Leichtgewichte und Hubraummonster

Die 10 heißesten Autos der Silvretta Classic

Es geht schon hart zur Sache bei der Silvretta Classic: Temperaturen jenseits der 30° Celsius, rund 590 km in drei Etappen und 160 Teilnehmer. Wir zeigen die heißesten Klassiker.

AC Ace Bristol Foto: Kai Klauder 35 Bilder

1. AC Ace Bristol

Fangen wir mit einem der leichtesten Autos im Feld an, dem AC Ace Bristol von Stefano und Susanna Ginesi. Das erfahrene Schweizer Team liegt nach dem zweiten Tag auf Rang 3 - und hat mit dem britischen Leichtgewicht ein ideales Fahrzeug für die Alpenstrecken.

Seit rund 12 Jahren besitzen sie den AC Ace Bristol und nehmen an etwa 6 bis 8 Oldtimerrallyes pro Jahr teil. "Der Vollaluminium-Barchetta ist sehr sportlich - auf 120 PS treffen gerade mal 750 Kilo - das reicht für schnelle Sprints und 200 km/h", sagt Stefano Ginesi, "und eigentlich ist er auch bei warmen Wetter ideal, doch in dieser Gluthitze wird es uns selbst in dem Roadster extrem heiß."

Die beiden fahren den Wagen seit dem Kauf regelmäßig - und ohne Probleme. "Da genügt die normale Wartung, der AC-Sechszylinder ist sehr zuverlässig.

2. Cadillac de Ville - das 2-Tonnen-Monster

Der nächste heiße Tipp ist ein Riese: 5,58 m lang, mehr als 2 Tonnen schwer - und dabei doch handlich und problemlos zu fahren. Thomas Doll nimmt mit einem Cadillac de Ville aus seinem Geburtsjahr teil. Trotz der Abmessungen passt der Cadillac in eine ganz normale Garage. "Und für zwei Briefmarken ist dann auch noch Platz", sagt Doll, der von der Zuverlässigkeit seines Dickschiffs überzeugt ist. "Wir haben erst gar kein Werkzeug mitgenommen, das braucht der ja sowieso nicht."

Dank starkem 7-Liter-V8 kann der weiße Riese gut mithalten. Von den angegebenen 340 SAE-PS bleiben etwa 260, genug für steile Anstiege. Dank der leichtgängigen Servolenkung kommt der Cadillac auch um die engsten Kehren. Das sieht sehr sportlich aus, wenn Thomas Doll um die Ecken fährt. Für Seitenhalt sorgt die Presspassung, denn Doll sitzt mit seinem Sohn und einem Freund gemeinsam auf der vorderen Sitzbank

3. Dodge Challenger R/T - stärkstes Auto im Feld

Das stärkste Auto im Feld der Silvretta Classic ist der Dodge Challenger R/T Convertible von Zdena Linhart, der mit seinem Sohn Markus am Start ist. 425 PS sind für den gusseisernen 7-Liter-V8 angegeben. Linhart besitzt den Wagen seit 2003, doch zunächst sah alles nach einem Desaster aus.

Denn er kaufte sein Challenger-Cabrio ganz bewusst als Rostlaube - und ließ ihn in den USA komplett restaurieren. Danach wurde er in die Schweiz verschifft, doch als Linhart seinen Wagen zum ersten mal sah, konnte er es kaum glauben. "Die haben mit einfachsten Mitteln eine Katastrophen-Restaurierung gemacht. Ich musste ihn sofort nochmals komplett aufbauen lassen.

Erst 2007 konnte Linhart erstmals den Challenger fahren - und ist seither begeistert: "Der Motor geht wie die Hölle, in den Kurven verliere ich hier zwar immer, doch auf der Gerade hole ich alle wieder ein - selbst den modernen Tesla Model S, der bei der E-Auto-Silvretta mitfährt. Das ist schon lustig: der wo extrem viel trinkt, und der wo fast gar nix trinkt."

4. De Tomaso Pantera - die Sauna auf 335er-Walzen

Der nächste Sportler mit US-V8-Power ist ein De Tomaso Pantera von 1974. Rund 310 PS leistet dessen 5,7-Liter-Triebwerk laut Papieren. "Realistisch sind ungefähr 260 bis 270 PS", sagt Rainer Hahn, der den Wagen vor rund 9 Monaten in den USA kaufte.

"Zum Glück hat unserer ein Gewindefahrwerk und die größere Bremse drin, sonst würde der arg in den Kurven schwimmen", schwärmt Hahn, "der lässt sich fantastisch fahren, erst ab 140 Meilen wird es etwa heikel."

Und er berichtet von einer höllegleichen Atmosphäre: "Das schwarze Auto gleicht bei den Temperaturen um 30° Celsius einer Sauna - der Motor ist eine brachiale Sitzheizung. Und die Klimaanlage können wir nur anmachen, wenn es bergab geht - ansonsten heizt sie zusätzlich, denn der Motor wird dann noch mehr gefordert."

5.     Ferrari 250 GTE - das akustische Inferno

Wenn man den nächsten Wagen hört, ist es um einen geschehen. Der Ferrari 250 GTE von Didi Schneller brüllt seinen V12-Sound in die Alpenkulisse. Der 250 GTE war der erste 2+2-Sitzer von Ferrari und kam 1960 auf den Markt.

Schneller ist begeistert von seinem Auto - und der Vorgeschichte: "Der Wagen gehörte dem Hermann Cordes, und der Typ ist einfach nur der Wahnsinn. Der verkaufte seinen Erbhof, residierte jahrelang im Breitenbacher Hof in Düsseldorf - und war der erste, der einen Ferrari GTO in Deutschland besaß."

Leider beschädigte der Hobby-Rennfahrer seinen GTO (Chassisnummer 4115 GT), seinen zweiten Ferrari, einen SWB, versenkte er im Wald. Also musste der 250 GTE für Rennen herhalten. "Irgendwann war dann alles Geld futsch, jetzt soll Hermann Cordes von Hartz 4 leben", erzählt Schneller, der den Wagen 2003 kaufte.

"Das Schöne an einem Ferrari ist ja, dass das im Grunde zuverlässige landwirtschaftliche Geräte sind. Ich hatte bisher Null Probleme - und ich fahre den Wagen auch im Alltag zur Arbeit", sagt Schneller.

6. Porsche 928 Gemballa - der 80er-Jahre-Schlitten

Der nächste Kandidat ist ein Auto, das man entweder liebt oder hasst, dazwischen gibt es kaum etwas. Denn der von Gemballa aufgepimpte Porsche 928 in Perlmuttweiß ist etwas ganz spezielles: ein Kind der 80er-Jahre, als Strosek, Koenig und eben Gemballa nichts ausließen, um ihre Kreationen auf die Reeperbahn und andere Milieu-Straßen zu bekommen.

Extremes Spoilerwerk, ein Vierfach-Endrohr, fragwürdige Kreuzspeichenfelgen - der Gemballa-928 gibt alles. Der V8 ist natürlich über alle Zweifel erhaben. 288 PS stemmt der 4,9-Liter-Motor. Bei der Silvretta Classic fahren Jochen Bechtle und Markus Eiberger den auffälligen Sportwagen, der immer mehr Freunde gewinnt und sich von seinem halbseidenen Image emanzipiert.

7. BMW 1600 GT - der drahtige Sportler

Horst Randacker und Hartmann Ladendorf sind mit einem heißen Sportgerät bei der Silvretta Classic dabei - einem BMW 1600 GT. Nach der Übernahme von Glas überarbeitete BMW den Glas GT und schuf einen echten Bergrenner. Statt des 1300er bzw. 1700er-Motors wurde der 105 PS starke Vierzylinder aus dem BMW 1600 TI eingebaut. Außerdem flog die Starrachse raus und wurde durch eine Schräglenker-Achse ersetzt.

Der Wagen wurde nur ein Jahr lang gebaut und ist der seltenste der Glas-Derivate. Rund 48.000 Euro sind heute zu bezahlen, wenn man ein gutes Exemplar sucht. 1967 kostete er 15.850 Mark.

8. Alfa GTA - wie immer nicht ganz original

Mit Startnummer 51 gehen Detlef Reichel und Armin Piotrowski bei der Silvretta Classic an den Start. Sie fahren einen Alfa Romeo GTA. Optisch und technisch wurde der Alfa schon ab Werk deutlich auf Sport getrimmt. Leichtmetallbleche und eine spartanische Ausstattung drückten das Gewicht um rund 200 kg. Zwischen 750 und 800 kg bringen die leichten GTA auf die Waage.

Serienmäßig leisten die 1,3-, 1,6 und 2-Liter-Vierzylinder zwischen 115 und 240 PS. Doch fast alle Motoren wurden getunt. Schon der 1,3er kommt mit relativ geringem Aufwand auf rund 160 PS und rennt über 220 km/h.

Gebaut wurde der Alfa Romeo GTA bei Autodelta, der Sportabteilung von Alfa Romeo. Mehr zu dem Unternehmen und seinen faszinierenden Sportwagen gibt es hier.

9. Mercedes 300 SL Rennsportwagen - der Neuanfang im Motorsport

Nach dem Zweiten Weltkrieg plant Mercedes den Wiedereintritt in den Motorsport. Ein Formel 1 ist finanziell nicht drin, so kommen nur Sportwagenrennen in Betracht. Das Rennsportteam entwickelt 1952 um bestehende Komponenten des Mercedes-Benz 300 (W 186) wie Achsen, Getriebe und Motor den 300 SL Rennsportwagen (W 194). Zentrales Element ist der filigrane und sehr leichte, dabei aber extrem verwindungssteife Gitterrohrrahmen, über den die elegant geschwungene, strömungsgünstige Karosserie aus Aluminium-Magnesium-Blech gedengelt wird.

Die charakteristischen Flügeltüren werden nötig, weil der Gitterrohrrahmen so hoch ansetzt. Als Antrieb wird der Dreiliter-Reihensechszylinder mit 175 PS gewählt. Als Lohn der Mühen holt der 300 SL Rennsportwagen unter anderem einen Dreifachsieg beim Preis von Bern , Doppelsiege in Le Mans und bei der Carrera Panamericana sowie einen Vierfachsieg beim Großen Jubiläumspreis vom Nürburgring.

10.  Volvo Amazon - der robuste Schwede mit Rallye-Potential

 Der letzte heiße Tipp von uns ist ein Volvo Amazon, genauer: ein 123 GT, der von Bert und Frederik de Paep eingesetzt wird. Die beiden Belgier fahren den robusten Schweden sportlich um die engen Kehren. Genug Dampf hat dabei der Zweilter-Vierzylinder - rund 120 PS stehen bereit. Der Volvo verbindet Sportlichkeit mit unbedingter Zuverlässigkeit. Und ist dabei noch recht erschwinglich. Rund 15.000 bis 20.000 Euro sind für gute Exemplare zu bezahlen.