Kaufberatung für den Lloyd 400

Die günstige Alternative zu Isetta und Co.

Er neigt nicht zum Rosten, seine Technik ist standfest, und außerdem sieht er propper aus. Dennoch gehört er nicht zu den gefragten Klein-Automobilen seiner Zeit: Dem Lloyd fehlt der skurrile Charme gleich alter Rollermobile. Er ist deshalb viel billiger als Isetta, Messerschmitt & Co.

Lloyd 400 Foto: Reinhard Schmid 22 Bilder

Karosserie-Check

"Richtige Schwachstellen hat der Lloyd nicht", sagt Uwe Schröder, Restaurierungs-und Technik-Experte der Lloyd-Freunde Interessengemeinschaft. Schwierig wäre theoretisch die Sanierung eines 400ers mit morscher Holzkarosserie - wenn welche dem Holzwurm und der Feuchtigkeit getrotzt hätten: Fast alle überlebenden Exemplare, in Deutschland sind es rund 100, tragen ein Ganzstahl-Gehäuse - dessen einzige nennenswerte Hohlräume sind die Schweller. Die Bodenpartie ist öfter im Bereich der Fußräume und des Kofferraums durchgerostet, die Sanierung in nahezu originaler Optik gelingt mit Reparaturblechen von Citroën Acadiane oder VW Bus T1.
 
Mitunter nistet die Korrosion im Frontscheibenrahmen, wenn poröse Gummis das Regenwasser durchlassen. In seltenen Fällen gammelt dann der Fenstersteg durch. Zu den selteneren Altersgebrechen eines Lloyd zählen zudem rostige Stoßdämpfer-Aufnahmen und angegriffene Radhäuser. Doch selbst ein patinöser Lloyd lässt sich leicht restaurieren: Seine komplette Karosserie ist verschraubt und kann im Handumdrehen zerlegt werden, die Nachfertigung einzelner Blechpartien stellt keine gehobenen Ansprüche. Schwierig ist allerdings die Suche nach Blech- und Zierteilen - ein 400er-Lloyd sollte daher möglichst komplett und frei von schlecht sanierten Unfallspuren sein.

Technik-Check

Der Zweizylinder-Zweitaktmotor und das unsynchronisierte Dreiganggetriebe gelten als robust, meist nerven nur technische Marginalien - dazu gehören verbrauchte Stoßdämpfer oder Bremsen. Um die Nachfertigung der wichtigsten Verschleißteile kümmern sich die Technikexperten der Lloyd-Freunde, der Club bietet auch Schrauber-Workshops an.
 
Die engagierten Lloyd-Fans kennen auch das größte Handicap eines 400er-Lloyd im heutigen Verkehr, nämlich sein phlegmatisches Temperament. Die heute populärste Tuning-Maßnahme ist daher der Einbau eines voll synchronisierten Viergang-Getriebes aus dem Nachfolger Alexander. "Damit läuft ein 400er gute 85 km/h", sagt Uwe Schröder, der den kleinen Lloyd - gleich, ob 400er oder 600er - als "technisch problemlosesten Kleinwagen seiner Zeit" lobt. "Man fährt einfach und hat Spaß damit."

Preise

Die Lloyd-Szene hielt entsetzt den Atem an, als kürzlich bei Ebay eine Lloyd 400 Cabrio-Limousine für über 40.000 Euro unter den Hammer kam. Insider glauben allerdings noch immer an einen bösen Scherz unter Kleinwagen-Fans. Gerade die Zweitakt-Modelle sind unter Sammlern nicht übermäßig gefragt, weil die späteren 600- und Alexander-Typen ähnlich aussehen, mit Motorleistungen von 19 bis 25 PS aber temperamentvoller und alltagstauglicher sind.
 
Eine sehr gute Lloyd 400-Limousine ist deshalb nicht teurer als etwa 5.500 Euro, ein Kombi notiert etwas höher. Die Suche nach einem Cabriolet ist praktisch chancenlos, und der Kauf eines Restaurierungsobjekts um 1.000 Euro lohnt nicht, weil die Sanierung teuer wird.

Bei Einführung 1953:
3.780 Mark
Bei Produktionsende 1957:
3.350 Mark

Ersatzteile

Neuteile tauchen auch viereinhalb Jahrzehnte nach dem Untergang des Borgward-Konzerns noch manchmal auf, beispielsweise im Ebay-Sortiment, wo unter dem Suchbegriff Lloyd auch noch Dutzende von Schuhen des gleichnamigen Herstellers erscheinen. Die Lloyd-Freunde kümmern sich zudem um Nachfertigungen. Sie wissen auch, welche Gleichteile aus dem Programm anderer Marken passen.
 
Wenn es um Blech-, Alu- oder Zierteile geht, müssen sich Lloyd-Leute in der Regel aber mit Gebrauchtteilen behelfen - auch hier gibt es Bezugsquellen aus inneren Clubzirkeln. Komplette Schlacht-Lloyd kommen vereinzelt noch auf den Markt, weil sie in Scheunenecken über die Jahre nicht allzu viel Platz wegnahmen. Sie kosten in der Regel wenige 100 Euro. Die originalen Diagonalreifen eines Lloyd lassen sich heute durch handelsübliche Citroen-2CV-Gürtelreifen ersetzen.

Schwachpunkte

  1. Kofferraumboden
  2. Fußräume
  3. Scheibenrahmen
  4. Stoßdämpferaufnahmen
  5. Radhäuser
Lloyd 400

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Er neigt nicht zum Rosten, seine Technik ist standfest, und außerdem sieht er propper aus. Dennoch gehört er nicht zu den gefragten Klein-Automobilen seiner Zeit: Dem Lloyd fehlt der skurrile Charme gleich alter Rollermobile. Er ist deshalb viel billiger als Isetta, Messerschmitt & Co.