Tauziehen um Red-Bull-Stardesigner
Wer bekommt Adrian Newey?
Nicht nur Max Verstappens Zukunft bei Red Bull ist ungewiss. Die Konkurrenz macht auch Jagd auf Adrian Newey. In der Verlosung sind Ferrari und Aston Martin. Newey wäre aber erst 2026 frei.
16.04.2024
Michael Schmidt
Foto: Red Bull
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Adrian Newey in seinem Element. Auf der Startaufstellung seziert der Stardesigner die Produkte der Konkurrenz. Seit den 80er Jahren ist Newey in der Formel 1.
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1990 wechselte Newey von March zu Williams. Der erste WM-Titel ließ nicht lange auf sich warten. Der FW14B war dank aktiver Aufhängung und Traktionskontrolle das dominante Auto der Saison. Den Konstrukteurspokal sicherte man mit 65 Punkten Vorsprung.
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Nigel Mansell gewann neun von 16 Rennen und wurde Weltmeister. Teamkollege Ricardo Patrese wurde Vize-Champion.
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Auch 1993 wurde die Dominanz fortgeführt. Der Newey-Renner (FW15C) war der Konkurrenz weit voraus. Am Ende hatte man in der Konstrukteurswertung doppelt so viele Punkte wie McLaren auf Rang zwei.
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Nach dem Abgang von Nigel Mansell hieß der neue Weltmeister Alain Prost.
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1994 war eines der schwärzesten Jahre von Adrian Newey.
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Zwar konnte das Team am Ende den Konstrukteurspokal verteidigen. Der Name des Designers wird aber wohl auch ewig mit dem tödlichen Unfall von Ayrton Senna in Verbindung gebracht.
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Im Duell mit Michael Schumacher musste sich Damon Hill am Ende mit einem Punkt geschlagen geben. Die Entscheidung in Adelaide sorgte für einige Diskussionen.
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1996 konnte Newey wieder an alte Erfolge anknüpfen. Der FW18 gewann zwölf von 16 Rennen. Mit 175 zu 70 Punkten gegen Ferrari ging der Konstrukteurspokal nach Grove.
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Damon Hill wurde Weltmeister. Teamkollege Jacques Villeneuve wurde Zweiter in der Fahrerwertung.
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Nach dem Triumph wechselte Newey die Fronten. Er heuerte 1997 bei McLaren an.
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Der erste Silberpfeil aus seiner Feder schlug 1998 direkt ein. Der MP4-13 holte den Konstrukteurspokal.
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Mika Häkkinen setzte sich zudem in der Fahrerwertung gegen Michael Schumacher durch.
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Häkkinen verteidigte den Titel 1999 mit dem MP4/14 - auch dank einer Verletzung von Konkurrent Schumacher. In der Teamwertung musste sich McLaren allerdings Ferrari geschlagen geben.
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Gegen die Kombination Schumacher und Ferrari konnte auch Newey lange Zeit nichts ausrichten. 2006 wagte er mit Red Bull einen neuen Anlauf.
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Es dauert etwas, bis die neue Beziehung Früchte trug. Nach einer starken Saison 2009 reichte es 2010 schließlich zum ersten Titel für den Brausehersteller.
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Ein gewisser Sebastian Vettel wurde mit dem RB6 im dramatischen Finale von Abu Dhabi Weltmeister. Den Konstrukteurspokal hatte man schon eine Woche zuvor gesichert.
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Der RB7 wurde 2011 ähnlich dominant wie Neweys ersten Weltmeisterautos von Williams. Von 19 Rennen wurden zwölf gewonnen.
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Sebastian Vettel machte schon fünf Rennen vor Saisonende in Japan die Titelverteidigung klar.
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2012 wurde es mit dem RB8 wieder etwas spannender. Am Ende war das Ergebnis aber das gleiche.
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Fahrer-Titel und Konstrukteurspokal wurden verteidigt. Es waren jeweils die beiden achten WM-Titel in den beiden Kategorien.
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Die Kombination aus Vettel und Newey hat eine ähnliche Ära gestartet wie Schumacher und Brawn bei Ferrari zu Beginn der 2000er Jahre.
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Die Weichen für den Titelgewinn in der Saison wurden früh gestellt. Nach der Sommerpause war Sebastian Vettel nicht mehr zu stoppen.
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Mensch verbeugt sich vor Maschine. Der RB9 war auf allen Strecken siegfähig und eindeutig das konstanteste Auto im Feld.
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Auch der RB10 wurde 2014 ein gelungener Entwurf. Allerdings konnte der Renault-Motor nicht mit dem Mercedes mithalten. Immerhin gewann Red Bull drei Rennen.
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Es dauerte bis ins Jahr 2021, ehe ein Newey-Auto wieder einen Titel einfuhr.
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In einem dramatischen WM-Finale setzte sich Max Verstappen im RB16B gegen Lewis Hamilton durch und wurde das erste Mal Weltmeister.
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Die Reglements-Änderung 2022 zu den Groundeffect-Autos meisterte Adrian Newey mit seinem Team am besten.
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Max Verstappen verteidigte seinen Titel, Red Bull feierte mit dem RB18 seinen ersten Konstrukteurs-Titel seit 2013.
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Auch 2023 ist kein Kraut gegen Red Bull gewachsen. Verstappen dominiert im RB19 die Konkurrenz. Die Team-WM fixierte Red Bull bereits beim GP Japan.
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2024 beginnt ähnlich dominant. Die Kombination aus Verstappen und dem Red Bull RB20 ist extrem schwer zu schlagen.
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Wenn man die Vorgeschichte nicht kennen würde, dann müsste man sich über die Spekulationen rund um Red Bull wundern. Die Hauptakteure des Machtkampfes benehmen sich an der Rennstrecke, als hätte es im Meisterteam nie irgendwelche Turbulenzen gegeben.
Man könnte fast von heiler Welt oder wenigstens Business as usual sprechen, wenn Christian Horner, Helmut Marko, Max Verstappen oder Adrian Newey sich unterhalten oder sogar gemeinsam am Tisch essen. Da fragt sich so mancher Beobachter, ob er das, was seit Wochen die Sportseiten oder Internetportale mit Storys füllt, nur geträumt hat.
Tatsächlich gibt es zwei Welten bei Red Bull. An der Oberfläche versucht jeder seinen Job so professionell wie möglich zu machen, damit die Erfolgsmaschinerie weiter gut geölt läuft. Doch hinter den Kulissen geht das Tauziehen um die Neuordnung der Firma und des Rennbetriebs unvermindert weiter.
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Wer Adrian Newey kennt, der weiß, dass der Ingenieur keine Lust auf politische Spielchen hat.
Angst, dass ein Imperium zerbricht
Christian Horner sieht sich mit Unterstützung der thailändischen Mehrheitseigner als neuer General und will dabei den österreichischen Part so weit wie möglich an den Rand drängen. Sämtliche Versuche der Gegenpartei Horner daran zu hindern, schlugen bis jetzt fehl.
Nicht wenige im Team haben die Sorge, dass die Revolte das Imperium ins Wanken bringen könnte. Max Verstappen und Adrian Newey zählen dazu. Der dreifache Weltmeister hat bereits klar zum Ausdruck gebracht, dass sein Verbleib im Team davon abhängt, was mit Red-Bull-Sportchef Helmut Marko passiert.
Der Grazer ist der Schlüssel zu Verstappens Zukunft. Geht Marko oder muss er gehen, kann Verstappen weg. Mercedes wartet nur auf diesen Moment. Die beste Versicherung für Red Bull ist, dass Mercedes im Moment keine attraktive Option ist. Red Bull gewinnt. Mercedes fährt hinterher.
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Kann Frederic Vasseur nach Lewis Hamilton noch einen zweiten Coup landen?
Abgang wäre doppelter Verlust
Verstappen wäre für Red Bull ein Verlust, der nicht zu kompensieren ist. Auch, weil die Alternativen immer dünner werden. Lewis Hamilton hat sich langfristig an Ferrari gebunden, Fernando Alonso bleibt bei Aston Martin, Lando Norris ist mit McLaren verheiratet. Und Carlos Sainz wird von Audi bedrängt, eine Entscheidung zu treffen.
Genauso groß wäre der Verlust von Adrian Newey. Auch wenn der Stardesigner nur noch Teilzeit für die Formel 1 arbeitet und die Red-Bull-Autos der letzten Jahre alle ein Gemeinschaftsprodukt eines top-besetzten Konstruktionsbüro waren, darf man den Wert des 65-jährigen Engländers nicht unterschätzen.
Newey bringt als einer der wenigen Ingenieure in der Szene das komplette Verständnis eines Rennauto-Konzepts und mehr Erfahrung mit als alle anderen. Die Groundeffect-Ära hat gezeigt, dass diese beiden Eigenschaften der Schlüssel zum Erfolg sind.
Der Verlust von Newey würde Red Bull doppelt treffen. Dem Team selbst ginge die höchste technische Instanz verloren. Noch schlimmer ist, dass die Konkurrenz mit ihm eine Expertise bekommt, die sie dringend braucht.
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Die Zukunft von Adrian Newey hängt auch von Helmut Marko ab. Und natürlich hat auch Ehefrau Amanda Smerczak ein Wörtchen mitzureden.
Ferrari oder Aston Martin?
Newey lebt zwar in seiner eigenen technischen Welt, doch seine Antennen hatten immer ein feines Gespür dafür, wenn etwas im Team schiefläuft. Es gibt nichts, was er mehr hasst als interne Politik. Seit bei Red Bull der Haussegen schief hängt, hat die Konkurrenz Blut geleckt. Wenn es je eine Chance gab, Newey bei Red Bull herauszubrechen, dann jetzt.
Der dienstälteste Konstrukteur im Feld soll Angebote von Ferrari und Aston Martin haben. Mercedes hat sich bis jetzt noch nicht an der Jagd auf das Superhirn beteiligt. Offenbar aus Angst, eine Ikone wie Newey könnte intern für zu viel Unruhe sorgen. Dabei wäre gerade sein Knowhow jetzt gefragt und für Verstappen ein weiterer Grund, Mercedes sein Ja-Wort zu geben.
Aston Martin hätte mit Sitz in England zwar einen Standortvorteil, doch bei Ferrari könnte sich für Newey eine bislang unerwiderte Liebe erfüllen. 30 Jahre lang gab es aus Sicht von Newey immer gute Gründe nicht für den Rennstall aus Maranello zu arbeiten. Am Ende seiner Karriere wäre es aber ein krönender Abschluss. Und ganz offenbar ist es diesmal ernst. Newey wurde kürzlich auf dem Flughafen in Bologna gesichtet.
Newey erst 2026 frei
Wer auch immer ihn bekommt, muss warten. Der Mann, dessen Autos zwölf Konstrukteurstitel gewonnen haben, hat noch einen Vertrag bis Ende 2025. Zuerst muss Newey das Red Bull Straßen-Hypercar RB17 abliefern. Es soll im September 2025 auf den Rädern stehen.
Sollte es danach wirklich zur Traumehe mit Ferrari kommen, dann prophezeit Gerhard Berger Ferrari eine zweite Schumacher-Ära. "Mit Hamilton statt Michael." Und wenn es doch Aston Martin werden sollte, dann hätte Fernando Alonso richtig gepokert. Newey erzählte vor ein paar Monaten in einem Interview, dass er bedauere nie mit Alonso zusammengearbeitet zu haben. Das ließe sich ändern.