Mazda MX-5 Fahrbericht

Japanische Spaß-Maschine

Wenn schon offen, dann richtig - wie mit dem Mazda MX-5. Roadster statt Cabrio, Zweisitzer statt Zugeständnis an die Alltagstauglichkeit. Wobei: Was sollte weniger für den Alltag taugen als die Freude, die so ein kleiner Mazda MX-5 mit sich bringt?

Mazda MX-5, Cabrio, Offen Foto: Arturo Rivas, Frank Herzog 8 Bilder

Es heißt, der Mazda MX-5 habe bei seinem Erscheinen vor beinahe schon einem Vierteljahrhundert eine Tradition fortgeschrieben - die der einfachen, offenen Sportwagen. Aber das ist nicht wahr. Der Mazda MX-5 hat nicht eine Tradition fortgeschrieben, das hieße, sich einfach als Letzter in einer Abfolge einzureihen. Was schwierig genug sein kann. Doch was dieser einfache kleine Wagen getan hat, war etwas anderes, es war eine Wiederbelebung, die des bezahlbaren Roadsters. Und es war die Wiederbelebung einer Offenheit, die weniger das Auto selbst betrifft, sondern vielmehr diejenigen, denen der MX-5 begegnet.

Einziger Zweck: losfahren, locker machen, leben

Das war am Ende der hochgeschlossenen 1980er genau das, was viele brauchten. Und sich sogar leisten konnten und wollten. Ein Roadster, zwei Sitze nur, minimaler Kofferraum und ein einziger Zweck: losfahren, locker machen, leben. Frei sogar von Sozialneid, heutzutage mehr denn je - etwa 5.000 Euro kosten technisch und optisch ordentliche Exemplare der ersten Baureihe.

Dabei ist der Mazda MX-5 ein riesiger, ein famoser Luxus, er schreit es nur nicht hinaus. Es gibt kaum jemanden, der sich ihm verschließen kann. Wie auch? Es gelingt nicht mal mit dem Vorwurf, er sei ein synthetisches Produkt. Das ist er ohne Frage, aber gerade das macht seinen Reiz aus. Dass er von vielen das Beste zusammenführt und es zu etwas Eigenständigem vereint.

Lust ohne Reue? Gefahrloses Vergnügen? Vernünftige Unvernunft? Verlässlichkeit ohne Langeweile? Dem japanischen Roadster geht die Schrulligkeit der Briten ab, die Extravaganz der einen und das Eitle der anderen italienischen Modelle. An Unterhaltungswert fehlt es ihm nicht, obwohl, an Kapriziösität hingegen schon, weil er ein Mazda ist.

Mazda MX-5 mit banaler Großserientechnik

Die Linie etwa, unter der der Mazda MX-5 seine ebenso banale wie bedingungslos zuverlässige japanische Großserientechnik verbirgt, ist kaum zu beschreiben, ohne einen Lotus Elan zu erwähnen. Wie der karge Mazda derb direkt und manchmal zappelig beinahe über schlechte Straßen schwänzelt, erinnert an einen Spitfire, die rechteckigen Gehäuse seiner runden Scheinwerfer ausgefahren an einen 944er-Porsche. Der Blick ist arglos, das Gesicht sympathisch, aber eben nicht Mitleid erregend, selbst wenn ein bisschen Beschützerinstinkt vermutlich in jeder Begehrlichkeit steckt, die der Mazda MX-5 weckt.

Das liegt schon daran, dass der Mazda MX-5 so klein ist, so verblüffend wenig Auto und so überraschend viel Gefühl, Lebensgefühl. Das auch eine erste Modellpflege 1994 nicht erstickt. Denn äußerlich tut sich kaum etwas, nur der Motor darf erwachsener werden, leistet als 1,9-Liter 131 PS und drückt mit 152 Newtonmeter knapp 20 mehr an Drehmoment als der 1600er-Vorgänger, des es auf 90 respektive 115 PS bringt. Besonders schnell ist der MX-5 auch mit dem stärksten Motor nicht, doch selbst mit dem schwächsten fühlt er sich stets schnell genug an.

Größte Leistung des Mazda MX-5 ist das Fahrvergnügen

Das Vergnügen, das der Mazda MX-5 so bereitet, ist mithin nicht abhängig von der des Motors, sondern selbst die größte Leistung dieses Wagens. Der auch der Besitzerin dieses schwarzen Exemplars von 1994, Dagmar Widmann, seit einigen Jahren regelmäßig zu guter Laune verhilft. Ausgeschlossen, dass sie ihren "Pussy-Wagon" je verkaufen, würde. Wieso sollte sie auch? Pflege braucht das Auto wenig, um selbst astronomische Laufleistungen zu erreichen.

Und jedes Mal, wenn sie per Reißverschluss die Heckscheibe öffnet, die Verschlüsse löst und das Verdeck zurücklegt, bringt ihr das am Steuer eine Offenheit, die auch dann noch gut tut, wenn der Mazda MX-5 wieder in der Garage parkt.