Kaufberatung VW Scirocco II

Robuster Golf im Sportanzug

Der VW Scirocco II, bei Karmann gebaut, besticht vor allem ab Modelljahr 1987 durch solide Karosseriequalität und eine gute Rostvorsorge. Bei älteren und ungepflegten Modellen gibt es dennoch ein paar Schwachpunkte zu beachten. Die Technik zeigt sich unproblematisch und langlebig.

Opel Manta B und VW Scirocco II Foto: Hardy Mutschler 7 Bilder

Karosserie-Check

Die Blechqualität und der Rostschutz des VW Scirocco II sind weit besser als beim Vorgänger. Die gesamte Baureihe des Typs 53/2 profitierte von der Sechs-Jahres-Garantie gegen Durchrostung. Nur frühe und vernachlässigte Exemplare zeigen Rostansatz an den vorderen Kotflügelschraubkanten, Kantenrost im Motorraum, Rost an Schwellern und Türböden sowie an den hinteren Radläufen und an der Heckklappe. Als Folge schlecht reparierter Unfallschäden - das Sportcoupé war ein beliebtes Auto bei den jungen Wilden - zeigt sich Rost auch am Übergang des Frontblechs zu den Voderkotflügeln sowie an den hinteren Seitenwänden und am Heckblech.

Rost ist also weniger das Killerkriterium beim Kauf als viel mehr die Originalität. Gerade bei einem Automobil, das soeben vom Verbrauchtwagenstadium in die Youngtimersphäre wechselt, ist der unverbastelte Originalzustand wichtig. Tiefer gelegte und verspoilerte Breitrad-Scirocco fallen allmählich durchs Raster. Risse am Instrumentenbrett treten  häufig auf, ebenso sind die Sitzbezüge der Sportsitze wenig altersbeständig. Auch beim Interieur ist Originalität Trumpf. Discomobile mit riesigen Boxen, Eigenbau-Mittelkonsolen und winzigen Sportlenkrädern sind noch eine Spur pedantischer zu untersuchen.

Technik-Check

Als Golf-I-Coupé wurde dem VW Scirocco II die Robustheit und Zuverlässigkeit seiner Basis in die Wiege gelegt. Die bewährten Tassenstößel-Motoren vom Typ EA 827 sind allemal für 200.000 Kilometer gut. Die wenigen Schwachstellen sind laute Hydrostößel (ab 8/1985), erhöhter Ölverbrauch wegen ausgehärteter Ventilschaftdichtungen, defekte Zahnriemen wegen Alterung oder Missachten der Wechselintervalle (Vorschrift alle 90.000 km).

Beim 16-Ventiler kommt es vereinzelt zu eingelaufenen Nockenwellen. Die Getriebe geben kaum Anlass zur Sorge, manchmal ist die Synchronisierung des zweiten Gangs etwas angekratzt oder das Differenzial macht bei hohen Laufleistungen Heulgeräusche. Die Antriebswellen dürfen bei stark eingeschlagenen Vorderrädern und Schritttempo keine Geräusche von sich geben. Die Stoßdämpfer und die Lager der vorderen Federbeine verschleißen vorzeitig. Defekte Radbremszylinder und ermüdete Gasdruckheber für die Heckklappe zählen ebenfalls zu den häufigeren Golf/Scirocco-Leiden.

Preise

Die Preise beginnen bei rund 300 Euro für Fahrzeuge in mäßigem Zustand. Gute Fahrzeuge kosten ab etwa 2.700 Euro. Ein gut erhaltener VW Scirocco GT 16 V mit wenigen Kilometern markiert die Spitze - er kostet heute rund 5.100 Euro. Natürlich ist die Spitzenmotorisierung in Liebhaberkreisen das gefragteste Modell, der 1,8-Liter-95-PS-Motor mit geregeltem Katalysator ist dagegen am häufigsten anzutreffen.

VW Scirocco II-Fans haben den Charme der frühen, ursprünglichen Modelle bis 1985 entdeckt, ohne die aufgesetzt wirkenden Schwellerverkleidungen und Kotflügelverbreitungen. Auch sie gibt es noch vereinzelt - als gepflegte Damenwagen, nicht selten mit Automatik. Beliebt sind auch die zeitgeistigen Sondermodelle White Cat, Scala und Tropic, die den Disco-Appeal des VW-Coupés ungeniert ausstrahlen.

Bei Einführung 1985 (VW Scirocco GTX 16 V) :
29 400 Mark
Bei Produktionsende 1990 (GTX 16 V, G-Kat) :
34 100 Mark

Ersatzteile

Dank vieler Gleichteile mit den Golf-Modellen I und II gibt es bei den Technik-Komponenten fast  keine Nachschubprobleme. Spezielle Zier- und Ausstattungsteile sind jedoch 13 Jahre nach Produktionsende bei Volkswagen nicht mehr erhältlich.

Die Fülle der Sondermodelle von GTX über Scala bis White Cat macht die Sache nicht einfacher. Wichtig ist es deshalb, ein komplettes, originales Auto zu kaufen. An verbrauchten Altwagen herrscht kein Mangel - der Scirocco II ist wegen seines knappen Raumangebots als Exportauto für Russland oder Afrika nicht sonderlich beliebt. Als fahrbereiter Teileträger ist er oft schon unter 300 Euro zu haben.

Schwachpunkte

  1. Kotflügel-Schraubkanten
  2. Verbogene Längsträger
  3. Rost an Türen, Schwellern
  4. Radläufe und Endspitzen
  5. Heckklappe
  6. Hydrostößel defekt
  7. Ventilschaftdichtungen
  8. Falsche Räder und Reifen
  9. Federbeinlager, Stoßdämpfer
  10. Risse im Instrumentenbrett
  11. Sitzwangen aufgescheuert
  12. Gepäckraumablage und Türverkleidungen beschädigt
Opel Manta B und VW Scirocco II

Wertungen

Alltagstauglichkeit
Ersatzteillage
Reparaturfreundlichkeit
Unterhaltskosten
Verfügbarkeit
Nachfrage

Fazit

Der bei Karmann gebaute Scirocco II besticht vor allem ab Modelljahr 1987 durch solide Karosseriequalität und eine gute Rostvorsorge. Bei älteren und ungepflegten Modellen gibt es dennoch ein paar Schwachpunkte zu beachten. Die Technik zeigt sich unproblematisch und langlebig.