Fiat/Abarth 2400 Allemano

Carlo Abarths Lieblingauto

Die Rennwagen von Carlo Abarth machten auf den Vollgaspisten der Welt jahrzehntelang Furore. Doch was fuhr der Tuning-Magier privat? Ab 1963 zum Beispiel ein Abarth 2400 Coupé mit Allemano-Karosserie.

Fiat/Abarth 2400 Allemano, Frontansicht Foto: Michel Zumbrunn 7 Bilder

Carlo Abarth, der eigentlich Karl hieß und aus Wien stammte, zählt zu den großen Legenden des Motorsports - und das nicht nur, weil er von überragender Statur war. 1908 in Wien geboren, fuhr er zunächst Motorradrennen. 1930 zertrümmerte er sich in Wels das Bein, stieg um auf Renngespanne und begann nach dem Krieg, für Porsches Cisitalia-GP-Projekt D360 zu arbeiten. Dann begann die Karriere als Tuner, mit Marken wie Simca, bald aber nur mehr Fiat.

Bis zu 300.000 Abarth-Auspuffanlagen pro Jahr

Bei Abarth wurden dazu in guten Zeiten jährlich an die 300.000 Sportauspuffanlagen für Serienwagen gefertigt, dazu eigene Rennwagen speziell in den kleinen Klassen. Gewissermaßen im Nebengeschäft handelte die wie Fiat in Turin ansässige Firma auch mit kompletten getunten Serien-Fiats.

Zu den von Abarth besonders bevorzugten Modellen gehörten Anfang der Sechzigerjahre die Cabrios und vor allem die Coupés auf der Basis des Fiat 1800B, die schon ab Werk größere Motoren erhielten, dazu spezielle Karosserien etwa von Ellena. Sie wurden von Fiat mit 2,2-Liter-Sechszylindern bestückt; es gab sie allerdings auch mit den zahmeren Vierzylindern.

Und dann waren da noch die Aluminium-Coupés von Allemano. Handwerklich gefertigt, bezeugen die heute noch erhaltenen Exemplare mit knappen, exakt passenden Spaltmaßen, dass die Fiat/Abarth 2400 Coupés dieses Karossiers höchsten Qualitätsansprüchen genügten.

Carlo Abarth erhob Tuning zur Kunst

Auf Basis des 2,2-Liter-Sechszylinders von Fiat schuf Abarth durch gelindes Aufbohren - 79 Millimeter statt 78 - eine leistungsgesteigerte Version des Motors. In der Tuning-Fabrik am Corso Marche entstanden Alu-Zylinderköpfe nicht nur mit optimierten Brennräumen, sondern auch mit neuen Einlasskanälen für nun insgesamt drei statt nur zwei Weber-Vergaser. Eine geänderte Nockenwelle und natürlich eine Sportauspuffanlage eigener Fertigung komplettierten den Abarth-Trimm.

In den zeitgenössischen Zeitschriften tauchen frühe Versionen des großen Fiat/Abarth Coupés zum ersten Mal bereits Ende 1962 auf, doch die exakte Anzahl der gebauten Exemplare samt aller dazugehörigen Termine sind verloren - das Firmenarchiv von Carlo Abarth existiert nicht mehr. Eine genaue Datierung sowohl vieler Rennwagen als auch der Straßenautomobile ist zum Kummer der Biografen bei der Marke mit dem Skorpion kaum noch möglich. Speziell zu den großen Cabrios und Coupés, die Karosserien von Ellena oder Allemano trugen, finden sich selbst in älteren Abarth-Büchern wie etwa dem von Gianfranco Fagiuoli kaum noch verwertbare Angaben.

Carlo Abarths Lieblingsauto für Fernreisen

Der Schweizer Sammler und Abarth-Experte Engelbert Möll besitzt zu seinem Abarth 2400 Allemano-Coupé, das einst Carlo Abarth als Lieblingsauto für Fernreisen nutzte, unterschiedliche Datierungen. Die Fahrgestellnummer beginnt mit dem Modellcode 111, und die Seriennummer lautet 001. Dies belegt, dass Möll in Salzburg 2006 bei der Dorotheum-Auktion tatsächlich auf das erste Allemano-Leichtmetallcoupé mit 2,4-Liter-Motor geboten hat.

Wann genau der in einem silbrigen Graublau lackierte 2+2-Sitzer allerdings entstand, bleibt Abarths Geheimnis. Die Modellgeschichte legt das Jahr 1963 nahe, doch die Straßenzulassung des Abarth 2400 Allemano erfolgte erst zwei Jahre später. Möll: "Vermutlich hat Abarth das erste Allemano-Coupé als Vorführwagen im Werk benutzt. Später fuhr er es dann selbst und stieg danach auf ein anderes Exemplar um, das in Rot lackiert war."

Als Reisewagen ist das Abarth 2400 Allemano perfekt geeignet. Es verfügt über einen riesigen Kofferraum, da es mit dem Radstand und den Maßen der viertürigen Limousine ausgestattet ist. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h, und Abarth selbst gab den Verbrauch seines 2,4-Liter-Sechszylinders mit 11,2 Litern pro 100 Kilometer an.

Abarths Uhren-Tick

Da der Patron ein Liebhaber reichhaltiger Überwachungsanzeigen war, verfügt auch der Reisewagen über sechs runde Instrumente. Auf den roten Schleppzeiger im Drehzahlmesser, unbarmherziges Kontrollsystem der Piloten in den Werksrennwagen, verzichtete er im eigenen Auto allerdings tunlichst.

Die vier Scheibenbremsen, Durchmesser vorn 280 Millimeter, funktionieren mit Servounterstützung, die Räder tragen Reifen der Dimension 165 x 15 und sind sportlich mit einem Zentralverschluss bestückt. Möll musste sich für die Komplettierung des Abarth 2400 Allemano auf die Jagd machen nach einer Felge gleicher Spezifikation - fürs Reserverad: "Das war gar nicht einfach. Die Borrani-Bimetall-Speichenräder sind inzwischen so selten wie die Allemano-Coupés."