Kaufberatung Volvo 480 S

Der alles-anders-Volvo

Der Volvo 480 weicht nicht nur in Aussehen und Technik vom gewohnten Volvo-Stil der 80er Jahre ab. Auch bei der Zuverlässigkeit gibt er sich anders - leider schlechter. Mangelnde Sorgfalt bei der Verarbeitung und an Altersschwäche leidende Elektronik bereiten Ärger. Dafür sind gute 480 noch günstig zu haben.

Volvo 480 S Foto: Hardy Mutschler 18 Bilder

Karosserie-Check

Die Kunststoffbeplankung des Volvo 480 schminkt. Weil die Stoßfänger auch nach heftigen Rumplern wieder in ihre Ursprungsform zurückspringen, lassen sich Unfallschäden schwer erkennen. Sollten die Stoßfänger jedoch beschädigt sein, ist das in zweierlei Hinsicht eine schlechte Nachricht: Zum einen ist dann mit heftigen Schäden an der Karosserie oder dem Rahmen zu rechnen, zum anderen ist der Austausch der Stoßfänger selbst sehr teuer.

Gegen Rost wehrt sich die Karosserie des Volvo 480 recht erfolgreich. Wenn es zu Korrosion kommt, dann am Frontscheibenrahmen, an Türkanten und Radläufen - innen wie außen. Sind Blechpartien angegriffem, wird das schnell sehr teuer, weil Ersatz inzwischen fast nur noch über Volvo zu erhalten ist. 480 gammeln oft innen, weil sie nicht wasserdicht sind. Das fällt zuerst an gefluteten Rückleuchten auf. Auch im Laderaum findet sich oft Feuchtigkeit. Im Fußraum wird sie dann zu einer Gefahr für die Elektronik. Interessenten sollten auf den Zustand der Dichtungen achten und bei der Probefahrt durch eine Waschstraße fahren, um zu checken, ob Wasser in den Wagen dringt.

Auch in anderen Bereichen erfüllt der Volvo 480 nicht die gewohnten Volvo-Qualitätsmaßstäbe: Gerissene Türscharniere, defekte Elektromotoren an Fensterhebern und den Klappscheinwerfern und schnell verschleißende Innenräume zeugen von niedriger Material- und Verarbeitungsgüte.

Technik-Check

Auch bei der Technik zeigt sich der Volvo 480 anfällig. Vor allem die umfangreich eingesetzte Elektronik bereitet mit den Jahren Sorgen. Bei Wassereinbruch im Fußraum leidet das Steuergerät (Central Electronic Module) schnell unter der Feuchtigkeit. Ein weniger drastisches Elektrikproblem bedeuten wegen Kabelbruchs stillgelegte Heckwischer. Interessenten sollten unbedingt alle elektrisch betriebenen Funktionen des Volvo 480 testen - also auch, ob die Scheinwerfer sich heben und senken. Und ob sich die Fenster über die Zentralverriegelung schließen lassen.

Bei den Motoren des Volvo 480 sieht es besser aus: Sie sind sehr haltbar und erreichen bei regelmäßiger Wartung und streng nach Vorschrift gewechselten Zahnriemen Laufleistungen bis zu 500.000 Kilometern. Die Turbo-Triebwerke sollte man nach schneller Fahrt unbedingt ein paar Minuten im Leerlauf abkühlen lassen. Bei den Turbos können die Auspuffkrümmer reißen und die Druckschläuche brüchig werden. Ärger bereiten zudem oft die Luftmengenmesser, Undichtigkeiten an der Ölpumpe, der Leerlaufregler und angerissene Achsmanschetten.

Preise

Die geringe Verbreitung des Volvo 480 schlägt sich noch nicht in steigenden Preisen nieder. Bei rund 500 Euro startet das Angebot mit kompletten, aber schon - oder bald - reparaturbedürftigen 480. Da lohnt es eher, etwa 1.500 bis 2.500 Euro für ein alltagstaugliches Exemplar mit einer vernünftigen Laufleistung auszugeben. Das sind dann meist Modelle vor dem Facelift. Auch sie sind oft schon sehr reichhaltig ausgestattet.

Späte Volvo 480 führen aber durchgängig mehr Extras - Lederausstattung ist dann fast Standard. Das Angebot wird von Sauger-Modellen dominiert. Turbos sind nicht nur seltener, sondern auch bis zu 20 Prozent teurer. Statt maximal 5.000 Euro - wie beim Sauger - kostet ein Top-Turbo daher 6.000 Euro.

Bei Einführung 1987 (Volvo 480 ES) :
32.900 Mark
Bei Produktionsende 1995 (Volvo 480 S) :
34.900 Mark

Ersatzteile

Die Lage bei Technikteilen ist für den Volvo 480 recht entspannt. Das Meiste gibt es noch beim Volvo-Händler, jedoch nicht zum Nice-Price-Tarif. Wenn es um die 480-spezifischen Karosserieteile geht, finden sich diese oft nur bei den Vertragshändlern. Dennoch lohnt die Nachfrage bei freien Spezialisten - gerade bei den technischen Komponenten. Das Gros ähnelt den Modellen 440 und 460. Allerdings sind deren Getriebe nicht mit dem des 480 kompatibel.

Die Volvo 480-Modelle wurden in Deutschland stets mit G-Kat ausgerüstet. Für die Sauger gibt es Kaltlaufregler für rund 140 Euro (plus Kosten für Einbau und die zur Eintragung nötige AU). Mit ihnen erfüllen die Motoren die Euro 2-Norm. Beim 1,7-Liter spart das im Jahr 132 Euro Steuer, beim Zweiliter 156 Euro.

Schwachpunkte

  1. Versteckte Unfallschäden
  2. Scheinwerferheber defekt
  3. Frontscheibenrahmen
  4. Türkanten
  5. Radläufe (innen und außen)
  6. Wassereinbruch
  7. Schäden am Steuergerät
  8. Türscharniere gerissen
  9. Auspuffkrümmer gerissen (Turbo)
  10. Achsmanschetten
  11. Ölpumpe undicht

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der Volvo 480 weicht nicht nur in Aussehen und Technik vom gewohnten Volvo-Stil der 80er Jahre ab. Auch bei der Zuverlässigkeit gibt er sich anders - leider schlechter. Mangelnde Sorgfalt bei der Verarbeitung und an Altersschwäche leidende Elektronik bereiten Ärger. Dafür sind gute 480 noch günstig zu haben.