Lage auf dem F1-Transfermarkt

Darum hat Alonso alle ausgebremst

Fernando Alonso hat mit seiner Unterschrift bei Aston Martin das Transferkarussell in eine andere Richtung gedreht. Das kann für Mercedes, Red Bull, Carlos Sainz und sogar Max Verstappen unangenehme Folgen haben.

Fernando Alonso & Carlos Sainz - GP Saudi-Arabien 2023 Foto: xpb

Wie war das noch mit dem Transferkarussell für die nächste Saison? Alle warten auf Max Verstappen? Fernando Alonso wollte nicht länger warten. Der 42-jährige Spanier verlängerte seinen Aston-Martin-Vertrag um mindestens zwei Jahre und setzt damit alle anderen auf dem Markt unter Zugzwang. Sogar die Königsfigur Verstappen. Einer wird als Verlierer aus dem Vertragspoker um die besten Plätze und Fahrer gehen: Red Bull oder Mercedes, Max Verstappen oder Carlos Sainz.

Alonso hat mit seinem Votum für Aston Martin die für ihn bestmögliche Wahl getroffen. Auch wenn sie nicht ganz aus freien Stücken erfolgte. Aston Martin setzte seinem Star-Piloten die Pistole auf die Brust. Er musste sich schnell entscheiden. Alonso wusste, dass sein Landsmann Carlos Sainz vor der Tür stand. Das Risiko, zu warten, war für ihn zu groß. Er hatte schon vorher für sich selbst beschlossen, dass ein Rücktritt noch nicht in Frage kam.

Fernando Alonso - GP Bahrain 2024 Foto: Aston Martin

Fernando Alonso hat Sicherheit für sich selbst geschafft. Auf dem Transfermarkt sind nun einige Parteien unter Zugzwang.

Was waren Alonsos Optionen?

Was waren Alonsos Optionen? Er hätte daraufsetzen können, dass sich Max Verstappen von Red Bull verabschiedet. Doch Alonso erklärte in Suzuka, dass er nicht an dieses Szenario glaube. Und wenn doch, dann hätte er unter Umständen so lange warten müssen, dass anderswo alle Plätze besetzt gewesen wären.

Mercedes hatte dem Rekordteilnehmer einen Eins-plus-eins Vertrag offeriert, für den Fall, dass Verstappen nicht kommt. Das war schon deshalb wenig attraktiv, weil die Option auf Seite des Teams gelegen hätte und Alonso unbedingt im Jahr 2026 noch dabei sein wollte. Ein neues Reglement bietet immer die Chance, dass sich die Kräfteverhältnisse ändern.

Bei Aston Martin ist Alonso besser aufgehoben als bei Red Bull oder Mercedes. Er kennt das Team, er hat miterlebt, wie Besitzer Lawrence Stroll aufrüstet, und sein Rennstall hält auf der Antriebsseite wahrscheinlich die besten Karten in der Hand. Besser als die Unbekannte RB Powertrains im Verbund mit Ford.

Honda baut mindestens so gute Motoren wie Mercedes oder Ferrari, und hat mit Aramco hat Aston Martin den Kraftstoff-Hersteller mit der größten E-Fuels-Erfahrung an Bord. Das könnte im ersten Jahr der neuen Regeln der Matchwinner sein.

Toto Wolff & Lewis Hamilton - Mercedes -  F1 2023 Foto: Mercedes

Toto Wolff sucht noch nach einem Ersatz für Hamilton. Wartet Mercedes bis zum Schluss auf Verstappen?

Nur noch zwei Plätze zur Wahl

Der Alonso-Vertrag reduziert für alle anderen Piloten die Auswahl auf nur noch zwei Plätze in den Top-Teams. Ferrari, McLaren und Aston Martin sind jetzt dicht. Für Verstappen bliebe damit nur noch der Ausweg Mercedes. Aber nur so lange, wie sich Toto Wolff traut, zu pokern. Wolff weiß, dass Carlos Sainz Audi in dieser Woche eine Antwort geben muss.

Gerüchten zufolge hat auch Wolff dem Ferrari-Piloten ein Angebot über ein Jahr mit Option gemacht. Das hört sich aus Sicht von Sainz und Verstappen auf den ersten Blick attraktiv an, weil Sainz dann nach einem Jahr zu Audi und Verstappen erst 2026 zu Mercedes wechseln könnte.

Doch ganz so einfach funktioniert diese Rochade nicht. Erstens muss Audi Sainz in einem Jahr noch wollen. Audi-Chef Andreas Seidl wird dann aber wohl eher einen anderen Fahrer auf den Platz neben Hülkenberg setzen, weil er ja nicht wissen kann, ob Mercedes nicht doch die Option auf Sainz einlöst. Und er will Planungssicherheit. Dazu braucht er zwei Fahrer, die sich langfristig auf dieses Projekt einlassen.

Im Moment ist der Marktwert des Melbourne-Siegers so hoch, wie er noch nie war. Doch das ist nur eine Momentaufnahme. Letztes Jahr im Dezember wäre Sainz noch in keiner Verlosung gewesen. In den Rennen nach dem Singapur-Sieg wurde er von Charles Leclerc an die Wand gefahren. Umgekehrt war Alexander Albon im letzten Winter einer der begehrtesten Piloten auf dem Markt. Nach seinen zwei Unfällen im Williams ist es ruhig geworden um den Thailänder.

Christian Horner & Max Verstappen - GP Japan 2024 Foto: xpb

Für Max Verstappen bleibt nur noch Mercedes, wenn er von Red Bull weg will. Die Wiedervereinigung mit Honda bei Aston Martin wäre 2026 sicher eine reizvolle Option gewesen.

Alonso-Vertrag als Steilpass für Horner?

Auch Verstappen steht jetzt in einer Ecke. Entweder er entscheidet sich schnell für Mercedes, was ihm aber angesichts der aktuellen Verfassung der Silberpfeile schwerfällt. Oder er lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein und setzt darauf, dass Sainz bei Mercedes die Vakanz überbrückt und ihm dann 2026 den Platz frei macht.

Gefährlich ist es auch deshalb, weil Red-Bull-Teamchef Christian Horner dann freie Hand hätte, seinen Plan sofort umzusetzen und die österreichische Fraktion kaltzustellen. Er könnte Helmut Marko suspendieren, ohne dass ihm Verstappen weglaufen kann. Der Mercedes wäre ja dann mit Sainz besetzt.

Wenn der Weltmeister die Saison 2025 gezwungenermaßen noch bei Red Bull fahren würde, wäre es auch juristisch schwierig, mit einem Jahr Verzögerung auf eine mögliche Marko-Entlassung zu reagieren. Er hätte in diesem Fall ein Jahr lang das neue Machtgefüge bei Red Bull akzeptiert. Red Bull könnte in diesem Fall Verstappen zwar nicht zwingen zu fahren, aber wenigstens auf einer Ablösesumme bestehen.

Helmut Marko & Carlos Sainz - Formel 1 - GP Japan - Suzuka - 5. April 2024 Foto: xpb

Carlos Sainz ist in der aktuellen Form ein gefragter Mann. Trifft er die sichere Wahl und sagt bei Audi zu? Oder wartet er noch, ob sich bei Red Bull oder Mercedes eine Tür öffnet?

Das Problem mit Antonelli

Die Nummer könnte aber auch ganz anders für Red Bull ausgehen. Wenn Verstappen Mercedes schon für 2025 eine Zusage gibt, dann steht Red Bull im nächsten Jahr nur mit Sergio Perez da und muss hoffen, dass Sainz noch frei ist. Horners Schützling Daniel Ricciardo liefert im Augenblick wenig Argumente für einen Aufstieg ins A-Team. "Wenn das Horners Plan ist, muss Ricciardo konstant drei Zehntel schneller als Tsunoda sein", heißt es bei Red Bull.

Auch Mercedes könnte im Transferpoker unter die Räder kommen. Toto Wolff hat zwar immer noch sein Supertalent Andrea Kimi Antonelli in der Hinterhand, doch der Formel-1-Einstieg in einem Top-Team käme 2025 für den dann 18-jährigen Italiener reichlich früh. Auch wenn Wolff auf das sensationelle Debüt von Ferrari-Junior Oliver Bearman verweist: "Bearman hat gezeigt, wie gut vorbereitet die jungen Fahrer heute sind."

Wenn 2025 doch ein Top-Fahrer als Hamilton-Ersatz zu Mercedes stößt, wird es für Wolff eine schwierige Nummer, Antonelli 2026 zu integrieren. Verstappen käme nur langfristig. Und wenn Sainz einschlägt, würde man ihn auch bei einer Ein-plus-Eins-Lösung nur schwer wieder los.