Sonnenenergie für mehr Reichweite

Was bringt ein Solardach auf dem E-Auto wirklich?

Solarpanel aufs Dach und schon ist man unabhängig von der Ladesäule? Leider nein. Wir klären auf, wie viel Reichweite Sonnenenergie beim E-Auto wirklich bringt und ob das Thema Zukunft hat.

Abt VW ID. Buzz mit Solarmodulen auf dem Dach Foto: Abt e-Line GmbH 9 Bilder

Dass Forscher und Ingenieure weiterhin an der Idee vom Solarkraftwerk auf und am E-Auto festhalten, liegt auf der Hand. Solarstrom ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Er ist erneuerbar, nachhaltig und gleichzeitig günstiger als Strom erzeugt aus fossilen Brennstoffen. Die Solarpanels könnten zudem auch zur Stromversorgung weiterer Funktionen des Autos, wie etwa der Lüftung oder von Überwachungssystemen, genutzt werden.

Doch inwieweit können E-Auto-Fahrer vom Solarstrom auf und an ihrem Fahrzeug profitieren? Klar ist, dass sich Stromer, wie sie heute auf den Straßen unterwegs sind, nicht allein mit einem Mini-Sonnenkraftwerk antreiben lassen, wie Matthias Drossel, Vorstandsvorsitzender des BOSolarCar e. V. aus Bochum, erklärt. Das hänge zum einen an der Effizienz der Solarzellen und zum anderen am Design und Gewicht von Elektroautos.

Nur Hochleistungssolarzellen liefern genug Power

Drossel selbst arbeitet mit seinem Team an sogenannten Solarcars, die ausschließlich über Solarzellen ihren Saft erhalten. "Unsere Fahrzeuge zeigen, was im Extremfall möglich ist", so Drossel. "Bei einer Weltumrundung im Jahr 2012 haben wir mit unserem 300 kg schweren Zweisitzer im Durchschnitt 2 kWh/100 km verbraucht." Dabei kommen jedoch Hochleistungssolarzellen zum Einsatz, die sonst nur im Weltraum genutzt werden und ein Drittel mehr Leistung liefern als normale Solarzellen. Davon sind drei Quadratmeter auf dem Fahrzeug aufgebracht.

Aber zurück zum Alltagsauto: Ein Serien-Stromer verbraucht dagegen fünf- bis zehnmal mehr Strom als die Solarcars der Bochumer. Realistisch könnten 5 bis 10 kWh pro Tag in der Traktionsbatterie landen. Diese stimmt auch mit bestehenden oder zumindest mal geplanten Fahrzeugen mit Solarunterstützung überein.

E-Auto Solarmodule Rechnung Effizienz Foto: Quelle: BOSolarCar e. V.


2020 beispielsweise brachte Toyota den Prius Plug-in-Hybriden mit optionalem Solardach. Nennleistung damals: 180 Watt, die unter optimalen Bedingungen pro Tag für zusätzliche fünf Kilometer Fahrt sorgen sollte. Aufs Jahr gerechnet, gingen die Japaner auch von 1.000 Kilometer Reichweitengewinn aus. Außerdem laden die Zellen während der Fahrt die 12-V-Batterie, was das Bordnetz entlastet und dadurch den Spritverbrauch senkt.

Solardach für Bus und ID.Buzz

Ähnlich will auch Sono Motors, die mit dem solargetriebenen Sion gescheitert sind, nun etwa Diesel-Busse mit Solarzellen nachrüsten. Einsparungspotenzial laut Hersteller: bis zu 1.500 Liter Diesel pro Bus und Jahr.

Sono Motors Linienbus Solardach Foto: Sono Motors

Sono Motors will Diesel-Busse mit Solarzellen nachrüsten. Einsparpotenzial laut Hersteller: bis zu 1.500 Liter pro Jahr.

Und auch für den VW ID.Buzz arbeitet man am Solardach. Der Tuning-Spezialist Abt hatte dies im April 2023 angekündigt. Laut Matthias Drossel wären die von Abt angegebenen 600 Watt Extra-Energie für den Buzz plausibel, was bis zu 3.000 km zusätzliche Reichweite pro Jahr ermöglichen soll.

Kommerzielle Vermarktung von Solardach noch nicht möglich

Auf Anfrage teilt Abt jedoch mit, dass der für Anfang 2024 angegebene serienmäßige Produktionsstart nur "eine voraussichtliche zeitliche Indikation war". Aktuell gebe der Markt leider noch keine serien- bzw. wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen her, weshalb die kommerzielle Vermarktung des Solardachs zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich sei.

Das Thema werde nun im Rahmen eines Forschungsprojekts gemeinsam mit der Volkswagen-Lehrwerkstatt weiterverfolgt und optimiert, um gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt die Serienfertigung zu starten. Scheint also auch weniger zukunftsträchtig.

Ob sich das kostenseitig überhaupt lohnt, ist zudem fraglich. Toyota verlangte etwa für das optionale Solardach 2.924 Euro. Das muss man erst mal reinfahren. "Da wir mit dem deutlich preiswerteren PV-Ausbau auf Dächern noch viel Potenzial haben, ist es wirtschaftlicher, zuerst diese oder Carports zu bestücken. Solarzellen auf Autos lohnen sich derzeit daher kaum", so die Einschätzung von Matthias Drossel.