Lamborghini Countach Periscopio (1975)

Fast 1 Million für den 9. je gebauten Countach

Ein Spiegeltrick brachte frühen Countach den Namen Periscopio ein. Eins dieser seltenen frühen Modelle stand jahrelang in einer Garage auf einer französischen Insel. Der Garagenfund brachte bei einer Auktion während der Rétromobile fast eine Million Euro ein.

Lamborghini Countach LP400 (1975) Foto: Kevin van Campenhout 21 Bilder

Als Lamborghini vor 50 Jahren auf dem Genfer Autosalon mit dem LP 500 Prototyp einen Ausblick auf den Miura-Nachfolger zeigte, klappte möglicherweise der gesamten Autowelt die Kinnlade herunter: Kanten wie mit der Axt geformt, Türen wie Fallbeile, ein längs eingebauter V12 zwischen Hinterachse und Fahrer. Der klemmte ganz vorn zwischen Vorderachse, Frontscheibe und Motor.

Periscopio: Knick im Dach

Mit entsprechenden Folgen für die Übersicht. Der Blick geht nach vorn durch die flache Frontscheibe. Und der Blick zurück? Da überlegte sich Lamborghini für das Serienmodell Countach einen Trick: Das Dach bekam in der Mitte eine Art Sichtkanal nach hinten, der über den Innenspiegel und ein kleines Fenster Überblick geben soll. Ein Periskop, also ein Sichtrohr wie beim U-Boot, ist das natürlich nicht. Den Namen "Periscopio" bekamen diese frühen Modell trotzdem. Die ersten 157 Countach baute Lamborghini mit dem Sichtkanal, danach wurde das Dach konventioneller.

Der neunte gebaute Countach

Lamborghini Countach LP400 (1975) Foto: Kevin van Campenhout
Etwa 20 Jahre stand dieser Countach in der Garage auf dem Grundstück seines dritten Besitzers.

Den neunten je gebauten Lamborghini Countach hat das französische Auktionshaus Artcurial am 3. Februar 2023 während der Oldtimer-Messe Rétromobile in Paris versteigert. Das Auto mit der Chassisnummer 1120018 ist der erste Countach, den der Importeur Thépenier in Frankreich verkauft hat. Ausgeliefert wurde das Auto in "Marrone" mit einem Interieur in "Senape". Während das Interieur mit den orangefarbenen Ledersitzen weiterhin erhalten ist, bekam die Karosserie um 1980 herum einen neuen Lack in Silbermetallic und eine schmale rote Zierlinie verpasst.

Verkaufspreis: 953.600 Euro

Kurz danach, am 30. April 1982, wurde der Sportwagen auf seinen zweiten Besitzer im Département 47, Lot-et-Garonne, registriert. Im Jahr darauf kam schon der dritte – und bisher letzte – Besitzer ins Spiel. Der ließ das Auto am 2. Mai 1983 im Département 17, Charente-Maritime, auf sich zu. Der Arzt nutzte den Wagen zunächst täglich für Fahrten in seine Praxis in einem kleinen Ort. Weil ihm das Auto jedoch mit der Zeit zu auffällig wurde, ließ er ihn immer länger in der Garage stehen und bewegte ihn schließlich praktisch gar nicht mehr.

Lamborghini Countach LP400 (1975) Foto: Kevin van Campenhout
Auf dem Bild ist der Grund für den Spitznamen "Periscopio" zu erkennen: Der Sichtkanal im Dach.

Der letzte Steueraufkleber stammt von 1996. Anfang der 2000er-Jahre stellte er ihn schließlich in eine Garage auf seinem Grundstück, das auf einer kleinen Insel vor La Rochelle liegt. Laut Beschreibung ist der Zustand des Countach trotz der langen Standzeit von etwa 20 Jahren recht ordentlich: Rost finde sich nur wenig und das originale Interieur habe nur leichte Patina, so der Auktionstext. Auf 800.000 bis 1,2 Millionen Euro hatte Artcurial den Wert des frühen Countach taxiert. Das obere Estimate wurde nicht erreicht: Inklusive Aufgeld kostete der Countach 953.600 Euro. Damit brachte dieser Countach im unrestaurierten Zustand praktisch das Gleiche wie eine anderer Periscopio, den RM Sotheby's Ende November 2021 verkauft hat.

Verkaufspreis: 950.250 Euro

23.11.2021 – Den 55. je gebauten Countach – und damit einen frühen Periscopio – hat RM Sotheby’s am Freitag, 19. November 2021 versteigert. Der Sportwagen erzielte bei der Auktion auf dem Circuit Paul Ricard im französischen Le Castellet einen hohen Preis. Das Auto war Teil einer Sammlung automobiler Hochkaräter, die der Reedereierbe und Oldtimerhändler Jean Guikas zusammengetragen hat. Der Countach wurde auf einen Wert von 750.000 bis 900.000 Euro geschätzt und ohne Mindestpreis angeboten. Dem Höchstbietenden war er 905.000 Euro wert – inklusive Aufgeld für das Auktionshaus 950.250 Euro.

Der kam rum: Italien, USA, Frankreich

Noch einmal von außen: Den Sichtkanal in der Mitte des Dach hatten nur die ersten 157 Countach.

Die Historie des Guikas-Countach ist ähnlich übersichtlich wie das Auto: Ausgeliefert wurde der damals noch rot lackierte Countach zu seinem Erstbesitzer nach Mailand, ging er 1977 zu seinem nächsten Besitzer in Bologna. Im nächsten Jahr wurde er zum dritten Besitzer nach Pittsburgh, Pennsylvania in die USA exportiert. Dort blieb der Countach 12 Jahre. Anschließend ging der Supersportwagen nach Kalifornien zu Besitzer Nummer vier, fünf und sechs. Während des California Concours 2003 unterschrieb der Designer des Autos, Marcello Gandini, auf der Instrumententafel. Von 2006 bis 2007 bekam der Countach eine Motorüberholung, außerdem wurden Karosserie und Innenraum hergerichtet. Die Rechnung belief sich auf 60.000 US-Dollar (damals rund 43.800 Euro). Nach Ende der Arbeiten wurde der Lamborghini wieder nach Europa verkauft. Wann der Countach schwarz lackiert wurde, ist unbekannt.