Als Opel die Nr.1 war - sieben Opel aus den 70ern

Tuning-Monster oder Opa-Karre

Die siebziger Jahre waren Opel – bunt, modisch, aufregend, vielseitig. Die Traditionsmarke lief zur Hochform auf – sieben Modellreihen, vom Kompaktwagen bis zur Luxuslimousine, vom Freizeit-Kombi bis zum Sport-Zweisitzer.

7 Opel, Gruppenbild Foto: Arturo Rivas 37 Bilder

Ein wahrer Farben- und Ausstattungsrausch erfüllte die Schauräume der Opel-Händler, in Monzablau, Kardinalrot oder Saharagold, als SR, GT/E oder Berlinetta. Zwei Mal, 1972 und 1973, lag Opel mit über 20 Prozent Marktanteil vor Volkswagen. Sieben Kult-Opel lassen die siebziger Jahre lebendig werden.

Opel als Lebensgefühl der 70er

Opel ist ein Lebensgefühl. Es steht für Unbeschwertheit, Wärme, Sehnsucht. In den siebziger Jahren konnte keiner Opel entkommen. Irgendein Opel Ascona oder Rekord brannte sich mit seinem Geruch, seinem Geräusch, seiner Form und Farbe für immer in Dein Gehirn, ob Du wolltest oder nicht. Entweder hast Du ihn gefahren oder Deine Familie, Deine Kumpels, Deine Freundin. Opel war entsetzlich spießig oder rebellisch laut, Opel war Lammfell oder Fuchsschwanz, Tuning-Monster oder Opa-Karre. Wenn jetzt Dein Kopf-Kino läuft, dreh' den Schlüssel rum und fahr mit uns eine Runde.

Mehr als eine Nockenwelle hatten sie erst später, auch die Starrachse hielt sich noch lange. Fünfganggetriebe waren Utopie, und vier Scheibenbremsen gab es nur ab 165 PS aufwärts. Frontantrieb war Teufelszeug, Zahnriemen blieben im Giftschrank. Querstrom-Zylinderköpfe aus Leichtmetall waren nur was für Rennmotoren. Tuning kam bei Opel stets aus dem Regal. Mehr Leistung, nächst größerer Motor, ganz einfach.

Opel gab sich mit seinen Autos in den siebziger Jahren konservativ und kontinuierlich, es gab keine Experimente oder technischen Höhenflüge. Die Autos aus Rüsselsheim, ob Kadett, Ascona oder Commodore, waren simple und dabei erstaunlich effiziente Autos. Diese Ehrlichkeit macht sie heute noch so liebenswert. Kein Fahranfänger ist mit einem Kadett C überfordert, kein Grobschlosser kann das Zündkerzengewinde an einem Ascona-Motor ruinieren.

So einen hattest du auch mal

Okay, nur ein Opel GT hat den Sex-Appeal eines Alfa Bertone oder einer Renault Alpine. Doch selbst diese Coke-Bottle-Flunder ist unterm Blech ein hessischer Hausmarken-Verschnitt aus Kadett B und Rekord C. Im Pannenfall kriegt den jeder Gelbe Engel wieder flott. Opel betrieb ein exzessives Baukastenprinzip – der Kosten und der Zuverlässigkeit wegen.

Dein D-Rekord hat Dich doch auch überall hingebracht, auch noch nach acht Jahren, als die Schweller schon geschweißt und die Kotflügel mit Glasfasermatten geflickt waren. Nur einmal ging's beinahe schief, nachts auf der A3. Es war die Wasserpumpe, ein typisches Opel-Leiden. Die 20 Kilometer bis zur Raststätte war der Zeiger auf Rot, die Zylinderkopfdichtung hat trotzdem gehalten, ist eben ein Opel.

Vielleicht finden wir die sieben Opel aus den Siebzigern deshalb so toll , weil sie viel mehr geben als nehmen. Sie lassen uns nicht im Stich bis zur Selbstaufgabe. Dabei sind sie auch noch hübsch anzusehen. Die Opel-Designer unter Charles Jordan schufen seinerzeit sieben Meisterstücke, weg vom US-Styling hin zu leichten, italienisch anmutenden Linien. Wunderbar formvollendet gelang diese neue Opel-Handschrift bei Manta A, Rekord D und natürlich beim großartigen GT.

Sportlehrerein im Opel GT – Traumfrau und Traumwagen

Weißt Du noch, der Opel GT, den fuhr doch die attraktive Sportlehrerin an Deinem Gymnasium. Traumfrau und Traumwagen, beides unerreichbar. Einmal hat sie Dich mitgenommen, als Du den Bus verpasst hast. Nimm' ihn, probier' ihn heute aus, fädel' Dich rein. Am Ende sitzt Du wie festgeschweißt, spürst wie gut der Wagen in schnell gefahrenen Kurven liegt, wie exakt die Gänge flutschen.

Ein wahres Vergnügen, auch die Freude an der präzisen Schaltung gehört zum Opel-Gefühl. Der Rekord-Motor mit 90 PS ist keine Rakete, aber mit den 980 Kilo des GT hat er leichtes Spiel, seine Kraft kommt aus dem Hubraum, nicht aus der Drehzahl, auch dies ein lässig-entspanntes Opel-Credo, schön wie er im Vierten aus Tempo 60 hochbeschleunigt.

Den D-Rekord hattest Du selbst, als Verbrauchswagen in den Achtzigern. Es war ein Zweitürer in Ocker wie dieser mit der auf 75 PS gedrosselten 1900er-Maschine. Aber unser Exemplar hat Lenkradschaltung. Das machte den früher als dynamisch empfundenen D-Rekord Opa-artig und betulich, heute genießt Du jeden Gangwechsel, entspanntes Cruisen hat der Rekord damit noch besser drauf. Du sitzt tief in weichen Sesseln, was draußen passiert, ist Dir ziemlich egal.

Die Opel-Sportler: Commodore GS/E und Manta A

Das Opel Commodore-Coupé ist da schon die schärfere Waffe. Drei Weber-Vergaser sorgen für kräftigen Antritt, untermalt vom Sound des Doppelrohr-Sportauspuffs. Dein Zahnarzt fuhr damals eine GS/E Limousine, ganz dezent in Dunkelgrün und ohne Kriegsbemalung stand er in der Einfahrt. So einen wolltest Du immer, aber nach dem D-Rekord hat es nur zum Commo Spezial gereicht, 115 PS und stramme 15 Liter Verbrauch, aber nicht kaputtzukriegen. Die Ölwechsel-Intervalle hast Du einfach auf 30.000 Kilometer verlängert, Ventile einstellen entfällt, dank Hydrostößel. Auch das ist Opel.

Einen Opel Manta A 1900 SR fuhr doch dieser Angeber aus Deinem Jahrgang auf der Techniker-Schule, ziemlich neu damals, kein Wunder, Papi zahlt. Der Typ hatte nichts Besseres zu tun, als diese hässlichen Plastikschuppen aufs Heckfenster zu nageln und furchtbar breite Centra-Räder. Heute macht der Manta Swinger in seiner reinen weißen Unschuld alles wieder gut. Grazile Linien, rahmenlose Seitenscheiben und feine Details wie die stilisierten Manta-Rochen begeistern.

Fühle Opel – am besten im großen Diplomat

Hieße er nicht Swinger, wäre er typischer Zweitwagen für die betuchte Dame. Die Automatik macht ihn milde, sie braucht das nennenswerte Drehmoment des 1900ers. Wenn Du ihn fährst, merkst Du sofort das agile Handling dank der wunderbar direkten Lenkung. Der Opel Manta ist fast so kurvengierig wie der optimal ausbalancierte GT. Er neigt sich kaum, federt härter als der D-Rekord. Die Opel-Fahrwerke unterscheiden sich nur in Nuancen, Doppelquerlenker vorn, gut geführte Vierlenker-Starrachse hinten.

Nur der Diplomat braucht wegen seines sänftenartigen Komforts hinten eine De Dion-Achse. Diesen Königs-Opel fuhr damals in Deiner Kleinstadt ein Krawatten-Fabrikant, der partout keinen Mercedes wollte. Nimm Platz auf den breiten Plüschsesseln, lausche der sonoren Background-Musik des Sechszylinders, genieße die ruckfrei schaltende Automatik. Spüre das Gleiten des schweren Wagens, fühle Opel.

Die wichtigsten Opel-Modelle vom Doktorwagen und Laubfrosch über Torpedo und Grand-Prix-Rennwagen bis Frontera und Ampera zeigen wir hier.