Porsche 356 Nr. 1 Roadster auf Weltreise

Diese Oldtimer-Replika kann kein Mensch fahren

Auf den ersten Porsche 356 Roadster führen die Zuffenhausener eine ganze Marken-Philosophie von fahrdynamischer Auslegung bis Leichtbaukonzept zurück. Jetzt wurde eine Replika des ersten 356 Roadster gebaut, die niemand fahren kann.

Porsche 356 Roadster Replika Foto: Porsche 64 Bilder

Dass Tradition auf Moderne trifft, liest man ja immer wieder mal. Bei Porsche Classic war das zuletzt der Fall, als ein originaler 356 Roadster mit einem 3D-Scanner vermessen wurde. Wozu? Man wollte die Nummer eins rekonstruieren. Den ersten jemals gebauten 356 aus dem Jahr 1948. Keine leichte Aufgabe, wenn das auch mit den Werkzeugen und Arbeitsweisen von damals gemacht werden soll. Zwei Monate benötigte der Spengler Friedrich Weber dereinst allein für das Aluminium-Kleid des Sportwagens. Arbeit fernab von automatisierten Abläufen und Roboter-Armen.

Um die Replika auf die Räder zu stellen, wurden alte Konstruktionszeichnungen, Fotografien und Tagebücher ausgewertet und abgeglichen. Dabei galt es zunächst die zahlreichen Abweichungen herauszudividieren, da der 356 Roadster von 1948 mehrfach ramponiert, repariert und umgebaut wurde. Schließlich sollte die Replika den Ursprungszustand des Klassikers widerspiegeln. Die Karosserie etwa lief nach hinten schmaler aus, an der Front prangte eine ausgeprägte Bugspitze. Der Heckdeckel reichte vom Passagierraum bis hin zur Stoßstange – Merkmale, die der „Nummer 1“ über die Jahre abhanden gekommen waren.

Replika in Handarbeit

Mit Hilfe originalgetreuer Holzformen und Prüfwerkzeuge entstand schließlich der Nachbau des 70 Jahre alten Roadsters in Handarbeit. Selbst die Farbformel der Lackierung hat man bei Porsche Classic zum Anrühren genutzt, nachdem unter dem Armaturenbrett einige Schichtproben genommen wurden. Denn das Originalfahrzeug hat Zeit seines Lebens einige frische Anstriche erhalten. Die Tatsache, dass selbst die Knüpfung der Teppiche der von vor siebzig Jahren entspricht, dürfte die Herzen eingefleischter Traditionalisten sperrangelweit öffnen.

Porsche 356 Roadster Replika Foto: Porsche
Nicht nur die Materialauswahl, sondern auch die Art und Weise der Fertigung orientieren sich an den Gegebenheiten von 1948.

Zu Recht fragen Sie sich nun, warum denn niemand dieses Schmuckstück fahren kann. Nun, das liegt nicht daran, dass Porsche es verbieten würde. Das Problem sitzt näher an der Basis. Die Rekonstrukteure haben schlicht auf einen Motor verzichtet. Während die Vorderachse nebst Lenkung und Lenkrad dem Original entsprechend von einem VW Käfer stammt, besteht die Hinterachse lediglich aus einem Rohr.

Das allerdings ist insofern kein Problem, als dass es sich bei dem Porsche 356 „Nummer 1“ Roadster lediglich um ein Showcar handelt, das die zeitgeschichtliche Bedeutung des Modells für die Marke unterstreichen soll. Und als solch hingebungsvoll aufgebauter „Markenbotschafter“ geht es für das Showcar nun auf Weltreise. Von Zuffenhausen aus führt die Tour über das Goodwood Festival of Speed in Großbritannien, aber auch die USA, Kanada, China und Südafrika stehen auf der Reise-Liste. Wer nicht so weit fliegen möchte, hat von Juli bis September 2018 auch die Gelegenheit, die Nummer 1 im Stuttgarter Porsche Museum zu bewundern.

Falls Sie bis dahin noch etwas in Porsche-Nostalgie schwelgen wollen, finden Sie in unserer Bildergalerie die schönsten Werbe-Plakate der Zuffenhausener ab dem Jahr 1951.