Demgegenüber versteckt sich Rost am Schweller hinter Kunststoffblenden, in der Verlängerung der A-Säule kann es hinter den Kotflügeln rosten. Ungleichmäßige Spaltmaße deuten an der recht steifen Karosserie des Mercedes W220 möglicherweise auf Unfallschäden.

Technik-Check

Die Mechanik des Antriebs ist robust und zuverlässig, die Elektronik des Mercedes W220 ist es nicht immer. Es empfiehlt sich, vor dem Kauf die gesamte Elektronik mit Diagnosegerät auszulesen. Defekte sind teuer, weil oft nur mit Austauschteilen zu kurieren.

Neuralgischer Punkt ist die Funktion des Airmatic-Fahrwerks, wobei Druckverluste recht einfach zu beheben sind. Weitere Schwachpunkte der Mercedes W220 S-Klasse: die Common-Rail-Anlage des S 400 CDI sowie die Siebengangautomatik.

Ersatzteile

Er ist ja gerade mal zehn Jahre aus der Produktion, der Mercedes W220, da stellt die Teileversorgung markentypisch kein Problem dar. Die Preise allerdings schon - S-Klasse eben. Speziell Komponenten für die umfangreiche Elektronik können gut ins Geld gehen.

Preise

Es ist die Zeit der Schnäppchen: Laut Marktbeobachter Classic-Analytics gibt es fahrbereite Mercedes W220 schon für unter 2.500 Euro: 100 Euro darunter ist ein W220 im Zustand 4 gelistet. Gut gepflegte Exemplare mit einem durchgestempelten Checkheft kosten etwa 8.800 Euro.

Deutlich günstiger ist das Einstiegsmodell S320, das es scheckheftgepflegt schon für etwa 2.500 bis 4.000 Euro gibt. Die Laufleistung spielt dabei übrigens kaum eine Rolle - selbst Autos mit deutlich über 250.000 km sind noch für einige Erdumrundungen gut, sofern sie gut und regelmäßig gewartet wurden. Allerdings gilt es, bei allen Motorisierungen auf die einwandfreie Funktion der komplexen Elektronik zu achten. Ist hier der Kupferwurm drin, wird es meist richtig teuer.

Bei Einführung 1998
153.584 DM
Bei Produktionsende 2005 Mercedes-Benz S 500 lang
87.638 Euro

Schwachpunkte

  1. Kantenrost (Türen, Hauben)
  2. Verarbeitung (frühe Exempl.)
  3. Elektronik
  4. Wartungsstau
  5. Lecks an der Luftfederung
  6. Bremsverschleiß
  7. Bremsleitungen
  8. Benzinleitungen
  9. Vorderachse ausgeschlagen
  10. Lenkspiel
Mercedes-Benz W220, Schwachpunkte, Igelbild
Arturo Rivas

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Die Mercedes S-Klasse der Baureihe W220 befindet sich noch auf dem absteigenden Ast: Für einen Klassiker zu jung, für einen repräsentativen Wagen langsam zu alt. Beste Zeit also für Schnäppchen. Denn das Gebotene bewegt sich auf höchstem Niveau und erfüllt viele Vorgaben, die an die beste Limousinen der Welt gestellt werden. Das Fahrwerk ist immer eines der besten, die umfangreichen Assistenzsysteme geben das Gefühl der Geborgenheit, die modernen Motoren haben immer Druck.

Ein Problem gibt es allerdings: Der Unterhalt ist eben nicht so günstig wie die Anschaffung - und die komplexe Elektronik kann mit einem Schlag die ganze ersparte Summe aufbrauchen. Daher unbedingt einen Check in der Werkstatt machen lassen, inklusive Auslesen der Fehlerspeicher - das beruhigt den Beginn einer Freundschaft, die noch viele Jahre andauern kann.

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Motor Klassik 05 / 2024
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Erscheinungsdatum 11.04.2024

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