Alfa Romeo T33/3 im Fahrbericht

Italian Stallion

Mit dem auf drei Liter Hubraum vergrößerten T33/3 mischte Alfa Romeo ab 1969 ernsthaft in der Marken-Weltmeisterschaft mit.

Alfa Romeo T33/3, Seitenansicht, Boxengasse Foto: Hardy Mutschler 31 Bilder

Carlo Chiti, geboren am 19. Dezember 1924 im italienischen Pistoia, war in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswerter Mann. Als Leiter der Konstruktionsabteilung bei Ferrari beispielsweise verhalf der promovierte Flugzeugtechnik-Ingenieur 1961 dem Amerikaner Phil Hill im Sharknose 156 zum Formel 1-Titel; als Chef von Autodelta, der Rennabteilung von Alfa Romeo, gestaltete er ab 1964 rund zwei Jahrzehnte die Rennaktivitäten der Mailänder.

Alfa Romeo-Rennwagen mit Sternennamen

Möglicherweise als Ausgleich zu seiner technischen Brillanz leistete sich Chiti einige anderweitige Leidenschaften: Seine Liebe zur italienischen Küche war nicht zu übersehen, außerdem interessierte er sich sehr für esoterische Themen. Ende der sechziger Jahre, als der Sport-Prototyp Alfa Romeo T33 in der Marken-Weltmeisterschaft langsam Fahrt aufnahm, war Chiti offenbar gerade in seiner astrologischen Phase.

Das führte dazu, dass Chiti den Rennwagen anstelle - oder zusätzlich - zu den Chassis-Nummern die Namen von Sternen verlieh, beispielsweise Centauri, Beteigeuze oder Castor und Pollux. Bei den 12 Stunden von Sebring 1970 etwa gingen drei 33/3 an den Start - Courage/de Adamich auf Sirius, Galli/Stommelen auf Vega und Gregory/Hezemans auf Rigel.

Schwierige Recherche-Arbeit

Nun kann die Beschäftigung mit Chassis-Nummern und der Versuch, die individuelle Geschichte eines Fahrzeugs herauszufinden, grundsätzlich zu einer aufreibenden Nervenaufgabe werden. Dies gilt insbesondere für Rennwagen, insbesondere für italienische Rennwagen und ganz besonders für Alfa Romeo während der Autodelta-Ära.

Der von uns gezeigte Alfa Romeo T33/3 ist dafür ein schönes Beispiel. Grundsätzlich handelt es sich um ein frühes, vermutlich bereits 1969 gebautes Exemplar, einer der ersten T33 also mit einem Monocoque aus Aluminium/Magnesium und dem Dreiliter-Vierventiler.

Der Rahmen fungierte in der Ur-Version als Tank

Dies bedeutete mehr als nur eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Alfa Romeo T33, wie er Anfang 1967 vorgestellt wurde: Die Urversion besaß einen H-förmigen Rahmen, in dessen dicken Längsrohren das Benzin schwappte. Als Antrieb diente ein Zweiliter-V8 mit 90 Grad Zylinderwinkel, einer flachen Kurbelwelle und zwei Ventilen je Brennraum, der einige Details des 1,5-Liter Formel 1-Motors in sich trug, den Chiti 1963 bei ATS entworfen hatte. Auf dieser Urversion basiert auch der Alfa Romeo T33 Stradale, für viele eines der schönsten Automobile aller Zeiten..

Das ursprüngliche Rahmenlayout erwies sich indes als zu wenig verwindungssteif, und dem V8-Antrieb hatte Chiti schon bei der Vorstellung genug Potenzial zur Vergrößerung attestiert. Für die Saison 1969 präsentierte Autodelta daher einen Dreiliter-V8, nun mit vier Ventilen je Brennraum; die je zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank wurden wieder von Zahnrädern angetrieben.

Mit Lucas-Einspritzung standen gut 400 PS bei 9.000 Umdrehungen zur Verfügung. In seiner Grundform kam dieser Dreiliter-V8 auch in der Formel 1 zum Einsatz (1970 bei McLaren) und produzierte dort 435 PS, manche Quellen sprechen von 455 PS.

Premiere des Alfa Romeo T33/3 wurde zum Desaster

Als Chassis zeichnete Chiti ein Monocoque aus Aluminium/Magnesium mit dem Getriebegehäuse (zunächst das ursprüngliche Sechsgang-, später Fünfgang-Getriebe) als tragendes Element. Auch am Fahrwerk kam Magnesium zum Einsatz, dennoch war der Alfa Romeo T33/3 mit zunächst 700 kg (später 650 kg) kein Leichtgewicht.

Viel Zeit für Erprobung war nicht, entsprechend wurde die Premiere im Februar 1969 bei den 12 Stunden von Sebring zum Desaster: An allen drei eingesetzten Alfa Romeo T33/3 zerbröselten die geklebten statt gelöteten Kühler, zuvor hatte Nanni Galli ein Hinterrad verloren, das ihm anschließend ins eigene Heck krachte.

Erst mit Zwölfzylinder holt der Alfa T33/3 den WM-Titel

Auch im weiteren Verlauf tat sich der Alfa Romeo T33/3 schwer gegen die Konkurrenz von Ferrari, Matra und vor allem Porsche. Gegen deren nicht ganz so starke, aber leichtere, einfacher zu fahrende sowie zuverlässigere Porsche 908 war kaum ein Kraut gewachsen. Zudem soll die Organisation der Autodelta-Truppe nicht immer optimal gewesen sein.

Achtungserfolge gab es dennoch: Im Juli gewann Andrea de Adamich auf dem Österreichring, im August Nino Vaccarella in Enna, und im September wurde Ignazio Giunti Zweiter in Imola. Mit dem überarbeiteten Alfa Romeo T33/3 (650 Kilogramm, geänderte Karosserie) gewannen Courage/de Adamich 1970 in Buenos Aires, 1971 siegten Pescarolo/de Adamich in Brands Hatch, Vaccarella/Hezemanns gewannen die Targa Florio und de Adamich/Peterson in Watkins Glen. Dennoch: Wirklich erfolgreich wurde der Alfa Romeo T33 erst, als er von Chiti einen Gitterrohrrahmen und einen Zwölfzylinder verordnet bekam - was zu den Marken-WM-Titeln 1975 und 1977 führte.

Der Gitterrohrrahmen erschien bereits 1972, und spätestens damit waren alle Alfa Romeo T33/3 mit Monocoque obsolet wurden zum Teil veräußert. Das Exemplar auf diesen Seiten ging laut Kaufvertrag am 10. November 1973 für fünf Millionen Lire an den italienischen Koni-Importeur. Rätselhaft ist allerdings die Chassis-Nummer im Vertrag und am Auto: 105 800 23.

Das Rätsel um die Fahrgestellnummer 23

Alle bekannten Alfa Romeo 33/3-Nummern beginnen mit 75080, auch die Endnummer 23 ist vergeben. Dass das Auto eine Fälschung ist, erscheint unwahrscheinlich - erstens existiert der Kaufvertrag mit der ungewöhnlichen Nummer, zweitens hätte es sich 1973 schlicht nicht gelohnt, einen Fake zu bauen, drittens blieb das Auto bis 2003 beim Erstbesitzer und sah immer noch aus wie 1970 abgestellt.

Wahrscheinlicher ist, dass der Alfa bis 1973 gar keine Nummer hatte, vielleicht sogar nur den Namen eines Sterns, und Chiti in den Kaufvertrag einfach irgendetwas hineinschrieb - nicht unbedingt ungewöhnlich. Ein Detail am Rande: Die Projektnummer für den Rennsportwagen lautete 105.033, daher der Name T33.

Der zweite Besitzer ab 2003 jedenfalls begeisterte sich ebenfalls für den unberührten Zustand und stellte den Alfa in seine Sammlung, ohne ihn zu bewegen. Das sah der Engländer, der 105 800 23 im Jahr darauf erwarb, etwas anders und überantwortete den Alfa Romeo 33/3 an die nicht unbekannte Adresse Pearsons Engineering.

Dort wurde der Alfa für knapp 30.000 Pfund vorsichtig zerlegt und rennfertig gemacht, was vor allem das Röntgen aller Aufhängungsteile sowie eine sorgfältige Inspizierung des Antriebs bedeutete. Dabei bemühten sich die britischen Spezialisten, so viel wie möglich von der unberührten Substanz zu erhalten.

Erster Einsatz nach Restaurierung in Le Mans

Anschließend ging es 2008 zu Le Mans Classic, wo nicht alles nach Wunsch verlief. Zurück bei Pearsons wurde ein Neuaufbau des V8 fällig, allein die acht Kolben verschlangen gut 2.000 Pfund. So frisch aufgebaut, ohne einen weiteren Rennkilometer, aber mit neuen Reifen präsentiert sich der Alfa nun in Rockingham, einer erst 2001 eröffneten Rennstrecke Birmingham und Cambridge.

Einmal warm gelaufen, heult der Dreiliter-V8 wie ein Formel 1, der Drehmoment-Zuwachs gegenüber dem Zweiliter ist beachtlich. Schaltung, Bremsen, Lenkung, der Alfa Romeo T33/3 macht, was er soll, und man bedauert unwillkürlich, dass die Starterfelder für Le Mans Classic in diesem Jahr schon gefüllt sind - diesmal würde sich der Alfa besser schlagen. Er mag einst nicht wirklich erfolgreich gewesen sein, heute ist er im Starterfeld ein roter Farbtupfer, der allzu oft fehlt - und er ist eine wunderbare Erinnerung an den großartigen Carlo Chiti.