Techno Classica 2016
Die Schocker und die Schönen
Mehr als 2.500 Klassiker kann man in diesem Jahr bei der Techno Classica sehen. Wir haben uns die Mühe gemacht, sind 36,78 km gelaufen und können nun präsentieren: Die Highlights der Redaktion.
10.04.2016
Alf Cremers, Kai Klauder, Clemens Hirschfeld
Foto: Motor Klassik
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Top 1: Was für ein Schiff, Verzeihung: Kombi. Einfach großartig, so ein Chrysler New Yorker, in diesem Fall ein Kalifornien-Auto Jahrgang 1964 aus - Achtung! - Erstbesitz. Und eines von insgesamt nur 1.170 gebauten Exemplaren. Unrestauriert, versteht sich. Und mit nur 111.000 Meilen auf dem Tacho.
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Auch die in weiß gehaltene Inneneinrichtung präsentiert sich in einem sehr gepflegten Zustand. Das Automatikgetriebe des 340 PS starken 6,8 Liter (413 cui) V8 wird übrigens durch Drucktasten im Armaturenbrett bedient. B-Säulen? Fehlanzeige.
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Natürlich verfügt so ein Kombi über eine dritte Sitzbank, die in diesem Fall entgegen der Fahrtrichtung eingebaut ist. Das Heckfenster lässt sich elektrisch versenken, und wer jetzt noch ein Auto sucht, um sein Boot zu ziehen, hätte hier zugreifen sollen, da eine Anhängerkupplung bereits ebenfalls vorhanden ist.
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Top 2: Pegaso Z -102 B Series 2 Berlinetta Touring, Jahrgang 1955. Diesen grandiosen Sportwagen hatte ich irgendwie überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Und nun sorgt der Anblick dieses perfekt proportionierten Spaniers mit seiner bei Carrozzeria Touring gefertigten Karosserie für feuchte Hände. Allein schon diese aggressive Front und die Haube mit den beiden Lufthutzen - zum Niederknien schön!
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Drei große Rundinstrumente zieren das Cockpit, die Anordnung ist allerdings ungewöhnlich: links der Drehzahlmesser, mittig eine Kombianzeige für Tankinhalt, Wassertemperatur, Öldruck und Öltemperatur, und rechts schließlich der Tacho.
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Unter der schicken Coupé-Hülle steckt eine 230 PS starkes 3,2 Liter V8-Aggregat mit vier obenliegenden Nockenwellen und vier Doppelvergasern. Mit einem Topspeed von über 230 km/h gehörte dieser Pegaso Mitte der 50er Jahre zu den schnellsten Sportwagen.
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Top 3: Fast wäre ich im schmuck- und lichtlosen Keller der Messehallen an diesem BMW 1800 vorbeigelaufen. Ein echtes Schätzchen auf den zweiten Blick, welches 1965 in Nordschweden ausgeliefert wurde und seitdem nur einen Besitzer hatte. Der Zustand? Unrestauriert und nahezu makellos.
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Auch der Innenraum des 1800er scheint die vergangenen fünf Jahrzehnte schadlos überstanden zu haben. Nur ein paar harmlose Gebrauchsspuren, ansonsten präsentieren sich Polster und Armaturen in einem überaus gepflegten Zustand. Für 12.000 Euro ist dieses Auto ein echtes Messe-Highlight.
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Flop 1: Okay, man kann es ja mal versuchen - ein Chevrolet El Camino-Chassis Jahrgang 1972 im aufgepimpten Dragster-Trimm für 18.500 Euro anzubieten. Ein Motor und sämtliche Innereien (mit Ausnahme eines Lenkrads und eines Käfigs) fehlen allerdings.
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Ach ja, für die geforderte Kohle rückt der Verkäufer sämtliche Originalteile mit heraus. Ist sicherlich ruckzuck erledigt, diesen grünen Dragster-Verschnitt wieder in einen schicken El Camino zurück zu verwandeln. Mein Tipp: Sich gleich auf die Suche nach einem schönen El Camino machen. Ist nämlich ein großartiges Auto (und auch nicht teurer als diese leere Hülle)!
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Flop 2: Klare Sache, das Preisniveau. 50.000 Euro verlangt ein Händler für diesen indisch-roten Porsche 924. Nun gut, erste Hand und nur 9.561 Kilometer sind wahrhaftig gute Argumente für einen Preisaufschlag, aber gleich 50 Riesen? Ich vermute, dass sich da so mancher Porsche-Fan doch lieber für einen Elfer entscheidet.
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So sieht ein kam gefahrenes Ersthand-Auto also von innen aus - nämlich nahezu unberührt. Ist ja auch kein Wunder, denn dieser 924 wurde seit 1992 keinen Zentimeter mehr bewegt. Allerdings sollen inzwischen sämtliche Wartungsarbeiten erledigt worden sein.
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Am Unterboden, in den Radkästen und im Motorraum finden sich noch Spuren der ursprünglichen Wachsschicht. Hier die Eckdaten des Autos: Baujahr 1984, 4 Zylinder, 1960 cm², 125 PS. Und noch einmal der Preis: fünfzigtausend Euro!
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Flop 3: So ein Lamborghini Diablo SE 30 ist sicherlich ein feines Auto, zudem handelt es sich hier auch noch um eine Sonderserie anlässlich zum 30. Firmenjubiläum. Die Farbe Violett Metallic raubt diesem (397.000 Euro teuren) Sportwagen allerdings jegliche Würde. Über Geschmack lässt sich streiten? Nicht in diesem Fall!
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Alf Cremers Top 1: Audi Quattro
Ein Audi Quattro Baujahr 1982 für vergleichsweise günstige 38.900 Euro. Das rustikal gestylte Macho-Coupé in diamantsilber-metallic mit 170.000 Kilometern besticht durch rostfreien Zustand, schwarze Lederausstattung und ein Jahr Garantie. TÜV und H inklusive.
Foto: Motor Klassik
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Alf Cremers Top 2: Plymouth Valiant
Eines der sympathischsten Autos der Messe. Grundehrlich und schnörkellos auf dem Verkaufsschild beschrieben, Zustand 3 +, fairer Preis, nämlich 6900 Euro, deshalb auch kein Verhandlungsspielraum. Auf dem zierlichen Breitbandtacho stehen geraede einmal 97 000 km.
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Alf Cremers Top 3: Mercedes 600
Ein wahrhaft staatstragender Mercedes 600 mit normalem Radstand, den kosmetischen Zusatz „SWB“ lasse ich nur bei Ferrari gelten, aus afrikanischem Diplomatenbesitz. Außenfarbe DB Schwarz 040 kombiniert mit Leder rot, eine hinreißend anmutigende Mischung, gekrönt von üppig eingesetztem Palisander zwecks Möblierung dieser Staatskarosse, die lange in Zaire gedient hat und mit einer sensationell niedrigen Laufleistung von 74 000 km aufwartet.
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Alf Cremers Flop 1: Mercedes Koenig Umbau 450 SL
Der Testarossa-Auswuchs steht der Naturschönheit 107er-SL gar nicht. Ein Glück, dass es nur 40 dieser Koenig-Specials gab, dieser aus dem Baujahr 1977, hat sogar mit Zertifikat überlebt. Auf Anfrage teilt der südländisch wirkende Verkäufer sehr selbstbewusste „ 50 000 Euro“ mit.
Foto: Motor Klassik
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Alf Cremers Flop 2: Mercedes 400 SE
Immerhin, das Preisschild ist korrekt ausgefüllt, sonst schreiben sie immer S 400 drauf. Außerdem ist es informativ („Technisch sehr gut, alles funktioniert, kein Reparaturstau, TÜV neu“) und wird täglich reduziert, wir sind jetzt bei 2500 Euro angelangt. Hier steht ein Kiesplatzauto auf der größten Oldtimermesse der Welt und damit wurde das Thema verfehlt.
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Alf Cremers Flop 3 Horch 901
Natürlich ist seine Technik imposant. Der mittelschwere Einheits-Pkw mit Einzelradaufhängung und Allradantrieb wurde von Horch in Zwickau entwickelt. Der Wagen ist perfekt restauriert, der Preis wird nur auf Anfrage genannt, ich schätze er wird so um die 250 000 Euro liegen.
Foto: Motor Klassik
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Dirk Johae - Top 1: Etwas abseits der Hauptbesucherströme auf der Techno Classica Essen zeigt Thomas Feierabend ein Prachtexemplar des BMW 507 in der Farbe "Federweiß". Das Auto aus der Serie 1 ist das erste in die Schweiz ausgelieferte Exemplar.
Foto: Kai Klauder
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Dieser BMW 507, der im Juli 1957 mit dem Hardtop als Zusatzausstattung an einen Händler in Zürich ausgeliefert wurde, trägt die Chassisnummer 70019. Das Auto hatte nur drei Vorbesitzer.
Foto: Kai Klauder
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Einziger Makel: Der ursprüngliche Motor wurde durch einen baugleichen V8 aus einem 503 ersetzt.
Foto: Kai Klauder
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Mein Top 2 auf der Techno Classica Essen: Dieser Prototyp eines Audi Quattro wird erstmals außerhalb des Museum Mobile von Audi in Ingolstadt gezeigt. Der Mittelmotorwagen wurde mit Blick auf die Rallye-Weltmeisterschaft 1987 gebaut, in der die Gruppe-S-Autos zugelassen werden sollten.
Foto: Dirk Johae
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Doch der 500 PS starke Mittelmotor-Quattro hat lediglich rund 30 Kilometer zurückgelegt. Dann wurde das Projekt gestoppt, weil Audi sich 1986 aus der Weltmeisterschaft zurückzog. Dieser Prototyp mit Kunststoffkarosserie und Gitterrohrrahmen blieb ein Einzelstück.
Foto: Dirk Johae
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Neben diesem Prototyp entstand bei Audi übrigens noch ein zweiter Prototyp für die Gruppe S, der wahrscheinlich nicht mehr existiert.
Foto: Dirk Johae
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Mein Top 3 ist wie der Audi Prototyp in Halle 7 zu sehen: 2,5 Jahre restaurierten die Spezialisten von Porsche Classic den 911 S 2.5 aus dem Baujahr 1972. Mit diesem 270 PS starken GT gewann der spätere Le Mans-Sieger Jürgen Barth zusammen mit dem Schweizer Sylvain Garant und dem US-Amerikaner Michael Keyser die GT-Klasse bis 3 Liter Hubraum beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Foto: Dirk Johae
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Den 911 S 2.5 baute Porsche 1972 für den Kundensport auf. Vom dem 960 Kilogramm wiegenden Renn-911 wurde insgesamt vom Werk nur 24 Autos gebaut.
Foto: Dirk Johae
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Kaum zu glauben: Vor etlichen Jahre wurde der Porsche 911 S 2.5 in den USA in desolatem Zustand entdeckt. Jetzt befindet er sich in restauriertem Zustand und sieht aus wie das Le-Mans-Einsatzauto von vor 44 Jahren.
Foto: Dirk Johae
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Es ist nicht neu, aber erneut das Thema der Messe und mein erster Flop: Die Preise für die angebotenen Klassiker. „Hoch, höher, am höchsten“, könnte das Motto lauten. Ich lasse mir aber den Spaß nicht verderben.
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Mein zweiter Flop ist die Geheimniskrämerei mancher Anbieter. Zum Porsche 908/3 in Martini-Lackierung gibt es Informationen nur auf Anfrage: Es ist das Auto, welches zuletzt 2014 von Bonhams bei einer Auktion in den USA angeboten wurde.
Foto: Dirk Johae
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Schade: Der Porsche 908/3 hätte mehr Beachtung und eine schönere Präsentation verdient.
Foto: Kai Klauder
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Mein letzter Flop: Das Zeigen von Neuwagen nebst Deutschland-Präsentationen auf einer Klassiker-Messe. Das mögen die Organisatoren als Beleg für den Stellenwert der Techno Classica sehen. Mir macht das keinen Spaß. Aber zum Glück ist das Angebot der Techno Classica vielfältig genug.
Foto: Kai Klauder
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Top 1 von Kai Klauder: Zum ersten Mal habe ich den Slaby Beringer gesehen - und mich sofort verliebt in das Cycle Car.
Foto: Kai Klauder
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Rudolf Slaby baute ab 1919 bis 1924 in Berlin diesen Renault Twizy-Vorreiter mit 24-Volt-E-Antrieb.
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Ab 1923 gab es auch eine Version mit 170-Kubik-Einzylinder und 3 PS - immerhin ausreichend für 40 km/h.
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Top 2 von Kai Klauder: Wieder mal faszinierten mich die Seitenblicke zu den Modellbau-Enthusiasten.
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Der Rohrrahmen ist gelötet - für solch filigrane Arbeit benötigt man Chirurgenhände.
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Auch den Bau der wunderbaren Dioramen verlangt nach Geduld.
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Top 3: Auf der Suche nach den Alternativen zum Bulli gibt es auf der Techno Classica einen wunderbaren Goliath Luxus Express von 1956 mit 40.988 km - für 28.900 Euro.
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Sonder-Top 1: Der ADAC schmückt seinen Stand mit einem wunderbaren Auflieger-Bus - Traumwagen!
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Sonder-Top 2: Das 500Forum.de zeigt auf der Techno Classica, wie ein Modellauto-Fiat 500 aus dem Kasten neu entsteht.
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Im Laufe der Messe soll der kleine komplett fertig gestellt werden.
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Flop 1: Unverschämter Preis #1 - BMW Z3 M Coupé in Phoenixgelbe-Metallic mit 7.541 km auf der Uhr und S54-Motor.
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Der Wagen soll nicht 80.000 Euro, nicht 100.000 Euro - sondern sage und schreibe 129.500 Euro kosten!
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Flop 2: Unverschämter Preis #2 - zugegeben, der Zustand des 280 SL von 1969 ist top. Doch auch das rechtfertigt in meinen Augen nicht den Preis von....
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... Unglaublichen 234.980 Euro. Zum Vergleich: Ein Zustand-2-Exemplar steht mit 104.000 Euro in der Liste.
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Flop 3: Meine Vermutung wurde bestätigt - Elvis lebt doch noch. Wer es nicht glaubt, kann sich an dem schönen Stand von der IG-T3 überzeugen. Und er ist immer noch recht fit. Zum Ausruhen steht ein Stretch-T3 parat.
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Franz-Peter Hudek - Flop 1: Mal wieder einen der bei uns in Deutschland so beliebten Wölfe im Schafspelz, um andere Verkehrsteilnehmer zu beeindrucken und zu verblüffen. Wer’s nötig hat? VW 411 mit Allradantrieb und 480 PS unterm Kofferraum
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Die Technik liefert der Porsche 997 Turbo, die in diesem hübschen VW-Kombi mit verstärktem Chassis verbaut ist. Dazu zählt auch eine gigantische Bremsanlage in Kombination mit einem kitschigen Fuchsfelgen-Verschnitt
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Franz-Peter Hudek - Flop 2: Mercedes SLR McLaren Stirling Moss im Stil des 300 SLR von 1955. Dieser Roadster hat keine Windschutzscheibe und läuft über 300 km/h. Es ist ein im Retro-Stil umgebautes SLR-Coupé. Keine Tuner-Bastel-Nummer, sondern von Mercedes!
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Abgedecktes Beifahrer-Cockpit und zwei Schutzhutzen über den Insassen, damit auch unterwegs nichts passiert, wenn die 650 Kompressor-PS losbrüllen. Diese Autos sind die Geisel der Mille Miglia, wenn die Herrenfahrer damit durch Italien toben
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Franz-Peter Hudek - Flop 3: Mechatronik M-SL 430. Pagode mit V8-Motor und 340 PS. Schafft auf der Autobahn 230 km/h und geht in 5,8 Sekunden von Null auf 100. Na klar doch: mal wieder Wolf im Schafspelz. Aber mattschwarz anstatt Chrom? Sieht doch aus wie ein Plastik-Kitcar aus Kambodscha.
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Franz-Peter Hudek - Top 1: Mit diesem Lancia Beta Montecarlo Turbo hat Hans Heyer gegen stärkste Konkurrenz von BMW 320 und Ford Capri 1980 die Deutsche Rennsport Meisterschaft gewonnen.
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Der 1,4-Liter-Vierzylinder leistet 473 PS bei 9500/min. Durch die hellblaue Lackierung des Trikotagen-Herstellers Fruit oft the Loom (kein Obst-Importeur) war der Hans-Heyer-Lancia zu Rennzeiten sehr populär
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Franz-Peter Hudek - Top 2: Auf dem Freigelände gab es per Zufall die dazu passende Serienversion in der fast gleichen Farbe. Hübsches, interessantes Mittelmotor-Coupé, von dem nur 7800 Stück gebaut wurden. Ein echter, bezahlbarer Lancia-Klassiker: ca. 15 000 Euro
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Franz-Peter Hudek - Top 3: Porsche 968 Clubsport. Ein Youngtimer mit den besten Anlagen zum Klassiker. Komplett ohne elektrische Helfer wie Fensterheber und Klimaanlage, 20 mm tiefer und 50 Kilogramm leichter als ein Normaler 968. Hinten keine Sitze
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Typisches Porsche-Gesicht mit flach liegenden Klappscheinwerfern. Vom 968 CS wurden nur 1538 Einheiten produziert. Dank 240 PS fast so schnell wie ein Elfer aus den Neunzigern
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Franz-Peter Hudek - Top 3: Mein erstes Auto war ein Ford 12 M 1300 S mit 53 PS. Immerhin ein „S“, der brachte drei PS mehr! Geträumt habe ich von einem 15 M RS mit 75 PS und 160 km/h Spitze. Dazu Halogen-Scheinwerfer, Rallyefelgen und -streifen. Ein Wolf im Wolfspelz eben
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Innen natürlich jede Menge Zusatzinstrumente, Schalensitze und sogar Mittelschaltung, was für den Fronttriebler ziemlich viel Aufwand bedeutete. Trotz dieser durchgreifenden Modifikationen sind keine Rallye-Siege bekannt
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Franz-Peter Hudek - Top 4: Fiat zeigte seinen neuen Abarth 124 Spider mit 170 PS. Ein hübscher, kerniger Roadster, der die Lücke zwischen MX5 und Mercedes SLK (jetzt SLC) schließt. Dass ein MX5 darunter steckt, ist heutzutage ok. Der 124 Spider wirkt aber größer und erwachsener
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Franz-Peter Hudek - Top 5: Nun zu den wirklichen Höhenpunkte. Das sind einfach Modellreihen oder Einzelstücke, die man vorher noch nie gesehen hat wie diesen Hudson Italia mit Touring-Karosserie von 1953. Es entstanden nur 25 Stück
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Kurioses Detail sind die drei unter Putz verlegten Heizungsrohre, in denen die winzigen Rückleuchten stecken. Der mickrige Breitmaul-Auspuff des Reihensechszylinders lugt unter der Stoßstange hervor
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Franz-Peter Hudek - Top 6: Wenn Elfer, dann richtig. Das hier ist einer der verrücktesten Umbauten für die Rennstrecke, ein 935 K3 aus der Gruppe 5. Dabei durfte wie bei unserem Lancia so ziemlich alles mit Ausnahme von Dach, Türen und Scheiben verändert werden
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So ein 935 siegte 1979 in Le Mans. Daraufhin ließ sich der Industrie-Magnat und Formel 1-Zampano Walter Wolf diese Straßenversion von Kremer-Racing anfertigen. Sie erhielt in Kanada eine Straßenzulassung. 740 PS, 338 km/h. Ein Wolf im Schafspelz eben
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Franz-Peter Hudek - Top 7: Nun mein persönlicher Messe-Hit, ein Pontiac Bonneville von 1958. Das damals neue Spitzenmodell gab es nur als Coupé und Cabrio. Es wirkt nicht so aufgeblasen wie ein Cadillac oder Chrysler. Und es ist der direkte Vorgänger meines Bonneville SSE von 1991
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Man beachte das zweifarbige Dach und dessen sportliches Entlüftungsgitter. An der Fahrzugflanke ist eine Boden-Boden-Rakete angebracht. Mit sechs Liter hat der V8 relativ wenig Hubraum, ist aber mit drei Doppelvergasern bestückt und heißt deshalb Tri-Power
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Die Übermacht von Porsche 911 und Mercedes Pagode und R107 ist noch größer geworden. Neu ist dabei allerdings so gut wie nichts - außer den nochmals gestiegenen Preisen. So gibt es auf der Techno Classica 2016 eine neue Rekord-Pagode: Für 234.980 Euro kann man den 1969er 280 SL in Graublau-Metallic kaufen. Alf Cremers fand vor allem auf den Freigeländen, sechs Autos, die entzückten oder abtörnten, seine persönlichen Tops und Flops.
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Das 500-Forum zeigt auf der Techno Classica einen Fiat-500-Bausatz im Maßstab 1:1.
Audi Quattro für 38.900 Euro
Bei CCC alias Charles Classic Cars in Halle 12 gleich bei BMW um die Ecke lockte der trommelnde Turbosound des Fünfzylinders. Ein Audi Quattro Baujahr 1982, also noch der ohne dieses alberne Mäusekino, aber mit mechanisch zu betätigenden Differenzialsperren auf der Mittelkonsole, wurde dort für vergleichsweise günstige 38.900 Euro feilgeboten.
Das rustikal gestylte Macho-Coupé in diamantsilber-metallic mit 170.000 Kilometern besticht durch rostfreien Zustand, schwarze Lederausstattung und ein Jahr Garantie. Charles, ein Holländer im besten Alter, ist überdies ein total sympathischer Typ mit subtiler Überredungskunst, ich war drauf und dran zum Geldautomaten zu laufen und eine symbolische Anzahlung zu machen. TÜV und H in Deutschland natürlich inklusive. Man kann sogar die seltenen Fuchs-Schmiederäder bekommen, gegen einen geringen Aufpreis.
Der Grund, warum dieser wunderbare Quattro mit der herrlichen Ausstrahlung nicht schon gleich am ersten Messetag weg war, liegt wohl in der US-Version begründet. Die ist mit nur 165 PS Leistung auf dem Niveau eines Audi 100 Turbo mit Katalysator, was vielen zu wenig erscheint. Aber mir ist Leistung nicht wichtig und der Rest stimmt!
Mercedes-Benz 350 SL, Koenig-Special
Eine echt gruselige Karre auf die man die beste Aussicht vom Stehtisch vor dem VW-Currywurstbus hatte. Dutzende sind schon grinsend vorbeigezogen, als ich mich dazu herablasse mal mit vorgehaltener Hand durch die Seitenscheibe des Rotlicht-350 SL zu blicken. Auch innen alles in Classicweiß getüncht und das im wahren Wortsinn, denn die Farbe sieht aus wie mit der Lammfellrolle über Leder und Kunststoffteile verteilt. Hinten drauf steht auch noch ein hochstaplerisches 450 SL.
Der Testarossa-Auswuchs steht der Naturschönheit 107er-SL gar nicht. Ein Glück, dass es nur 40 dieser Koenig-Specials gab, dieser aus dem Baujahr 1977, hat sogar mit Zertifikat überlebt. Auf Anfrage teilt der südländisch wirkende Verkäufer sehr selbstbewusste „50.000 Euro“ mit. Wer dennoch ein heißes Verlangen nach diesem auffälligsten Personenwagen Deutschlands hat: Hier die Telefonnummer: 0177-3445533.
Eines der sympathischsten Autos der Messe. Grundehrlich und schnörkellos auf dem Verkaufsschild beschrieben, Zustand 3 +, fairer Preis, nämlich 6.900 Euro, deshalb auch kein Verhandlungsspielraum. Der Schweiz-Import mit trotz Hemi-Brennräumen wie beim Challenger gerade einmal 107 PS starkem 3,6 Liter-Sechszylinder ist bekannt aus dem Film „Duell“ von Steven Spielberg und als Baujahr 1974 genauso alt.
Ich finde den Wagen so unaufgeregt bedeutend wie kaum einen anderen, das Interieur ist blitzsauber, Sitzbank und Lenkradwählhebel vermitteln echtes Ami-Flair. Auf dem zierlichen Breitbandtacho stehen geraede einmal 97.000 km, dazu gibt es noch reichlich TÜV und H. Einsteigen und Losfahren mit der günstigsten Eintrittskarte in den Mopar-Club.
Foto: Kai Klauder
Franz-Peter Hudek und der Porsche 968 Clubsport.
Mercedes-Benz 400 SE
Immerhin, das Preisschild ist korrekt ausgefüllt, sonst schreiben sie immer S 400 drauf. Außerdem ist es informativ („Technisch sehr gut, alles funktioniert, kein Reparaturstau, TÜV neu“) und wird täglich reduziert, wir sind jetzt bei 2.500 Euro angelangt, gestern waren es 2.650 Euro und davor standen 3.650 dran.
Geparkt auf Freigelände III wirkt diese große S-Klasse W 140 wie hingeworfen. Es sieht so aus, als hätte man ein Messe-Kurierfahrzeug mal schnell mit Preisschild und Roter Nummer dekoriert, um sich weite Fußmärsche zum Stand zu sparen.
Denn der eigentliche Flop ist weniger das Auto mit Beulen auf dem Dach und Ex-Radlaufchrom-Roststellen ringsrum, sondern die Präsentation. Hier steht ein Kiesplatzauto auf der größten Oldtimermesse der Welt und damit wurde das Thema verfehlt. Trotzdem ein fairer Preis für eine Luxuslimousine mit Schönheitsfehlern und nur 155.000 Kilometern.
Nun ja, Rote Nummer hätte ich ja eigentlich dabei, wenn ich meine Karte dalasse und 1.000 spuckt der Geldautomat… schönen heimfahren kann man wirklich nicht, wie früher im TEE erster Klasse… Die Mobil-Nummer vom Preisschild verrate ich nicht, vielleicht rufe ich ja doch noch an.
Mercedes-Benz 600
Für 225.000 Euro kann man sich auch einer der vielen 64er bis 68er Porsche 911-Scheunenfunde der Messe ins Wohnzimmer stellen, ihre Patina anbeten. Dass sie nicht fahrbereit sind, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Restaurierungskosten in Höhe von geschätzt 100.000 Euro würden dabei auch noch entfallen. Doch es gibt eine Alternative, die zu viel mehr fahrbereitem Auto fürs gleiche Geld führt und die steht bei E. Thiesen.
Ein wahrhaft staatstragender Mercedes 600 mit normalem Radstand, den kosmetischen Zusatz „SWB“ lasse ich nur bei Ferrari gelten, aus afrikanischem Diplomatenbesitz. Außenfarbe DB Schwarz 040 kombiniert mit Leder rot, eine hinreißend anmutende Mischung, gekrönt von üppig eingesetztem Palisander zwecks Möblierung dieser Staatskarosse, die lange in Zaire gedient hat und mit einer sensationell niedrigen Laufleistung von 74.000 km aufwartet.
Diese „Große Mercedes“ ist ein ganz früher aus der zweiten Serie, also Baujahr 1968, erkennbar an den einteiligen Radkappen den Kopfstützen und dem trapezförmigen Außenspiegel. Das Preis-Leistungsverhältnis des technisch aufwändig revidierten Wagens ist außergewöhnlich gut. Der 600 ist ohne Pullman-Zusatz viel besser proportioniert und als eines der hochkarätigsten Automobile der Technikgeschichte immer noch unterbewertet.
Horch 901 Kommandeurswagen der Wehrmacht
Okay, der Zweite Weltkrieg ist leider ein wichtiges Kapitel jüngerer Geschichte. Aber trotzdem finde ich es beklemmend, wenn gerade auf dem lässigen Innenhof-Freigelände mit seiner Softeis und Bier-Partyatmosphäre ein ehemaliger Kommandeurswagen der Wehrmacht wie auf dem Präsentierteller steht. Dabei ist es auch unbestritten, dass das Dritte Reich den technischen Fortschritt enorm forciert hat. Fasziniert vom Heeresgrauen habe ich mir den Horch 901 angesehen, natürlich ist er eindrucksvoll mit seinen mittigen Stützrädern.
Natürlich ist seine Technik imposant. Der mittelschwere Einheits-Pkw mit Einzelradaufhängung und Allradantrieb wurde von Horch in Zwickau entwickelt. Unter der markanten Fronthaube steckt der 3,6 Liter-V8 mit hängenden Ventilen des vergleichsweise modernen Zivil-Pkws Horch 830, der zahme 80 PS leistet. Der Wagen ist perfekt restauriert, der Preis wird von E. Thiesen nur auf Anfrage genannt, ich schätze er wird so um die 250 000 Euro liegen.
Beim Betrachten denke ich an Russlands unbezwingbare Weiten und an überdehnte Nachschublinien auch mit Treibstoff. So ein Ungetüm braucht schon auf der Straße 30 Liter. Vergeblich suche ich eine Tankuhr, zähle Tacho, Öltemperatur, Öldruck, Amperemeter und Fernthermometer fürs Kühlwasser, aber eine Tankuhr finde ich nicht… dabei war sie doch so wichtig, wenn die Rote Armee nahte.
Foto: Kai Klauder
Dirk Johae mit einem seiner Tops: BMW 507.
Vorläufer des Renault Twizy
Wir sind allerdings lieber weiter gelaufen und fanden auf den Freigeländen und in den Hallen der weltgrößten Klassikermesse auch unscheinbare Oldtimer, seltene Vorkriegsautos und wie immer auf der Techno Classica - auch Fahrzeuge, die wir noch nie gesehen haben. Ein Beispiel gefällig? Der Slaby Beringer von 1924. Dieses Fahrzeug ist der legitime Vorgänger des Renault Twizy - Einsitzer-Karosserie mit einer Breite von wenig mehr als 50 cm, keine Seiten- (und auch sonstige) Scheiben und: Elektroantrieb.
Der Schöpfer dieses sympathischen Kleinstwagens heißt Dr. Rudolf Slaby und baute 1919 die ersten Exemplare seines Slaby Beringer mit Holzkarosserie und einem 24-Volt-Antrieb. Die Stückzahlen sind bemerkenswert: Rund 1.000 Exemplare wurden bis 1924 verkauft. Ab 1923 gab es zudem eine Version mit einem Einzylinder-Zweitakt-Motor von DKW. Der kleine 170-Kubik-Motor leistet 3 PS und beschleunigt den Slaby auf bis zu 40 km/h. Zu sehen ist der Winzling auf dem Messestand von Audi.
Franz-Peter Hudek schaute diesmal nicht so stark auf die Preis-Sticker, sondern freute sich einfach über großartige und einmalige Automobile, wie sie nur in Essen zu finden sind. Darunter auch einige meist sündhaft teure Flops, die vor allem von den Schönen und Reichen dieser Welt gekauft werden. Viel Spaß bei der Bilder-Show.