Großglockner Grand Prix 2012

Gelungenes Debüt

Erstmals seit dem „Großen Bergpreis von Deutschland“ 1939 eilten beim Großglockner Grand Prix 2012 wieder Renn- und Sportwagen auf Zeitenjagd die Großglockner-Hochalpenstraße hinauf - darunter Jochen Mass im Mercedes-Benz-Silberpfeil W125 und Hans Herrmann im Porsche 550 Spyder.

Grossglockner Grand Prix 2012 Foto: Hardy Mutschler 30 Bilder

Zugegeben, der Plan ist optimistisch: „Wir treffen uns morgen um halb acht Uhr im Fahrerlager Ferleiten am Beginn der Hochalpenstraße und können ab acht Uhr mit den ersten Besichtigungsläufen beginnen“, heißt es bei der Fahrerbesprechung im Ferry Porsche Congress Center in Zell am See. Der Ort liegt knapp 20 Kilometer vom Fahrerlager entfernt im Tal, und als es dort am Abend beginnt zu regnen, ist eigentlich allen Beteiligten klar, was das heißt: Schnee am Großglockner.

Zum Auftakt: Fünf Zentimeter Neuschnee

Tatsächlich kämpfen dort am nächsten Morgen ab fünf Uhr jede Menge Räumfahrzeuge gegen fünf Zentimeter Neuschnee, unter dem sich tückischer weise hier und da eine bis zu vier Zentimeter dicke Eisschicht verbirgt. Dennoch versammeln sich die rund 75 Teams zwar verschlafen, aber voller Tatendrang zum ersten Großglockner Grand Prix.

Das kleine, aber feine Starterfeld besteht zum Großteil aus Vorkriegswagen und kann sich sehen lassen: Thomas Kern etwa bringt den Mercedes-Benz Rennsport S, der 1927 das Eröffnungsrennen am Nürburgring gewonnen hat, Thomas Feierabend will seinem fürchterlich schnellen Maserati 6C 34 mal wieder artgerechten Ausgang gönnen, und Klaus Reichenberger will mit seinem kleinen Theo Martin La Pintade („das Perlhuhn“) mal wieder die Großen ärgern. Dazu gibt es die einschlägigen Verdächtigen wie Alfa 6C und 8C, Alvis Special in verschiedenen phantasievollen Ausführungen, Bugatti 35, Bentley, und Lagonda, aber auch Seltenes wie den einzigen Simson-Rennwagen oder einen Atalanta Sport Tourer.

Start erst um halb Zwölf

Sie alle lassen munter die Motoren warmlaufen, doch das Eis zeigt sich hartnäckig. Um 11.30 Uhr kann Organisator Marcus Herfort, bekannt als Erfinder der Classic Days, endlich die Fahrer auf die Strecke schicken - die dann auch den Berg hinauf toben, als gäbe es kein Morgen. Vom Start bis zum Ziel am Fuscher Törl sind es exakt 13 Kilometer, 14 Kehren und 92 Kurven, und der Ausblick auf die zahlreichen Dreitausender ringsum ist einfach berauschend. In den letzten Kurven sowie oberhalb des Ziels stehen zudem reichlich Zuschauer, so dass sich die Zielankunft anfühlt wie die Einfahrt in ein Motodrom.
 

Auftritt des Mercedes W125

Von hier oben kann man etliche Kehren weit ins Tal blicken, doch den Kompressor geladenen, gut 600 PS starken Achtzylinder des Mercedes-Benz W 125 hört man schon eine ganze Weile, bevor man ihn sieht. Jochen Mass treibt den Silberpfeil von 1937, mit dem Hermann Lang noch 1939 den Bergpreis und damit die Bergmeisterschaft gewann, in sauberem Stil um die Kehren, der Anblick des Autos vor dieser Kulisse und der Sound treibt den Zuschauern eine Gänsehaut über die Arme. „Eine tolle Strecke“, meint Mass anschließend. Bis in den wievielten Gang des weit über 300 km/h schnellen Grand Prix-Rennwagens er denn gekommen sei, will einer wissen. „Bis in den vierten“, grinst der ehemalige Formel 1-Pilot: „Den habe ich aber nur verwendet, damit er nicht beleidigt ist.“

Auftritt Porsche 550 Spyder

Als nächstes röhrt Hans Herrmann im Porsche 550 Spyder ins Ziel, auch er in diesem unnachahmlichen Stil, den nur die Altmeister wirklich drauf haben: Sauber, ohne hektische Lenkradbewegungen und ohne Schaltgeräusche. „Einfach schön“. meint der 84-Jährige, der einst im Mercedes-Formel 1-Team mit Fangio fuhr und 1970 noch im Porsche 917 Le Mans gewann.

Glänzende Zukunft für den Großglockner Grand Prix

Hier und heute am Großglockner geht es nicht mehr um Bestzeit, sondern darum, bei drei Läufen möglichst exakt dieselbe Zeit zu erreichen. Doch das ist den meisten Teilnehmern weniger wichtig, deshalb nur der Vollständigkeit halber: Am besten gelingt diese Übung dem Team Dörrich/Ullrick im Alvis 12/70 Special. Die meisten wollen einfach nur die einmalige Möglichkeit genießen, die gesperrte Hochalpenstraße mit ihren Klassikern bergauf zu jagen. Und sie wollen wiederkommen: „Das wird sich etablieren“, prophezeit Alfa-Fahrer Rainer Ott zum Schluss. Das sehen wir genauso.