Audi E-Tron GT Facelift

Taycan-Bruder bekommt Aktiv-Fahrwerk

Analog zum Plattform-Bruder Taycan bekommt auch der Audi E-Tron GT zur Hälfte seiner Modelllaufzeit eine Modellpflege verpasst. Wir haben die technischen Details und waren bereits mit einem getarnten Prototypen unterwegs.

Audi E-Tron GT Facelift Foto: Audi 29 Bilder

Wäre das Leben nur ein Spiel nach Zahlen, läge der Taycan weit vorn. Zwischen 2020 und 2023 wurden in Deutschland über 18.000 Porsche Taycan, nur knapp 6.000 Audi E-Tron GT zugelassen. Dabei – da waren sich nicht wenige Beobachter einig – ist der Audi das schönere, elegantere Auto. Und das gilt sogar, wenn es wenig schmeichelhaft mit Tarnfolie auf einem Flughafen-Parkplatz in greller Mittagssonne vor dir steht.

Beim Design gab’s nicht viel zu verbessern, nur Details werden verändert. Welche genau das sind, wird vorerst nicht verraten. Sportlicher anmutende Räder hat er bereits, den Rest verbirgt die Tarnfolierung. Das Armaturenbrett zeigt sich ebenfalls verhüllt, durch einen Sehschlitz blinzeln die Anzeigen des Hauptdisplays.

Fahrwerk im Fokus

Natürlich sei auch am Antrieb gearbeitet worden, mehr Performance, mehr Reichweite, fixeres Laden. Mutmaßte man, die Änderungen orientierten sich an jenen des Taycan bei der jüngsten Modellpflege, liegt man vermutlich nicht ganz falsch: etwas mehr Power und eine etwas größere Batterie. 105 kWh brutto sind es bei Porsche jedenfalls.

Inzwischen hat sich Fahrwerksentwickler Carsten Jablonowski dazu gesellt. Er weiß alles über das neue Aktiv-Fahrwerk. Auf der Verbesserung des Fahrwerks habe der Schwerpunkt der Modellpflege gelegen. Gerade das Aktiv-Fahrwerk biete da Möglichkeiten, von denen frühere Fahrwerksingenieure nicht einmal zu träumen wagten.

Audi E-Tron GT Facelift Foto: Audi

Fahrwerksentwickler Carsten Jablonowski im Gespräch mit auto motor und sport.

Gleichzeitig Fahrkomfort und Fahrdynamik zu verbessern, ist so etwas wie die Quadratur des Kreises bei der Chassis-Entwicklung. So böte der neue Audi E-Tron GT nicht nur feinere Ansprache auf Unebenheiten, sondern auch etwa durch die Nutzung der Wankstabilisierungsverteilung deutlich mehr Agilität.

Souveränes Fahren

Und das können wir gleich ausprobieren, ein wenig zumindest. Denn die Wüstenhighways im Oman sind nicht sehr für Tempobolzereien geeignet. Dafür bieten sie allerlei vergnügliche Kurven durch die Berge, jede Menge Unebenheiten aller Art von feinen Asphaltrillen bis zu Bremsschwellen in der Größe schlafender Kamele. All das verarbeitet der getarnte Audi mit der souveränen Gelassenheit, die nun mal gut abgestimmten Luftfahrwerken zu eigen ist.

Bei gerade noch legaler, etwas schnellerer Fahrt lässt sich der Audi nicht weniger souverän durch Biegungen lenken. Die Lenkung spricht sauber und exakt an, vermeldet zuverlässig Gripverlust, falls mal wieder Sand auf die Ideallinie geweht wurde.

Dazu beherrscht das Aktiv-Fahrwerk das komplette Repertoire, das auch die anderen, ähnlich ausstaffierten Konzernfahrzeugen draufhaben. Unter anderem: Kurvenneigungsfunktion, die die Querbeschleunigung für die Insassen in Kurven reduzieren soll, Reduzierung der Nickbewegungen beim Bremsen und Beschleunigen oder Anhebung der Karosserie zum Ein- und Aussteigen.

Inzwischen taucht die Sonne langsam hinter den Dhofar-Bergen ab. Die letzten Kilometer des Tages absolviert der camouflierte Audi zügiger, neigt sich in Kurven leicht nach innen, bleibt stabil beim Bremsen und lässt sich vehement aus den Kehren auf die Geraden zum Arabischen Meer feuern.

Die feinpixeligen LED-Matrix-Scheinwerfer verhindern mit ihren adaptiven Lichtschneisen, dass wir Temposchwellen oder heimische Fauna übersehen. Bestimmt gibt es eine Zahl, die angibt, wie viele Pixel der Wagen ins Dunkel strahlt. Aber das Leben ist nun mal kein reines Zahlenspiel.

Audi E-Tron Facelift als Erkönig

Vorab konnten wir den aktualisierten Audi E-Tron GT bereits als Erlkönig fotografieren. Die Frontpartie trägt ein neues Design, um die Breite des Autos nochmals optisch zu vergrößern. In der neu gestalteten Frontschürze, die zu lächeln scheint, sind mittig die Fahrassistenzsensoren untergebracht. Ein Prototyp trägt auch ein neues und deutlich offeneres Felgendesign. Hier ist die Keramik-Bremse mit den roten Bremssätteln gut zu erkennen. Vermutlich handelt es sich um den E-Tron RS.

Der zweite Erlkönig trägt andere, kleinere Felgen und Reifen. Der Schwellerbereich an der Seite sowie die Heckschürze sind ebenfalls getarnt, hier dürfte das Design im Vergleich zum aktuellen Modell ebenfalls angepasst werden. Gleich bleiben die Leuchten, während die Scheinwerfer die neueste Matrix-LED-Technik bekannt aus dem Porsche Cayenne tragen.

Für den Innenraum erwarten wir einige Ausstattungs- und Materialänderungen – vermutlich wächst auch der etwas unterdimensionierte Bildschirm.

Mehr Power und Reichweite

Beim 800-Volt-Antriebsstrang dürfte eine neue Batterie für mehr Reichweite sorgen, wie etwa beim Audi Q8 E-Tron, der in der 55er und der S-Version auf 106 kWh netto (brutto 114 kWh) kommt. Aktuell beherbergt der E-Tron einen 83,7 kWh-Akku (93,4 kWh brutto). Auch die Leistung der beiden E-Motoren von derzeit 476 bzw. 598 (Boost 530 und 646 PS) dürfte steigen. Unklar ist noch, ob auch Audi mit einem neuen Top-Modell aufwarten wird. Der Porsche Taycan kommt als Turbo-GT-Version mit einem 1.000-PS-Brutalo-Antrieb.