Nachruf Fritz B. Busch

Dichter und Lenker, adieu

Fritz B. Busch, 88, Automobil-Schriftsteller und mit Begeisterung gelesener Kolumnist von Motor Klassik, ist am 5. August 2010 gestorben. Abschied von einem Vorbild.

Fritz B. Busch Foto: Hardy Mutschler 8 Bilder

Die Denkmalsetzer schienen ihm oft suspekt, für sie hat er nicht geschrieben. Dem am 2. Mai 1922 zu Erfurt geborenen Thüringer ging es um ganz andere: bevorzugt um den kleinen Mann und sein - nicht immer ungestörtes - Verhältnis zum Automobil.

Erst schrieb er Leserbriefe, dann legendäre Autogeschichten

Für die Liebhaber des Auto-Feuilletons entdeckt wurde er in den 50er Jahren von Heinz-Ulrich Wieselmann, bis 1970 Chefredakteur von auto motor und sport. Busch, Schreiber unnachahmlicher Leserbriefe, bekam ein Angebot, und Verlagschef Paul Pietsch gab seine Zustimmung. Einem großen Leserkreis bekannt wurde Busch durch unvergessene Serien wie zum Beispiel über Autos "Für Männer, die Pfeife rauchen".

Seine vielleicht beste Geschichte in dieser Reihe galt jenem Sportwagen, den Busch von da an stets als sein unvernünftiges Lieblingsautomobil bezeichnete: dem E-Type von Jaguar. Sätze wie "Am Ende des ersten Ganges hört nämlich auch der Ort auf" brennen sich auf die Festplatten seiner Leser. Eigentlich hatte auto motor und sport einen Test geplant, aber der E verweigerte sich, was das Genie im Autor aus dem Stand auf volle Drehzahl brachte - kein Test wäre so zu ewiger Auto-Literatur geworden wie die Impression von einem Zweisitzer, der sich nicht messen ließ.

Legendär auch die Reisegeschichten des Mannes, der es in seinem vorliterarischen Leben vom Marketing-Fachmann bis hin zum Steilwandfahrer mit dem Motorrad gebracht hatte. Mit der Isetta über die Alpen nach Italien? Kein Problem. Busch fährt gen Süden, samt Campinggeschirr und Familie. Ehefrau Liane, 63 Jahre lang seine ideale Lebens- wie Reisebegleiterin, musste nicht erst vom Sinn der Exkursion überzeugt werden. Dort, wohin ihr Bob fuhr, lag auch ihr Ziel.

Von Henri Nannen wegen eines Alaska-Feuerland-Abenteuers gefeuert

Später wechselte Busch von auto motor und sport zum "stern", als Nachfolger von Alexander Spoerl. Chefredakteur Henri Nannen feuerte ihn irgendwann, als er davon erfuhr, dass Busch mit einem pirellibereiften Golf von Alaska bis nach Feuerland unterwegs war. "In Kolumbien", erinnerte sich Busch gerne mit einem maliziösen Lächeln, "erreichte mich das Telegramm mit meiner Kündigung. Ich fuhr die Tour zu Ende, und als ich in Frankfurt wieder aus dem Flugzeug stieg, hatte ich ein Angebot von der Quick vorliegen - zu deutlich besseren Konditionen."

Mit dem Schreiben aufgehört hat Busch erst in seinem letzten Lebensjahr. Die Kolumne in Motor Klassik gab ihm bis dahin einmal im Monat den Platz, den er brauchte, um seiner hellwach und feurig gebliebenen Liebesbeziehung zum Automobil den von ihm gewohnten, unnachahmlichen Ausdruck zu verleihen. Als es mit seiner Gesundheit bergab ging, konnte ihn irgendwann selbst sein Lieblingsthema nicht mehr an die Maschine locken. Auf den Schreibcomputer hat er ohnehin gerne verzichtet. Die Busch-Manuskripte kamen bis zuletzt als maschinengeschriebenes Typoscript in die Redaktion, um dort dann für die digitale Verarbeitung noch einmal erfasst zu werden. So, wie Mitarbeiter von Zeitungen es jahrzehntelang eben praktiziert hatten.

Fritz B. Buschs praktische Lebenshilfe

Busch, der auch in Berlin gelebt und gearbeitet hat, hatte für die in Spree-Athen gesprochene, schnodderige Mundart ganz besonders etwas übrig. In einem kleinen Teil seines großen Werks, den Gedichten, hat er sie mit Fleiß und viel Liebe festgehalten. Zum Beispiel in den Reimen, die er zu seinem 80. Geburtstag verfasste und den geladenen Gästen dann mit einem Augenzwinkern vortrug. Prophetisch damals die letzten beiden Strophen, in denen sein Humor unaufhaltsam durchschlug, obwohl oder gerade weil sie von den letzten Dingen handelten.

Motor Klassik mag es hier gestattet sein, den Meister selbst in seinem Nachruf noch einmal zum gereimten Wort kommen zu lassen. Unter der Dachzeile "Fritz B. Buschs praktische Lebenshilfe" rezitierte er einst auf Schloss Wolfegg in "Een Jedicht iebers Lehm'n:

Letzte Strophe, ein Blick voraus:

Na, un denn bin ick dot
Un allet zu Ende.
Ick lieje so da
Mit jefaltete Hände,
un die da so rumsteh'n
die denken janz richtig:
Da is nischt mehr zu machen,
det is offensichtlich.

Ick vamute schon heute, wat ick dann denke
kurz eh ick ooch meinen Jeist noch vaschränke.
Der letzte Jedanke, naturgemäß flüchtig:
Ick denk an mein Leben, det jut war un tüchtig,
een jerne jelebtet
- et fehlt mir nun richtig.

FBB

Die Redaktion Motor Klassik trauert um Fritz B. Busch. Unsere Anteilnahme gilt seiner Ehefrau Liane und Tochter Anka, die das Automuseum im Sinne ihres Vaters weiterführen wird.