Porsche 911 Carrera RSR 3.8 (964) versteigert

Renn-911 mit Flügel und wenigen km

Nur zwei 911 Carrera RSR 3.8 hat Porsche für die Straße gebaut. Beide 964 haben eine schräge Ausstattung, wenige Kilometer – und sie wurden kurz nacheinander versteigert.

Porsche 911 (964) Carrera RSR 3.8 Straßenversion (1993) Foto: RM Sotheby's 25 Bilder

Porsche hatte den 964 RSR 3.8 für Langstreckenrennen gebaut. Privatfahrer waren damit bei Langstrecken-Klassikern erfolgreich; sie erreichten bei den 24 Stunden in Daytona, Le Mans oder Spa Klassensiege und vordere Gesamtränge. Bei den 24 Stunden von Le Mans gewannen Barth/Dupuy/Gouhier 1993 die GT-Klasse und im selben Jahr zudem die 24 Stunden am Nürburgring und in Spa.

Sonderwünsche für 44.000 DM

Die bestimmungsgemäße Verwendung hatte der Käufer von zwei ganz speziellen RSR offenbar nicht im Sinn: Diverse Sonderwünsche verzögerten die Auslieferung beider Autos bis zum Frühjahr 1996. Statt des zweckmäßigen Renn-Interieurs kam ein komplett mit rotem Leder bezogenes Luxusinterieur ins Auto. Allein für die Sonderwünsche berechnete Porsche 44.000 Mark. Die Liste umfasst unter anderem einen Motor in Le-Mans-Spezifikation, einen 120-Liter-Tank, einen Beifahrersitz, golden lackierte Bremssättel und in Amethyst-Metallic lackierte 18-Zoll-Speedline-Räder. Vorn sind beim RSR Reifen der Größe 235/40 ZR18 auf Neun-Zoll-Rädern aufgezogen, hinten 285/35 ZR18 auf elf Zoll breiten Rädern.

Das Sportmodell hat im Vergleich zum 964 Carrera RS mehr Hubraum und die breitere Karosserie des Turbo statt der schmalen Carrera-Silhouette. Der Sechszylinder-Boxermotor vom Typ M64/04 auf Basis des legendären Mezger-Blocks weist einen auf 3.764 Kubikzentimeter vergrößerten Hubraum auf. Der Motor leistet 350 PS, was die US-Autozeitschrift Car & Driver für eine eher konservative Angabe hielt und die Wahrheit eher bei 375 PS vermutete. Kunden konnten einen Carrera RSR 3.8 für 270.000 Mark kaufen.

Porsche 964 RSR 3.8 bei RM Sotheby's

Die Straßenversion des Carrera 3.8 RSR, die ein britischer Kunde Anfang der 90er-Jahre bei Porsche bestellte, kostete als Neuwagen die bemerkenswerte Summe von 327.959 Mark. Der unbekannte Sammler orderte gleich zwei Exemplare – einen in Polarissilber-Metallic und einen in Grand-Prix-Weiß. Beide stellte er weg, ohne damit zu fahren. Sie wurden 2015 entdeckt und verkauft.

Den grandprixweißen 964 RSR kaufte ein Sammler aus Houston, Texas, der das Auto gleich in seine Sammlung weißer Porsche stellte. Als diese "White Collection" am 2. Dezember 2023 unter den Hammer kam, wurde der RSR mit einem Kilometerstand von 70 verkauft – für umgerechnet 1,9 Millionen Euro.

964 Carrera RSR bei Bonhams

29.11.2023 – Bonhams hatte Ende November 2023 einen Porsche 911 Carrera RSR versteigert, den es in dieser Ausführung nur zweimal gibt. Die Straßenversion des für die Rennstrecke gebauten 964 hat eine individuelle Ausstattung. Das Farbkonzept mit Polarsilber-Metallic außen und Indischrot innen soll derselbe Kunde bei zwei 3.3 Turbo S bestellt haben. Am Auto befinden sich nach wie vor bräunlich-schwarze Spuren des auf Petroleum basierenden Konservierungsmittels Cosmoline.

Gefahren wurde der bei Bonhams versteigerte RSR vermutlich nicht, denn der mechanische Kilometerzähler im Tachometer zeigt lediglich zehn Kilometer Laufleistung an.

1993 Porsche 911 Carrera RSR 3.8 Foto: RM Sothebys
Mit zehn Kilometern auf der Uhr quasi ein Neuwagen. Doch wer seit 1993 nicht bewegt wurde, wird mehr als nur eine Wäsche brauchen.

Der von Bonhams am 25. November 2023 in Abu Dhabi versteigerte Carrera RSR 3.8 erzielte einen Verkaufspreis von 2,1 Millionen US-Dollar, aktuell umgerechnet rund 1,9 Millionen Euro.

Porsche 911 RSR 2017 bei RM Sotheby's

RM Sotheby's hatte für dasselbe Auto bei einer Auktion am Comer See im Jahr 2017 einen Verkaufspreis von 2,25 Millionen US-Dollar (rund zwei Millionen Euro) erzielt.