Jaguar XJ6 (XJ40) XJ.S und XJS in der Kaufberatung

Diese noblen Briten sind robust

Die beiden Jaguar-Modelle verkörpern bis auf den gemeinsamen Antrieb zwei verschiedene Jaguar-Generationen. Im Vergleich zum kapriziösen XJ-S gibt sich der Jaguar XJ 40 reparaturfreundlicher und rostresistenter. Doch die günstigen Preise täuschen, auch die Sechszylinder sind teuer im Unterhalt.

Jaguar XJ6, Frontscheinwerfer, Kühlergrill Foto: Jörg Künstle 13 Bilder

Karosserie-Check

Die Jaguar-Modelle nach der Qualitätsoffensive von Chairman John Egan ab 1983 sind deutlich besser verarbeitet und rostresistenter als ihre Vorgänger. Dennoch sind alle Blech- und Lackierarbeiten beim XJ-S, aber auch beim XJ 40 aufwendig und damit auch teuer. Vor allem beim XJ-S, dessen Bodengruppe und Fahrwerk noch dem XJ 6 der zweiten und dritten Serie entspricht, gilt es, auf der Hebebühne nach versteckten Rostherden im Bereich der Hilfsrahmen für Vorder- und Hinterachse zu suchen.

Beim XJ 40 tritt Korrosion an der vorderen Quertraverse unter dem Kühler auf. Weil sie jedoch verschraubt ist, lässt sie sich ohne großen Aufwand ersetzen. Schwieriger ist es, wenn Rost am Hilfsrahmen der Vorderachse, am Heckabschlussblech am Übergang zum Unterboden, an der Unterkante der Kofferraumklappe, an den Türunterkanten und Schwellerspitzen, an den hinteren Wagenheberaufnahmen oder am Rahmen der Windschutzscheibe auftritt, was auch beim XJ-S gern der Fall ist.

Des Weiteren sollten Interessenten beim XJ 40 den Bereich zwischen C-Säule und den hinteren Dreiecksfenstern begutachten. Außen löst sich gern der Klarlack, innen der Dachhimmel. Grundsätzlich ist die gesamte Komfortelektrik zu checken. Die Klimaanlage ist wartungsanfällig.

Technik-Check

Die modernen DOHC-Sechszylinder vom Typ AJ6 mit 24 Ventilen überzeugen mit Zuverlässigkeit und langer Haltbarkeit. Es gibt drei Versionen – 3,2-Liter, 4,6-Liter und den langhubigen 4,0-Liter. Als einziger Sechszylinder der AJ6-Reihe lässt er sich auf Euro 2 umrüsten. Laufleistungen bis zu 300.000 Kilometer werden auch ohne auffälligen Ölverbrauch erreicht. Ein paar Schwachstellen gilt es dennoch zu beachten.

Rasselgeräusche im Bereich des Steuerkettengehäuses weisen auf einen verschlissenen Kettenspanner hin. Häufig kommt es zu Ölverlust wegen einer maroden Ventildeckeldichtung, mitunter zu Lecks im Kühlkreislauf, was Überhitzung zur Folge haben kann – im schlimmsten Fall droht eine durchgebrannte Zylinderkopfdichtung. Der gusseiserne Auspuffkrümmer neigt zur Rissbildung. An der Hinterachse ist auf defekte Antriebswellenlager im Differenzial zu achten. Solche Schäden werden oft als kaputte Radlager erklärt, sind aber aufwendiger zu beheben.

Preise

Die Startpreise klingen verlockend: Schon für 1.000 Euro werden fahrbereite XJ 40 angeboten, XJ-S ab 3.000 Euro. Das sind Modelle mit dem 3,6-Liter-Reihensechszylinder ohne Katalysator. Die Fixkosten für Reparaturstau-Exemplare im Preissegment unter 3.000 Euro sind ebenso exorbitant wie das Risiko schwer wiegender Schäden. Ab 3.000 Euro finden sich alltagstaugliche XJ 40, allerdings selten mit Laufleistungen unter 200.000 Kilometer – was bei scheckheftgepflegten Wagen kein Kaufhindernis sein muss. Für 5.000 Euro gibt es Autos mit geringeren Kilometerständen und neuer Hauptuntersuchung. Selbst Topautos in der bevorzugten, opulenten Daimler-Ausführung kosten selten über 8.000 Euro. Nur die raren XJ 40-Modelle mit 6-Liter-V12-Motor ab 1992 liegen preislich höher. Gute XJ-S 3.6 oder XJS 4.0 (AJ16) kosten um die 10.000 Euro. Es wird Zeit, sich gute, unrestaurierte XJ-S Exemplare zu sichern.

Bei Einführung 1989 (Jaguar XJ 6 4.0) :
79 686 Mark
Bei Produktionsende 1996 (Jaguar XJ S 4.0) :
112 500 Mark

Ersatzteile

Das Problem für Jaguar XJ-S und XJ 40-Besitzer dürfte weniger ein Mangel an verfügbaren Teilen sein, sondern die Finanzierung. Wer einen XJ-S oder XJ 40 billig kauft, erschrickt oft wegen der Preise für Ersatz. Wer in dem Jaguar aber einen künftigen Klassiker sieht und ihn deshalb nicht nur mit Teilen vom Verwerter ausstatten will, findet ein komplettes Angebot. In manchen Fällen kann es etwas dauern, aber so gut wie alles ist lieferbar. Engpässe gibt es höchstens bei Details der Innenausstattung.

Als einziges Triebwerk der XJ 6-Reihe lässt sich der Vierliter-Sechszylinder durch den Einbau eines Kaltlaufreglers auf die Abgasnorm Euro 2 umrüsten. Damit sinkt die Jahressteuer von 606 auf 294 Euro. Der Kit kostet knapp 350 Euro. Für Einbau und Eintrag in die Papiere sind 120 Euro fällig. Der spätere AJ16-Motor mit 233 PS im XJS (ohne Bindestrich seit dem 91er Facelift) erreicht mühelos die D3-Abgasnorm

Schwachpunkte

  1. Quertraverse vorn
  2. Schwellerspitzen
  3. Windschutzscheibenrahmen
  4. Klarlack löst sich ab
  5. Wagenheberaufnahmen
  6. Kante der Kofferraumklappe
  7. Ventildeckeldichtung defekt
  8. Auspuffkrümmer gerissen
  9. Kettenspanner verschlissen
  10. Niveauregulierung Hinterachse
  11. Dachhimmel
  12. Komfortelektronik
Jaguar XJ 6 4.0, Schwachstelle

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Die beiden Jaguar-Modelle verkörpern bis auf den gemeinsamen Antrieb zwei verschiedene Jaguar-Generationen. Im Vergleich zum kapriziösen XJ-S gibt sich der Jaguar XJ 40 reparaturfreundlicher und rostresistenter. Doch die günstigen Preise täuschen, auch die Sechszylinder sind teuer im Unterhalt.