Opel Kadett City 1200 und Opel Adam 1.4 Jam

Adams Family im Fahrbericht

1975 braucht Opel schnell eine Antwort auf den VW Golf und entwickelt den Kadett City. 2013 braucht Opel endlich eine Antwort auf den Mini und erfindet den Adam. Eine kleine Geschichte darüber, was passiert, wenn sich Geschichte wiederholt.

Opel Kadett City 1200, Opel Adam 1.4 Jam, Frontansicht Foto: Hans-Dieter Seufert 19 Bilder

Ein geschätzter Redaktionskollege hätte diesen Artikel mit einem Wortspiel über „Sex and the City“ anfangen können. Besaß er doch in jüngeren Jahren einen Kadett C City, in dem er nicht nur die Heide eroberte, sondern „auch die Tine“. Doch als Magazin für die ganze Familie schwelgen wir nun nicht in romantischen Erinnerungen, starten stattdessen einen historischen Exkurs ins Jahr 1974, als der VW Golf auftritt und für den Kadett alles ändert.

1975 fordert Opel VW mit dem Kadett heraus

Seit 1962 rivalisiert der mit dem Käfer, kommt 1973 in Generation drei wieder hinterradgetrieben und stufenheckig daher. Es gibt ihn als Kombi, Coupé und Cabrio. Doch die Kadetten wirken altertümlich, als der Golf Quermotor und Frontantrieb endgültig in der Kompaktklasse etabliert. Opel braucht schnell eine Antwort auf den VW.

Zu dessen Vorzügen zählen auch die große Heckklappe und die klappbare Rückbank. Beides habe sich in den Kadett einkonstruieren zu lassen, beschließt die Chefetage von Opel. Die Techniker stutzen den Stufenheck-Kadett um 23 Zentimeter, schrauben die kompaktere Hinterachse des Caravan drunter, damit über Kardan und Differenzial Platz für Reserverad und Tank bleibt. Weil der Kofferraum dadurch ohnehin schon knapp ist, rückt die Fondbank ein Stück nach vorn, lässt sich immerhin umklappen und mit feschem Schottenkaro beziehen. Hinten die große Klappe dran, fertig ist der City.

Schon im Herbst 1975 fordert der Opel Kadett City den Golf heraus. Insgesamt laufen 263.090 City vom Band – was nach viel klingt, solange man verschweigt, dass VW allein im Jahr 1976 doppelt so viele Gölfe baut, nämlich 528.872. 1981 endet der Verkauf des City in Deutschland, seine Karriere aber noch lange nicht. Bis 1987 wird er im Amerikanischen von Chevrolet bis Pontiac von GM-Marken verkauft.

Unseren kermitgrünen 75er City rüttelt nun der Anlasser wach. Der 1,2-Liter-Vierzylinder scharrt sich in einen unternehmungslustigen Leerlauf, der erste Gang klackt locker rein. Beim Anfahren reckt der Opel Kadett City das Heck, zieht dann prustend los. Leicht und flockig dreht dieser Motor, der für den A-Kadett entwickelt wurde, bis 1993 blieb und mit seiner Zuverlässigkeit Imperien überdauert. Diesen City hat der 1200er in 39 Jahren erst 103.000 km vorangebracht. Von ihm lässt sich der hinterradgetriebene Kadett nicht zu sachtestem Leistungsübersteuern verführen. Doch er kurvt munter, von der Lenkung präzise geführt durch Biegungen, stoppt dann neben dem Adam.

Opel Adam als Antwort auf den Mini

Dieser kleine Adam ist der größte Opel seit Jahren, für viele derzeit das beste Modell der Marke. Wie der City entstand der Adam in einer Zeit der Defensive auf Basis eines größeren Modells. Wobei er alle Tantigkeit des Corsa hinter sich lässt. Vor allem aber ist er neben aller Lifestylerei und den Hunderttausenden Individualisierungsmöglichkeiten ein richtig gutes Auto. Dazu braucht es eben noch immer mehr als einen LED-beglimmten Innenhimmel oder eine moderne Infotainment-Abteilung, nämlich auch bequeme Sitze, einfache Bedienung, ein kompetentes Fahrwerk und motivierte Motoren. Dem Vierzylinder hilft die knapp gestufte Fünfgangbox über die Durchzugsschwäche hinweg. So tourt der Adam energisch los, wetzt aufgekratzt über Landstraßen, wuselt mit der leichtgängigen City-Kennlinie der Servolenkung quirlig durch die Stadt und rangiert sich tollkühn und selbstständig in enge Parklücken. Bei alldem bewahrt er Opel-Tugenden, fährt sicher, solide, sparsam.

Der Opel Kadett C City war eine Reaktion auf den Golf, eine Notlösung, um fünf Jahre zu überbrücken, bis der Kadett D ebenfalls mit Quermotor-/Frontantriebs-Layout kam. Manche meinen, Opel hätte bis 2013 gebraucht, um diese fünf Jahre wieder aufzuholen. Dann kam der Adam, ein Symbol der Stärke, Schaffenskraft und des Überlebenswillens der Marke. Mit dem Mini-Gegner, einem Auto, das man nicht braucht, sondern will, hat Opel noch mal bei Adam angefangen.