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Sainz-Comeback bei Red Bull?

„Können Audi-Angebot nicht überbieten“

In einem Interview mit der "Kleine Zeitung" hat Helmut Marko über die Fahrerplanung bei Red Bull und Toro Rosso gesprochen. Der Sportchef verrät, wer aktuell die besten Chancen auf den Platz neben Max Verstappen hat.

Helmut Marko & Carlos Sainz - GP Japan 2024 Foto: Motorsport Images 87 Bilder

Mehr als die Hälfte der Cockpits für die kommende Saison sind noch nicht fest besetzt. Kein Wunder, dass die "Silly Season" dieses Jahr schon etwas früher beginnt als gewöhnlich. Hinter den Kulissen werden im Fahrerlager eifrig Gespräche geführt. Mit Lewis Hamilton und Fernando Alonso haben zwei Hochkaräter ihre Zukunft schon frühzeitig festgezurrt.

Bei den Top-Teams sind damit nur noch zwei Plätze frei. Mercedes hofft, dass man Max Verstappen noch irgendwie zu einem Wechsel überreden kann. Sollte der Holländer bei Red Bull bleiben, muss aber immer noch die Frage nach seinem Teamkollegen beantwortet werden. Der Sitz von Sergio Perez hat in der Vergangenheit immer wieder gewackelt.

Doch mit seinen Leistungen in den ersten vier Rennen hat der Mexikaner wieder gute Chancen auf eine Vertragsverlängerung: "Klar ist, dass Checo derzeit die beste Saison fährt, seit er bei uns ist. Wenn er diese Leistungen, wie jene im Qualifying von Japan, hält, dann ist er sicher die beste Option für 2025 bei Red Bull", verriet Helmut Marko in einem Interview mit der österreichischen "Kleine Zeitung".

Helmut Marko & Yuki Tsunoda Foto: Red Bull

Helmut Marko will noch warten, ob Yuki Tsunoda die guten Leistungen der ersten Rennen fortsetzen kann.

Tsunoda kein Heißläufer mehr

Marko lobt vor allem, dass sich der Mexikaner zuletzt gut weiterentwickelt habe: "Er ist ein Arbeiter für das Team und hat jetzt auch eingesehen, dass der radikal eigene Weg, den er letztes Jahr in Sachen Setup gewählt hat, der falsche war. Jetzt ist das Auto näher an der Abstimmung von Max dran und das hilft ihm."

Sollte Perez aber ähnlich wie im Vorjahr doch noch einen Einbruch erleben, hat man bei Red Bull mehrere Alternativen. Hausintern drängt sich aktuell vor allem Yuki Tsunoda auf. Der Japaner zeigte in den ersten Rennen der Saison reife und fehlerfreie Leistungen und sorgte mit sieben WM-Punkten im Alleingang dafür, dass Toro Rosso aktuell das Mittelfeld in der Teamwertung anführt.

"Yuki hatte einen super Saisonstart und ist auch nicht mehr dieser Heißläufer, der er einmal war", lobt Marko seinen Schützling. Allerdings will der Grazer noch etwas warten, bis er sich ein endgültiges Urteil bildet: "Es sind erst vier Rennen gefahren, da kann man noch nicht viel sagen. Aber er hat Daniel (Ricciardo) im Griff, auch wenn es in Japan knapp war."

Carlos Sainz & Max Verstappen - Toro Rosso - 2015 Foto: Red Bull

Carlos Sainz und Max Verstappen waren zur Toro-Rosso-Zeit nicht die besten Freunde. Auch die Väter waren sich nicht grün.

Lukratives Audi-Angebot

Für den Fall, dass Perez schwächelt und auch die Formkurve von Tsunoda wieder etwas abflacht, führt Red Bull aber schon Gespräche mit möglichen Ersatzkandidaten außerhalb des eigenen Kaders. In den Medien wird vor allem über eine Rückkehr von Carlos Sainz in den Red-Bull-Kader spekuliert. Die F1-Karriere des Spaniers hatte bekanntlich 2015 als Teamkollege von Max Verstappen bei Toro Rosso begonnen.

Marko gibt zu, dass man an einer Rückkehr interessiert sei: "Wir sprechen mit ihm. Er fährt ja seine stärkste Saison in der Formel 1. Aber er hat ein sehr lukratives Angebot von Audi, das wir nicht matchen oder überbieten können. Wir kennen ihn noch aus den Zeiten von Toro Rosso. Es hat ihn damals sehr geschmerzt, als wir bei Red Bull auf Verstappen gesetzt haben und nicht ihn."

Sainz selbst hatte neben Red Bull, Audi und Mercedes auch Aston Martin als neuen Arbeitgeber auf dem Radar. Diese Tür hat sich mit der Alonso-Verlängerung geschlossen. Auch wenn Audi auf eine schnelle Entscheidung drängt, will sich der Ferrari-Pilot jetzt nicht unter Druck setzen lassen.

Sainz will noch warten

In Shanghai äußerte sich Sainz entspannt zur aktuellen Lage: "Meine besten Optionen sind immer noch offen. Die aktuelle Situation auf dem Fahrermarkt erfordert noch etwas Bedenkzeit. Natürlich wäre es besser, schnell zu einer Entscheidung zu kommen. Momentan hat es keinen Einfluss auf meine Leistungen. Aber je schneller man das aus dem Kopf bekommt, desto besser."

Im Gegensatz zu Alonso muss Sainz langfristig denken. Das verkompliziert die Angelegenheit etwas: "Man kann heute unmöglich sagen, wer es 2026 am besten hinbekommt. Da ist es auch egal, wie viel man mit den Teams redet und was sie dir versprechen, wie gut es mit dem neuen Motor läuft. Am Ende kann keiner sagen, wie es wirklich sein wird. Man muss einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein."

Eine Möglichkeit für Sainz bestünde darin, nur einen Vertrag für 2025 zu unterschreiben und sich danach neu zu orientieren. Mercedes könnte den Spanier zum Beispiel für ein Übergangsjahr verpflichten, bevor Supertalent Andrea Kimi Antonelli bereit ist für den Aufstieg ins Werkscockpit. "Mit dem Level, auf dem ich gerade fahre, wäre es natürlich sehr verlockend, für 2025 ein konkurrenzfähiges Auto zu bekommen. Aber das hängt nicht nur von mir ab."

Liam Lawson - Alpha Tauri - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 26. August 2022 Foto: Red Bull

Dass Liam Lawson bereit für den Aufstieg in die Formel 1 ist, hat der Youngster mit seinen Aushilfseinsätzen 2023 bewiesen.

Kommt Lawson für Ricciardo?

Wie schnell sich Marktwerte ändern können, zeigt das Beispiel von Daniel Ricciardo. Der Australier war nach seiner kurzfristigen Rückholaktion im Vorjahr eigentlich als Favorit für die Nachfolge von Sergio Perez gestartet. Doch nach dem schwachen Saisonbeginn muss der achtfache Grand-Prix-Sieger schon froh sein, wenn er sein Cockpit im B-Team halten kann.

Marko macht keinen Hehl daraus, dass er sich mehr erwartet hatte: "Der Anspruch an ihn war, dass er klar schneller als Yuki sein muss, wenn er sich Hoffnungen auf den Sitz bei Red Bull machen möchte. Das war bisher nicht der Fall, auch wenn es in Japan knapp war. Man wird sehen, wie sich das entwickelt."

Sollte Ricciardo seine Punktlos-Serie fortsetzen, droht dem Routinier sogar Druck aus dem eigenen Stall. Junior-Pilot Liam Lawson hatte letztes Jahr mit guten Leistungen während der Handverletzung von Ricciardo gezeigt, dass er eine zweite Chance in der Formel 1 verdient. Sollte Red Bull aber nicht schnell handeln, droht der Neuseeländer zur Konkurrenz abzuwandern.

Marko würde Lawson gerne noch diese Saison eine Chance geben: "Wir haben mit Liam einen starken Reservefahrer im Team, dem es vertraglich zusteht, für ein anderes Team zu fahren, wenn er 2025 kein Cockpit bei uns bekommt. Diesbezüglich wäre es für uns natürlich schon spannend, wenn wir ihn schon in diesem Jahr in der Formel 1 sehen könnten, um uns ein noch klareres Bild zu machen. Aber das ist ein komplexes Thema."