Amphicar 770 Restaurierung

Viel Arbeit für die Spritztour im Schwimmauto

Was ist aufwendiger, als einen maroden Oldtimer von 1964 zu restaurieren? Ein Amphicar fit zu machen. Schließlich muss ein Schwimmauto fahrfähig und schwimmtüchtig sein. Geschichte einer Instandsetung.

Amphicar 770, Wasserfahrt, Frontansicht Foto: Fact 20 Bilder

Schon vor Jahren hatte Bernhard Fischenich aus Ebern in Unterfranken seinen Traum begraben. Der gebürtige Binger wollte nämlich das Amphicar eines Bekannten kaufen, einen Schwimmwagen, den er einst über den Rhein schippern sah. Doch der Bekannte wollte sich damals nicht von seinem Wagen trennen. „So erwarb ich aus Frust das nächstbeste Restaurierungsobjekt, und das war eine BMW Isetta“, erinnert sich der 68-Jährige.

Gerade als er die Arbeiten an der Isetta beendet hatte, erhielt er eine neue Chance: Sein Bekannter hatte die geplante Restaurierung des Amphicars aus Zeitnot einem Hobby-Schrauber in Leipzig übertragen, doch das Projekt kam nicht recht in Gang. Nun stand das Auto zum Verkauf, und Fischenich nahm die Gelegenheit wahr.

Der Traum vom Schwimmwagen wird wahr

Der Zustand des Amphicars war im ersten Moment zweitrangig. „Trotzdem war ich froh, dass das Auto bei der Abholung aus eigener Kraft auf den Hänger fahren konnte und die Getriebe okay waren“, sagt Fischenich. Denn letzten Endes wollte er die Kosten in einem überschaubaren Rahmen halten. Wäre etwa ein neues Schiffsgetriebe nötig geworden, das zusätzlich zum Vierganggetriebe montiert ist, hätte das gleich mal 15.000 Euro gekostet.

Nicht zu übersehen waren die kräftigen Rostschäden im unteren Bereich der Karosse des Amphibienfahrzeugs, deshalb fuhr Fischenich auf dem Heimweg gleich bei einer ihm gut bekannten Werkstatt vorbei und fragte, ob man dort die Blecharbeiten am Amphicar übernehmen wolle. Die Schweißarbeiten konnte er nicht selbst ausführen, dazu fehlte ihm das Know-how.

Dafür bereiteten dem Kfz-Sachverständigen die Demontagearbeiten keinerlei Probleme. Diese erledigte er umgehend in der heimischen Garage, wobei er alles genau dokumentierte. Dann brachte er die Karosse des Amphicars zu dem bereits vorgewarnten Fachbetrieb nach Kraisdorf in Unterfranken.

Alle Reparaturbleche von Hand gedengelt

Die Blecharbeiten gerieten aber aufwendiger und deshalb teurer als gedacht. Auf den Kauf der nicht gerade billigen und zudem nicht immer perfekten Blechteile, die für den Amphicar erhältlich sind, verzichtete er und überließ es stattdessen den Blechkünstlern der Firma Marx, die benötigten Teile von Hand und genau passend anzufertigen. Das zahlte sich letzten Endes auch aus. Beim Schweißen musste darauf geachtet werden, dass alle Schweißnähte absolut dicht waren, damit später kein Wasser in den Innenraum dringen konnte.

Mindestens dreimal die Woche schaute Fischenich in der Werkstatt vorbei, um den Stand der Arbeiten zu begutachten. Einige seiner Besuche nutzte er dazu, die Radlager seines Amphicars zu wechseln – um die Technikarbeiten kümmerte er sich selbst.

Der robuste Motor des Amphicars, der auch im Triumph Herald zu finden ist, war noch keine 34.000 Kilometer gelaufen. Er musste nur abgedichtet werden und kam in den Genuss einer großen Inspektion einschließlich einer Vergaserrevision. Das komplette Triebwerk wurde natürlich gesäubert und der Block lackiert.

Mit Gasradiator zum perfekten Schrumpflack

Fischenich überholte auch die gesamte Bremsanlage des Amphicars, erneuerte Radbrems- und Hauptbremszylinder und ersetzte die alten Trommelbremsbeläge. Dabei kamen ihm die Erfahrungen zugute, die er einst als Leiter eines größeren Konzerns sammelte, der Bremsen und Kupplungen herstellte.

Etwas kniffliger war die Revision der Handbremse des Amphicars. Dazu suchte er eine Firma, die ihm neue Bremsseile anfertigen konnte. Als diese auf Vorkasse bestand, ließ er sich sicherheitshalber vor der Herstellung die Zeichnung schicken, um zu sehen, ob das Muster korrekt umgesetzt worden war. „Und siehe da, sie war falsch“, berichtet er. Doch letzten Endes klappte es.

Ein weiteres Problem, das es zu lösen galt, betraf die Schrumpflackierung des Armaturenbretts. Bei der Vorbereitung der Amphicar-Karosserie zum Lackieren hatte Fischenich einem Bekannten zur Seite gestanden, und die Lackierung durch einen Fachbetrieb war perfekt – bis auf das Armaturenbrett. Der Hobbyschrauber baute die Armaturentafel und den Handschuhkastendeckel wieder aus. Nach einigen Versuchen gelang es ihm schließlich, die gewünschte gekräuselte Oberfläche zu erzielen, indem er die Teile vor dem Lackieren mit einem Gasradiator erwärmte.

Viele Sattlerarbeiten und noch mehr Eigenleistung für das Interieur

Das total vergammelte Interieur des Amphicars musste ebenfalls restauriert werden. Die Sitzgestelle wurden entrostet und feuerverzinkt. Das Polstern und Beziehen übernahmen Bekannte, während Fischenich aus Hartschaumplatten selbst neue Seitenverkleidungen anfertigte und bezog. Für das Anfertigen eines neuen Verdecks war er gezwungen, einen neuen Sattler zu finden, weil die ihm bekannte Firma keine Zeit hatte. Der beauftragte Einmannbetrieb in Nürnberg erwies sich als Glücksgriff, die Arbeit wurde gut und schnell ausgeführt.

Arbeitsstunden lieber nicht aufgeschrieben

Fischenich übernahm das Komplettieren des Amphicars, fertigte Gummidichtungen an, prüfte vor dem Einbau jedes einzelne Teil und arbeitete es sorgfältig auf. So kamen viele Arbeitsstunden zusammen, „die ich aber nicht aufgeschrieben habe“, gesteht er.

Hauptsache, sein Traum vom Amphicar ist in Erfüllung gegangen – auch wenn es viel Geduld und Arbeit gekostet hat.