1988er Porsche-Prototyp 984 erstmals präsentiert

Der geheime Mini-Elfer

In den Jahren 1984 bis 1988 arbeitete Porsche an einem streng geheimen Zweisitzer, der wie ein verkleinerter 928-Roadster wirkt. Allerdings röhrte im Heck ein luftgekühlter Vierzylinder-Boxermotor, und das Dach konnte man nach hinten kippen.

Porsche 984 Concept Car Foto: Franz-Peter Hudek 12 Bilder

Im Porsche Museums-Lager parken rund 300 Autos. Es ist das rollende Firmen-Archiv der weltbekannten Sportwagenmarke und umfasst alle wichtigen Serien-Autos mit Sondermodellen, Test- und Erprobungsfahrzeuge, Rennwagen sowie Prototypen aus der Fahrzeugentwicklung. Viele der Autos sind in riesigen Regalen dreifach übereinander gestapelt, andere verstecken sich unter weißen Paletots mit dem Porsche-Wappen. So auch der kleine, nur 3,8 Meter lange 984, den man als kuriosen Mix aus Porsche 914 und 928 charakterisieren muss. Ein Technik- und Design-Kombination der 60er mit den 80er Jahren. Was steckte dahinter?

Back to the roots

Die Entwicklung des Porsche 984 verlief völlig geheim. Ziel war ein möglichst kompaktes, leichtes und strömungsgünstiges Fahrzeug, das laut Lastenheft „höhere Fahrleistungen als vergleichbare Sportwagen durch geringere Fahrwinderstände anstatt durch höhere Motorleistung“ erzielen sollte.

Es war ein Leergewicht von nur 934 Kilogramm vorgesehen, sodass 135 PS ausreichten, um einen Topspeed von 230 km/h zu erreichen. Das Projekt erinnert an die Wiedergeburt des legendären Porsche-Klassikers 356 C Carrera 2 von 1962, allerdings ohne den komplexen Königswellen-Antrieb der insgesamt vier obenliegenden Nockenwellen.

Kein Einstiegsmodell

Trotz seines Vierzylindermotors war der kompakte 984 nicht als Einstiegsmodell vorgesehen, sondern vom Preis und Status her zwischen 924 und 944 eingestuft. Porsche dachte an kinderlose Paare oder an eine Nutzung als Zweitwagen.

Der kleine Flitzer sollte kompakt und strömungsgünstig gezeichnet sein und dabei ein technologisch hochstehendes, eigenständiges Konzept darstellen, das Großserienhersteller kaum kopieren konnten. Als Modellvarianten waren ein Coupé mit Hinterradantrieb, auf Wunsch mit Allradantrieb sowie ein Cabriolet mit versenkbarem Festdach vorgesehen.

Der Unvergleichliche

Dass der 984 nicht so einfach zu kopieren war, das erreichte bereits der im Heck eingebaute luftgekühlte Boxermotor. Für Porsche eigentlich nichts besonderes, kam doch der erste wassergekühlte Boxer im 911 erst mit dem Modell 996, und das war 1997. Nahezu alle anderen Personenwagen mit Ausnahme des Citroën 2CV und VW Käfer hatten jedoch 1984, als man mit der Entwicklung des 984 loslegte, bereits Wasserkühlung.

Vorgesehen war ein neu konstruierter Vierzylinder-Boxer mit vier Ventilen pro Zylinder und vier obenliegenden Nockenwellen. In unserem Fotomodell ist jedoch ein überarbeiteter 2,4-Liter-Boxer aus dem Porsche 914 eingebaut. Das in seiner Breite reduzierte Armaturenbrett steuerte der 944 bei, während das Design an den großen Bruder 928 erinnerte.

Trotz Klappdach keine Zukunft

Der Beschluss zum Bau eines fahrtüchtigen Prototyps erfolgte im April 1985. Man hat sich für die Variante mit nach hinten klappbarem Drehdach entschlossen, wie es zuletzt auch der glücklose Renault Wind hatte, dessen Produktion inzwischen eingestellt wurde. Das Chassis ist eine Monocoque-Konstruktion aus Stahlblech, während die Karosserieteile aus GFK (glasfaserverstärkter Kunststoff) gefertigt wurden.

Am Abend des 31. Juli 1987 erfolgte termingerecht und völlig problemlos die Jungfernfahrt des noch unlackierten Prototyps, und am 20. August 1987 konnte das fertige Fahrzeug dem Entwicklungs-Vorstand Helmuth Bott präsentiert werden. Der Gesamtvorstand begutachtete das Fahrzeug am 17. September des gleichen Jahres. Am 15. Februar 1988 fand eine kurze Komfortmessung auf öffentlicher Straße statt. Kurz danach wurde das Projekt aus Kostengründen gestoppt.

Noch mehr Porsche-Visionen

Gerade in den 80er und 90er Jahren, als Porsche mit Modellen wie 928, 924, 944 und zuletzt 968 neue Käuferschichten zu erreichen versuchte, entstanden neben dem 984 noch viele weitere Prototypen. Schon damals gab es auch verschiedene Ansätze zu einem viersitzigen Porsche und sogar Versuche, den klassischen Sechszylinder-Boxer im 911 durch einen V8 zu ersetzen.

In der aktuellen Juni-Ausgabe von Motor Klassik zeigen wir fünf weitere Porsche-Studien aus jener aufregenden Sturm- und Drang-Ära, die beinahe zum finanziellen Ruin der Marke führte. Auch das Porsche-Museum in Zuffenhausen wird sich vom 17. September 2014 bis zum 11. Januar 2015 dem Thema „Projekt: Geheim!“ widmen und zeigt viele, oft noch unbekannte Prototypen aus der Entwicklungsabteilung. Der kleine Mini-Elfer ist natürlich auch dabei.