Kaufberatung: Audi 100 Typ 43

Der Fünfender macht mehr Spaß

Rost ist der ärgste Feind der zweiten Audi-100-Baureihe. Er hat den Bestand so stark dezimiert, dass nur noch gute Exemplare meist in Rentnerhand überlebt haben. Die robuste und langlebige Technik bereitet kaum Kummer. Das Sorgenkind in dieser Disziplin heißt Audi 200 Turbo.

Audi 100 Typ 43 Foto: Jacek Bilski 19 Bilder

Karosserie-Check

Audi hat das Rostproblem des Typ 43 seinerzeit erkannt und den Rostschutz sukzessive verbessert. Ab August 1979 wurde die Sechsjahresgarantie gegen Durchrostung eingeführt, zum Modelljahr 1982 wendete das Werk Neckarsulm eine nochmals verbesserte Hohlraumkonservierung an. Dennoch verschwand der zweite Audi 100 zügig aus dem Straßenbild. Heute haben praktisch nur noch von Rentnern gepflegte Topexemplare überlebt, vorzugsweise mit L-Ausstattung und 85-PS-Motor. Trotzdem lohnt eine genaue Inspektion, denn der Rost blüht auch bei solch scheinbaren Sahnestücken gern im Verborgenen. 

Der Windschutzscheibenrahmen des Audi 100 Typ 43 ist eine solche Schwachstelle, ebenso die Taschen des Windfangs. Mittig ist bei den Vorderkotflügeln vor dem Radhaus ein Verstärkungsblech eigeschweißt - diese Nahtstelle neigt zum Durchrosten. Sind Kotflügelschraubkanten und Stehbleche mit Spachtelmasse und Lack retuschiert, lohnt der Kauf nicht, weil es in diesem fortgeschrittenen Verfallsstadium bereits die Radläufe und Endspitzen erwischt hat. Reparaturbleche und Kotflügel sind original nicht mehr lieferbar. 

Die Handelsware von Zubehörspezialisten ist meist weniger passgenau. Eine Restaurierung ist beim Audi 100 Typ 43 nicht rentabel. Selbst beim extrem seltenen Audi 200 Turbo sollte man besser auf ein wirklich gutes Exemplar warten. Das dürfte bei gängigeren 100 GL 5S oder 100 L kein Problem sein, denn sogar rostfreie Spitzenexemplare kosten weniger als 3.000 Euro.

Technik-Check

Die Technik des Audi 100 Typ 43 macht kaum Probleme. Vor allem die Fünfzylinder mit 100, 115 und 136 PS Leistung gelten als sehr robust, Laufleistungen bis 300.000 Kilometer ohne Überholung sind dokumentiert. Auch die Vierzylinder (1.6/85 PS und 2.0/115 PS), von konstruktiv gleicher Machart, sind immer für 200.000 Kilometer gut. Versprödete Ventilschaftdichtungen und Ölundichtigkeiten an Ölwanne und Zylinderkopfhaube zählen zu den marginalen Defekten.

Die Audi 100 Typ 43-Getriebe gehören ebenfalls zu den problemlosen Dauerläufern. Einzig die Antriebswellen des 100 5E sind für die Leistung unterdimensioniert, Knackgeräusche bei vollem Lenkradeinschlag und Schritttempo zeugen von erhöhtem Verschleiß. Die Hydraulikpumpe der Servolenkung verliert häufig Öl, ihr Austausch ist mit 600 Euro recht kostspielig. Der Audi 200 5T stellt deutlich höhere Wartungsansprüche. Die Turboladertechnik ist komplex - Defekte sind in der Regel teuer. Bei diesem Typ ist ein sorgfältig ausgefülltes Scheckheft bares Geld wert.

Preise

Das Preisniveau des Audi 100 der zweiten Generation ist generell niedrig. Das Limit dürfte bei 2.500 Euro liegen. Wie bei allen Youngtimern spielen Motorvariante, Ausstattung und sogar die Kombination von Lack- und Polsterfarbe für die Wertbestimmung eine große Rolle. Spitzenreiter ist demnach ein Audi 100 CD 5 E vor dem leichten Facelift (August 1979), der nur noch vom ultraseltenen Schrägheckmodell Avant in der gleichen Version übertroffen wird. 

Überhaupt notieren seltene Versionen des Audi 100 Typ 43 spürbar höher. Etwa der kaum verkaufte Zweitürer, der nur bis August 1979 gebaut wurde. Oder ein CD 5D mit dem 70 PS starken Fünfzylinder-Zweiliter-Dieselmotor. Ein Kapitel für sich ist der 200 (5E und 5T), von dem (ab September 1979) 51.282 Exemplare gebaut wurden, davon 38 807 als 5T. Letzterer kostet um die 6.000 Euro.

Bei Einführung 1978:
22.700 Mark
Bei Produktionsende 1982:
28.250 Mark

Ersatzteile

Die Ersatzteillage für den Audi 100 Typ 43 ist keinesfalls rosig. Der geringe Bestand wirkt sich hier ebenso negativ aus wie das mäßige Teile-Engagement der Audi Tradition. Technikteile lassen sich jedoch meist über Spezialisten beschaffen, hier hilft auch die Vielzahl der Gleichteile mit dem verbreiteten Nachfolgetyp 44. Das Preisniveau ist niedrig (Ausnahme 200 5T). Karosserie- und Ausstattungsteile machen Kummer. Mit Glück lassen sich Restposten oder Gebrauchtwaren ergattern. Der für den Audi 100 Typ 43 zuständige Club A.C.C.D. verfügt über Kontakte und Quellen. Beitritt lohnt sich.

Schwachpunkte

  1. Kotflügel und Stehbleche
  2. Vordere Längsträger
  3. A-Säule und Scheibenrahmen
  4. Türböden und Schweller
  5. C-Säule bei Schiebedachautos
  6. Radläufe und Endspitzen
  7. Ventilschaftdichtungen
  8. Hydraulikpumpe (Servolenk.)
  9. Antriebswellen
  10. Risse im Cockpit
  11. Ausgeblichene Polster
  12. Undichte Scheibenrahmen
Audi 100 Typ 43

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Rost ist der ärgste Feind der zweiten Audi-100-Baureihe. Er hat den Bestand so stark dezimiert, dass nur noch gute Exemplare meist in Rentnerhand überlebt haben. Die robuste und langlebige Technik bereitet kaum Kummer. Das Sorgenkind in dieser Disziplin heißt Audi 200 Turbo.