Citroën Conservatoire Aulnay-sous-Bois

Besuch der Citroën-Oldtimer-Sammlung

Citroën lagert im Conservatoire über 300 Oldtimer und Studien. In einer Halle in Aulnay-sous-Bois bei Paris stehen nicht nur Traction, DS, SM und 2CV. Mehr sehen Sie auf unserem Rundgang.

Conservatoire Citroen Typ A Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën 51 Bilder

Das Werk in Aulnay-sous-Bois ist Geschichte. Citroën lagert in einer 7.500 Quadratmeter großen Halle über 300 Autos, vom 1919 gebauten Typ A bis zu aktuellen Studien reicht die Sammlung. Dazu kommen noch jeweils ein Traktor, ein Hubschrauber, drei Präsidentenlimousinen und zahlreiche Rallyefahrzeuge. An den Wänden hängen Werbeplakate und Emaille-Schilder, in einer Ecke steht das Arbeitszimmer von André Citroën.

André Citroën begann 1919 mit dem Bau von Autos

Conservatoire Citroen Typ B Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën
Das erste Auto von Citroën war der Typ A. Die Produktion begann 1919.

Der 1878 geborene Ingenieur hatte zunächst doppelwinklig verzahnte Zahnräder patentieren lassen, dann während des 1. Weltkrieges Munition hergestellt und schließlich 1919 sein erstes Auto auf den Markt gebracht. Den Typ A. Die Werbung startete sechs Monate vor Markteinführung in Zeitschriften, das war damals neu. Unüblich war auch, dass ein Hersteller ein Auto inklusive Karosserie auslieferte. Es gab acht Karosserien. Weil der Citroën Typ A mit Listenpreisen zwischen 7.200 und 9.000 Franc relativ günstig war, einen Elektrostarter und elektrisches Licht besaß, wurde er zum Erfolg: Nach einem Jahr hatte Citroën 10.000 Autos verkauft.

Emaille-Straßenschilder mit Doppelwinkel machen die Marke ab 1921 im ganzen Land bekannt. Im selben Jahr kommt der stärkere Typ B auf den Markt.

Kreative Werbung per Flugzeug und am Eiffelturm

Werbung ist Citroën wichtig, 1922 schreibt ein Flugzeug den Markennamen über den Himmel von Paris. Im selben Jahr startet eine Expedition: In drei Monaten durchqueren mehrere Raupenfahrzeuge die Sahara. Spielzeugautos sollen ab 1923 Kinder an die Marke heranführen. Nicht ohne kommerziellen Erfolg, die Firmenchronik berichtet von 30.000 verkauften Kopien des Torpedo B2 10 HP. 1924 baut Citroën ein Busnetz auf und 50.000 Autos im Jahr.

Als Beweis der Kreativität Citroëns steht ein Modell des Eiffelturms an der Wand neben seiner Büro-Schrankwand. Von 1925 bis 1934 lassen 250.000 Glühbirnen den Citroën-Schriftzug am Eiffelturm leuchten und weisen angeblich sogar Charles Lindbergh den Weg, nachdem er den Atlantik überflogen hat.

Halbkettenfahrzeuge und überlebende Prototypen

Conservatoire Citroen 2CV Ente James Bond 007 Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën
Diese drei Prototypen standen bis in die Neunziger-Jahre auf einem Dachboden der Gebäude von La Ferté-Vidame, einem Testgelände in der Normandie.

Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zu weiteren Abenteuern der Citroën-Geschichte. Zwei der Halbkettenfahrzeuge stehen in der Ecke, davor drei verlottert wirkende Enten. Die traurigen Reste der „Toute Petite Voitures“ sind tapfere Überlebende und galten bis in die Neunziger als verschollen. Denn als 1939 der 2. Weltkrieg ausbrach, sollten alle 250 Prototypen des kleinen, billigen Autos für die Landbevölkerung vernichtet werden. Doch ein paar Mitarbeiter widersetzten sich wohl der Direktive aus der Zentrale und versteckten ein paar Enten auf einem Dachboden eines der Gebäude von La Ferté-Vidame, einem Testgelände in der Normandie.

Die Zähigkeit einer Ente beweist nicht nur ihr langer Produktionszeitraum von 1948 bis 1990, sondern auch ihre tapfere Teilnahme an diversen Raids – Konvois von jungen Leuten, die in 2CV Europa, Asien und den vorderen Orient bereisten.

Motorsport mit DS und SM

Conservatoire Citroen Sammlung Foto: Karl-Heinz Augustin/Citroën
Unter der Hülle dieser gelben DS steckt eigentlich ein SM - inklusive eines auf auf 250 PS getunten Maserati-V6.

Von der Tradition, Motorsport zu betreiben, erzählen diverse Generationen Renn- und Rallyefahrzeuge. Dabei entrann ein gelbes DS Coupé als einziges dem Verdikt der Vernichtung: Ganz in der Tradition der TPV sollten alle DS-Rallye-Prototypen nach ihren Einsätzen verschrottet werden. Einer hielt sich nicht dran und steht heute im Conservatoire. Der Name Björn Waldegaard steht auf dem Kotflügel und im Prinzip steckt ein SM drunter. Samt auf 250 PS getuntem Maserati-Motor. Ging vermutlich ganz gut, das Ding.

Wie der DS-Prototyp mit V4-Kompressormotor ging, werden wir nie erfahren. In Serie ging der 1,8-Liter-Motor jedenfalls nicht. Er steht ebenfalls im Conservatoire wie jene DS, mit der die Lohntüten in die Werke gebracht wurden – fein säuberlich sind die Werksnamen in eine Holzkiste geklebt, ein Stahldeckel und ein eskortierender Ami 6 schützte die Fracht vor bösen Buben.

Vor denen floh James Bond in einer gelben Ente, die heute originalverbeult neben einer frischen Sahara-Ente parkt. Der 2CV steht ebenso in diversen Varianten in den Reihen wie auch die späteren und ungleich komplexeren Markengeschwister DS, CX und BX. Dazu kommen drei Präsidentenautos, alle in Metallic-Grau: De Gaulle saß im Fond einer grotesk großen DS, ohne mit dem Fahrer sprechen zu können, Mitterrand nutzte ein würdevolles SM-Cabrio mit vier Türen und Überrollbügel zum Festhalten und Jaques Chiracs Lieblingsauto während seiner Zeit als Pariser Bürgermeister steht auch in der Sammlung: ein verlängerter CX. Auch Francois Hollandes DS5 steht hier, es ist momentan das jüngste Präsidentenauto in der Halle, die Citroënisten staunen und schwelgen lässt.

Das Conservatoire Citroën hat die Adresse:

Case Courrier AN 081
Bd André Citroën
BP 13
F – 93601 Aulnay-sous-Bois CEDEX

Es kann unter bestimmten Bedingungen nach Voranmeldung besucht werden. Der Eintritt pro Person kostet 10 Euro. Wer um eine Besichtigung bitten möchte, kann sich hier informieren.