Ferrari 330 LM/GTO (1962)

Nur gut 51 Millionen – ein enttäuschender Preis

RM Sotheby's hat diesen Ferrari 330 LM am 13.11.2023 in New York zum Rekordpreis versteigert, aber nicht ganz den erhofften Wert erreicht. Das teuerste Auto der Welt kommt ohnehin von einer anderen Marke.

Ferrari 330 LM/250 GTO Scaglietti (1962) Chassis 3765 Foto: Jeremy Cliff/RM Sotheby's 14 Bilder

Es war wie bei der Präsentation eines neuen Autos: Einige Wochen bevor RM Sotheby's den Rennwagen am 13. November 2023 in New York versteigert hat, zeigte das Auktionshaus erste Bilder des Ferrari 330 LM. Das sollte Spannung aufbauen und Aufmerksamkeit auf die Auktion lenken.

Das Auktionshaus macht in einem kleinen Teaser-Video schon heiß auf den seltenen Ferrari. Alte Bilder aus der Rennhistorie gepaart mit Motoren-Sound und dem Enthüllen des Autos weckten die Vorfreude auf die Auktion.

Mit 51,7 Mio. Dollar auf Platz 2

Kein Wunder, denn der avisierte Preis hat es in sich: Mehr als 60 Millionen US-Dollar (ca. 55 Millionen Euro) wollte RM Sotheby's erlösen. Der Schätzpreis wurde nicht erreicht, doch 51,7 Millionen Dollar reichen für einen Rekord: Der 330 LM ist der teuerste Auktions-Ferrari. Das war bisher ein 250 GTO, der im August 2019 für 48,6 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte.

Uhlenhaut-Coupé teuerstes Auto der Welt

Trotz der astronomischen Summe ist der Ferrari 330 LM nicht das teuerste Auto aller Zeiten. Den Platz an der Spitze belegt seit 2022 das Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut-Coupé. Für 135 Millionen Euro wechselte der silberne Mercedes den Besitzer. Motor Klassik kam in den Genuss, das nur zweimal gebaute Fahrzeug im Jahr 2002 zu fahren.

330 LM: Der 4-Liter-GTO

Der Name des 330 LM ist schnell erklärt: Die Zahl gibt den Einzelhubraum der 12 Zylinder an. Das Kürzel LM steht für den Einsatz in Le Mans, wo Ferrari 1962 antrat. Weil die Karosserien der ersten beiden 330 LM denen des 250 GTO ähnelten, bekamen sie den Spitznamen '"4-Liter-GTO". Ein neues Reglement erlaubte den Einsatz von Sportwagen mit vier Liter Hubraum. Ferrari erweiterte darum Bohrung und Hub des 60-Grad-V12 auf 77 und 71 Millimeter und montierte größere Vergaser. Sechs Weber 42 DCN versorgen den Vierliter-V12 mit Gemisch, das bei 7.500/min 390 PS erzeugt.

Beim 250 GTO ergibt sich der Hubraum ebenfalls aus dem Namen und der Zahl der Zylinder: 250 mal 12 ergibt drei Liter. Mit sechs Weber 38 DCN kommt der GTO-Motor bei 7.400/min auf 300 PS.

Die Karosserie 330 LM ähnelt zwar jener des 250 GTO, ist jedoch etwas breiter, höher und länger. Der Radstand ist zwei Zentimeter länger. Insgesamt bringt der LM 70 Kilogramm mehr auf die Waage als der 250 GTO.

Mit V12 mit 390 PS auf 280 km/h

Die Höchstgeschwindigkeit gibt die Mythos-Marke beim 330 LM mit 280 Kilometer pro Stunde an. Geschaltet wird per Hand durch die vier Gänge im Oldie-Ferrari. Das Trockengewicht des Rennwagens liegt bei 950 Kilogramm.

Ferrari 330 LM / 250 GTO - Auktion - RM Sotheby's Foto: RM Sotheby's

Ferrari steckte einen vier Liter großen V12-Saugmotor in den 330 LM.

Das Interieur ist schlicht. Der silberne Schalthebel und das braune Holzlenkrad mit dem ikonischen Cavallino Rampante stechen ins Auge. Ein Foto zeigt den gepflegten Motor des 330 LM. Den Farbton "Rosso Cina" akzentuiert die Startnummer 7 auf der Front, der Seite und dem Heck. Diese trug der Renner in seinem Debütjahr 1962.

Le-Mans-Einsatz für den 330 LM

Das Modell mit der Chassis-Nummer 3765 schickte Ferrari 1962 vor dem Klassiker zum 1.000-Kilometer-Rennen an den Nürburgring. Auf der Nordschleife verlief das Rennen mit dem zweiten Platz von Willy Mairesse und Mike Parkes erfolgreich.

Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans hatten Parkes und sein Teamkollege Lorenzo Bandini kein Glück. Der Engländer verlor die Kontrolle über seinen 330 LM und grub den Ferrari in einer Sandbank der Mulsanne-Kurve ein. Die Hoffnungen auf den Sieg waren dahin.

Vor dem Start beim 24-Stunden-Rennen benötigte der Ferrari kleinere Arbeiten an der Front. Die dreieckigen Kühlöffnungen über dem Kühlergrill öffneten die Italiener wieder. Auf der Nordschleife waren sie versiegelt gewesen. Die langen Geraden in Le Mans erforderten mehr Abkühlung für den mächtigen V12. Ferrari veränderte zudem die Ausbuchtung der Motorhaube.

Laut RM Sotheby’s befand sich der Rennwagen zuletzt 38 Jahre in der Hand des aktuellen Besitzers James Jaeger aus Cincinnati. Angeblich soll er 1985 "nur" 500.000 US-Dollar für den Ferrari bezahlt haben. Der 330 LM gewann mehrere Auszeichnungen. Unter anderem einen Ferrari-Club-America-Platinum-Award oder "Best in Show" beim Councours d'Elegance.

Die Historie ist laut RM Sotheby's lückenlos dokumentiert und soll das exorbitant hohe Erlösziel rechtfertigen. Vor James Jaeger war Fred Leydorf elf Jahre lang Eigentümer des Ferrari. Er kaufte den ehemaligen Rennwagen im August 1974, bevor er ihn 1985 abgab.