Nachruf auf Jochen Berger

Jochen Berger gestorben

Am 26. Juli ist Jochen Berger nach langer, schwerer Krankheit in Mainz gestorben. Berger wurde als Beifahrer von Walter Röhrl 1974 Rallye-Europameister. Nach seiner aktiven Zeit war er als Leiter des Opel-Rallyeteams tätig.

Jochen Berger Foto: Archiv

Wenn einer wie er das sagt, dann hat das Gewicht: "Jochen Berger war der perfekte Beifahrer", erklärt Walter Röhrl. "Er war mein erster Profi-Beifahrer, er hat mich geformt, hat mir das Gebetbuch beigebracht", sagt der zweifache Rallye-Weltmeister.

1974 auf Opel Ascona Rallye-Europameister

1972 stiegen die beiden erstmals gemeinsam in einen Opel, zuvor hatte der am 19. Juli 1946 im thüringischen Hilburchhausen geborene und in Kassel aufgewachsene Jochen Berger Publizistik studiert und war bereits auf NSU und Ford unterwegs gewesen. 1973 verpassten Röhrl/Berger den Titel nur knapp, 1974 wurden sie auf Opel Ascona Rallye-Europameister - eine WM gab es noch nicht. "Es gab nie Probleme, er hat sich nie verstempelt oder so etwas", blickt Röhrl zurück. 1976 traten die beiden ein letztes Mal gemeinsam bei der Rallye Monte Carlo an und stellten einen kleinen Kadett hinter drei Lancia Stratos. Dann übernahm Berger die Leitung des Opel-Rallyeteams, wo er junge Talente förderte und die Voraussetzungen dafür schuf, dass Walter Röhrl und Christian Geistdörfer 1982 auf Opel Ascona 400 Rallye-Weltmeister wurden.

"Er sagte immer, dass sei sein größter sportlicher Erfolg gewesen - nicht der Gewinn der Europameisterschaft, sondern die anderen Leute im Opel-Team zum Erfolg zu führen", sagt Bergers Ehefrau Gabriele. "Als Teamchef war er wirklich einmalig, da gab es auf der Welt keinen zweiten", meint auch Walter Röhrl: "Selbst wenn wir zehn Autos hatten, hat er immer alle Details im Kopf gehabt."

Auch später blieb Jochen Berger der Marke mit dem Blitz in jeder Hinsicht treu und entdeckte seine Leidenschaft an historischen Rennen und Rallyes. Er gewann unter anderem die Histo-Monte, fuhr aber auch selbst etwa bei Le Mans Classic oder auf der Nordschleife - wo er einmal durch Zufall vor seinem ehemaligen Chauffeur Walter Röhrl landete und sich diebisch darüber freute.

Ähnlich wie als Teamchef war sich Berger auch in der historischen Szene für nichts zu schade und half gerne mit seinem Wissen - hielt aber auch mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, ein Charakterkopf eben. Wenn er nicht in einem Auto mit Startnummer saß, verbrachte er die Zeit am liebsten in seiner Wohnung im Eifelort Mannebach, etwa zehn Kilometer vom Nürburgring entfernt. Dort hatte er in den letzten Jahren Spaß an historischen Traktoren entwickelt, machte die Feldwege mit einem 1956er Lanz unsicher - und steckte mit dieser Leidenschaft auch Walter Röhrl an, der meist bei seinem alten Beifahrer nächtigte, wenn er am Ring zu tun hatte.
 
Jochen Berger starb am 26. Juli 2010 im Alter von 64 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Mainz, beigesetzt wird er auf dem Friedhof in Mannebach. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder aus erster Ehe.