Audi F1-Vertrag für 2025

Hülkenberg wird erster Audi-F1-Werksfahrer

Der erste Fahrer des Audi-Formel-1-Projekts steht fest: Nico Hülkenberg wird schon 2025 zu Sauber wechseln und künftig den Rennoverall des neuen Audi-Werksteams überziehen. Der Wunschpilot für das zweite Cockpit will sich noch nicht entscheiden.

Nico Hülkenberg  - Formel 1 2024 Foto: Haas 94 Bilder

Es war ein eher schlecht gehütetes Geheimnis. Audi hat Nico Hülkenberg für sein Formel-1-Projekt verpflichtet. Der 36-jährige Deutsche wird die folgenden drei Jahre zuerst für das Sauber-Team und ab 2026 für den Ingolstädter Konzern an den Start gehen und dabei auch Aufbauarbeit betreiben. Das künftige Audi-Werksteam ist 2025 noch als Sauber mit Ferrari-Motoren unterwegs.

Der Kontakt zwischen Audi und Hülkenberg wurde nicht erst in den letzten Wochen hergestellt. Audi-Sportchef Andreas Seidl wollte den Rheinländer schon im vergangenen Jahr verpflichten. Doch Haas machte rechtzeitig von seiner Option Gebrauch, Hülkenberg für eine zweite Saison festzunageln.

Bei dem US-Rennstall zeigt der 208-fache GP-Teilnehmer gerade, was er wert ist. In Shanghai landete er im fünften Saisonrennen zum dritten Mal in den Punkterängen. Und das in einer Phase, in der es für die Teams aus der zweiten Tabellenhälfte schwerer denn je ist, überhaupt in die Top Ten zu fahren.

Nico Hülkenberg & Andreas Seidl - Le Mans 2015 Foto: Hoch-Zwei

Andreas Seidl hat schon 2015 kurz mit Nico Hülkenberg zusammengearbeitet. Mit Porsche gewann das Duo das 24h-Rennen in Le Mans.

Audi setzt Zeichen mit Hülkenberg

Hülkenberg bestätigt damit, dass er nicht nur eine exzellente Pace auf eine Qualifying-Runde hat. Jetzt, wo er wieder ein Auto hat, das schonend mit seinen Reifen umgeht, spielt der Routinier seine Erfahrung, seine Rennintelligenz und seinen Speed auch über die Distanz aus. Die Punktegewinne in Jeddah, Melbourne und Shanghai waren das Resultat von konstant hohem Rennspeed.

Audi Formel 1-Chef Andreas Seidl begründet die Wahl damit, dass er mit Hülkenberg einen möglichst kompletten Fahrer für seine Mission verpflichten wollte: "Die Verpflichtung von Nico ist ein nächster Meilenstein für das Formel 1-Projekt von Audi. Mit seinem Speed, seiner Erfahrung und seinem engagierten Teamwork wird er schon 2025 einen wichtigen Beitrag für den Einstieg von Audi in der Saison 2026 leisten. Es gab von Anfang an großes gegenseitiges Interesse, etwas Langfristiges aufzubauen. Nico ist eine starke Persönlichkeit. Sein Input auf fachlicher und menschlicher Ebene wird uns sowohl bei der Entwicklung des Fahrzeuges als auch beim Aufbau des Teams voranbringen."

Für Hülkenberg ist es die große Chance in seiner Karriere. "Die Perspektive, für Audi an den Start zu gehen, ist etwas ganz Besonderes. Wenn ein deutscher Hersteller mit einer solchen Entschlossenheit in die Formel 1 einsteigt, dann ist das eine einmalige Chance. Das Werksteam einer solchen Automobilmarke mit einer Antriebseinheit made in Germany zu repräsentieren, ist für mich eine große Ehre." Für ein Jahr wird der Veteran zu dem Team zurückkehren, für das er schon 2013 gefahren war. "Ich erinnere mich gerne an den starken Teamgeist in der Schweiz", blickt der Mann aus Emmerich zurück.

Mit Hülkenberg setzt Audi auch ein Zeichen auf dem deutschen Markt. Seit es keinen deutschen Grand Prix mehr gibt und seit Sebastian Vettel zurückgetreten ist, hat die Formel 1 in der Autonation einen schweren Stand. Das Bekenntnis zu einem deutschen Fahrer wird hierzulande nicht nur dem Projekt mehr Aufmerksamkeit verleihen, sondern auch dem gesamten Sport.

Helmut Marko & Carlos Sainz - GP Japan 2024 Foto: Motorsport Images

Carlos Sainz ist der zweite Wunschkandidat von Audi. Aber auch mit Red Bull steht der Spanier in Kontakt.

Sainz auf der Wunschliste ganz oben

Für das zweite Cockpit stehen eine ganze Reihe Fahrer Schlange. Audis Wunschpilot ist Carlos Sainz. Ursprünglich wollte man den Spanier zu einer schnellen Vertragsunterschrift drängen, doch jetzt hat man sich zum Warten entschieden. Seit Fernando Alonso bei Aston Martin verlängert hat, ist der Markt übersichtlicher geworden. Und mit Hülkenberg hat man schon mal eine feste Bank im Team, was den Druck im Verhandlungspoker für Audi verringert.

Die weiteren Optionen von Sainz haben sich auf Red Bull und Mercedes reduziert. Und sie sind nicht so attraktiv, wie sie sich anhören. Bei Red Bull ist noch gar nicht sicher, ob überhaupt ein Platz frei wird. Max Verstappen wird mangels Alternativen wohl noch ein Jahr bleiben. Im Moment hat sich auch der Machtkampf im Team beruhigt. Priorität hat, dass der Holländer seinen Titel verteidigt. Da braucht man keine Unruhe. Das hat auch Christian Horner verstanden.

Sergio Perez hat zwar für 2025 keinen Vertrag, doch der Mexikaner fährt bei Red Bull gerade seine beste Saison. Es gibt im Moment keinen Grund ihn auszutauschen. Dazu kommt, dass alle Red Bull-Fahrer mit Ausnahme von Verstappen ein moderates Grundgehalt mit guten Erfolgsprämien beziehen. Bei Audi könnte Sainz mehr verdienen. Und er müsste nicht gegen Verstappen antreten.

Valtteri Bottas & Guanyu Zhou - Sauber - Formel 1 - GP China - Shanghai - 18. April 2024 Foto: Sauber

Die beiden aktuellen Sauber-Fahrer, Valtteri Bottas und Guanyu Zhou, spielen offenbar in den Audi-Plänen keine Rolle.

Alternativen zu Sainz

Mercedes bietet dem 29-jährigen Spanier offenbar nur einen Eins-plus-eins Vertrag an. Teamchef Toto Wolff will flexibel bleiben. Man hofft immer noch, Verstappen zu bekommen. Und wenn schon nicht für nächstes Jahr, dann wenigstens für 2026. Und man hat mit Andrea Kimi Antonelli noch ein Talent in der Hinterhand, das man nicht verlieren will.

Für Audi wäre Sainz zusammen mit Hülkenberg die Idealbesetzung. Dort könnte der dreifache GP-Sieger ohne Wenn und Aber unterschreiben und mithelfen, aus einem Privatteam ein Werksteam zu formen. Er muss allerdings auch bereit dazu sein, die ersten beiden Jahre Steine zu fressen. Sauber wird 2025 nicht automatisch zum Siegerteam, nur weil dann 900 statt 600 Leute in Hinwil arbeiten und man zum ersten Mal am Budgetdeckel operiert. Die Saison 2026 ist für alle Teams eine große Unbekannte.

Sagt Sainz Audi ab, wäre das immer noch kein Beinbruch. Dann kommen alle Fahrer zum Zug, die bis dahin noch nichts gefunden haben. Das könnte Sergio Perez sein, wenn er bei Red Bull rausfliegt, Esteban Ocon, Pierre Gasly, Yuki Tsunoda oder Valtteri Bottas.

Ganz am Ende könnte vielleicht sogar Sebastian Vettel ein Thema werden, der sich mit Comeback-Gedanken herumschlägt, die über einen Le-Mans-Start mit Porsche hinausgehen. Red Bull oder Mercedes können ihm vielleicht schneller Erfolg garantieren, doch dort steht der vierfache Weltmeister nicht ganz oben auf der Liste. Bei Audi müsste er wieder den Entwicklungshelfer spielen. Es ist die Frage, ob er nach zwei Jahren Rennpause noch einmal die Energie dafür aufbringt.

Ayao Komatsu & Nico Hülkenberg - Haas - Bahrain - 2024 Foto: Haas

Ayao Komatsu bedauert den Abschied von Nico Hülkenberg.

Dank von Haas zum Abschied

Bei Haas fand man zum bevorstehenden Abschied noch ein paar freundliche Worte. Teamchef Ayao Komatsu bedankte sich persönlich bei seinem Schützling: "Er ist ein toller Teamplayer. Wir haben die Zusammenarbeit mit ihm immer genossen. Seine Erfahrung und sein Feedback waren von unschätzbarem Wert und haben dabei geholfen, unsere gesamte Performance zu verbessern. Das spiegelt sich auch in seinen Leistungen im Qualifying und den Rennen dieser Saison wider. Es stehen noch einige Rennen auf dem Programm. Wir freuen uns, bis zum Ende der Saison 2024 von seinem Input zu profitieren."

Hülkenberg gab die netten Worte an seinen aktuellen Arbeitgeber zurück: "Ich möchte dem ganzen Haas-Team ein besonderes Dankeschön sagen, speziell Gene (Haas) und Guenther (Steiner), die mir vor anderthalb Jahren das Vertrauen geschenkt und das Comeback in der Formel 1 möglich gemacht haben. Ich werde in den verbleibenden 19 Rennen alles geben, um so erfolgreich wie möglich zu sein."

Wer Hülkenberg bei Haas ersetzen wird, steht übrigens noch nicht fest. Ein Kandidat ist sicher Nachwuchstalent Oliver Bearman, der in Jeddah bei Ferrari sein Formel-1-Debüt gab. Der Formel-2-Pilot wird diese Saison sechs Mal bei Haas im Freien Training zum Einsatz kommen. In Imola wird er im Auto von Kevin Magnussen sitzen. Sollte der Youngster die Erwartungen nicht erfüllen, stehen aber noch einige erfahrene Alternativen wie Valtteri Bottas, Esteban Ocon oder Pierre Gasly parat.