RM Sotheby’s Auktion Techno Classica Essen 2020

W124-Unikat mit BMW M1-Motor

Während der Techno Classica versteigert RM Sotheby's schnelle Youngtimer von AMG, Audi und Ruf. Darunter ist auch ein Einzelstück von Hartge: Ein Mercedes mit BMW-Motor.

Hartge F1 Mercedes 300 E W124 BMW M88 Motor Foto: Courtesy of RM Sotheby's 30 Bilder

Nach der Premiere im vorigen Jahr kommt RM Sotheby’s 2020 zum zweiten Mal zur Techno Classica in Essen. Bei der Auktion sollen seltene und leistungsstarke Youngtimer der 90er-Jahre versteigert werden: Audi S6 Plus, Mercedes 500E 6.0 AMG und Porsche 911 Turbo R, um nur drei Beispiele zu nennen. Schätzpreise hat das Auktionshaus noch nicht veröffentlicht. Im vorigen Jahr lieferte die Auktion in Essen Rekordpreise: Ein Lancia Delta S4 Stradale wurde für 1,04 Millionen Euro versteigert und ein Mercedes 500 SEC AMG "Wide Body" erreichte mit 161.000 Euro einen neuen Höchstpreis für dieses Modell.

Hartge F1 W124-Umbau

Hartge F1 Mercedes 300 E W124 BMW M88 Motor Foto: Courtesy of RM Sotheby's
Der Hartge F1 ist ein Unikat. In Gestalt eines Mercedes 300 E fahren 330 BMW-PS vor.

Dieses Unikat hat es wirklich in sich – in zweierlei Hinsicht. Zum einen galoppieren unter der Haube dieses Mercedes jede Menge Pferdchen, doch das könnte – zum anderen – auch stark polarisieren. Warum? Weil Tuner Hartge in seine Kreation namens "F1" den M88-Motor gepflanzt hat. Ein Aggregat, das ursprünglich für den BMW M1 entwickelt wurde, später dann auch in M635 CSi und M5 (E28) eine Bleibe fand. Zwei obenliegende Nockenwellen, jeder Zylinder hat ein eigenes Saugrohr – die Maschine wurde für den Rennsport entwickelt und musste deshalb ordentlich Power wegstecken können.

Hartge hat den M88 aufgebohrt. 3,55 Liter Hubraum und 330 PS sind das Ergebnis. Auch das originale Getriebe des W124 musste BMW-Teilen weichen. Für die Schaltung ist ein manuelles Getriebe des BMW 6er (E24) verantwortlich, das nachgerüstete Fahrwerk stammt von Bilstein. Angeboten wird das Auto von 1988 unrestauriert im Originalzustand. Und ein Original ist der F1 allemal.

Audi S6 Plus Limousine

Audi S6 Plus Limousine (1996) Foto: RM Sotheby's
Richtig selten: Audi S6 Plus Limousine.

Nur 97 S6 Plus hat Audi 1996 als Limousine gebaut. Der S6 Plus Avant war mit 855 Exemplaren zwar häufiger, aber auch kein Massenmodell. Der seinerzeit stärkste Audi mit 326 PS starkem V8 war ausschließlich mit Sechsgang-Schaltgetriebe und permanentem Allradantrieb zu haben. Die Ausstattung entsprach im Prinzip jener des S6, enthielt aber darüber hinaus zum Beispiel eine Alcantara-Leder-Ausstattung und Xenon-Licht. Markant sind die 17-Zoll-Räder im 6-Speichen-Design. Es ist das erste, von der Quattro GmbH in Eigenregie hergestellte Fahrzeug und trägt darum das interne Kürzel Q1.

Der angebotene S6 Plus ist in Nogaroblau lackiert – neben Misanorot eine der beiden exklusiven Farben für das Plus-Modell. Das Auto wurde laut RM Sotheby’s "der spanischen Tageszeitung El Mundo als Gegenleistung für Anzeigenflächen übergeben und vom ehemaligen Geschäftsführer bewegt." Der 4,2-Liter-V8 Motor wurde 2005 bei der Quattro GmbH überholt, die Karosserie kürzlich neu lackiert.

Lancia Delta HF Integrale Evo

Lancia Delta HF Integrale Evoluzione II (1993) Foto: Peter Singhof
Dicke Backen, runde Scheinwerfer, kantige Karosserie: Mit dem Delta Integrale gewann Lancia sechs Mal die Rallye-WM.

Dicke Backen, kantige Karosserie, runde Doppelscheinwerfer: Wer irgendwann um 1990 herum Rallye guckte, kennt den Lancia Delta Integrale: Sechs Titel holte Lancia damit in der Rallye-WM. Die Straßenversion ist einer der schärfsten Kompakten aus dieser Zeit und 1994 das letzte Baujahr. RM Sotheby’s versteigert in Essen einen von 50 in Deutschland ausgelieferten "Giallo Ginestra". Der gelbe Lack gab dem Sondermodell seinen Namen, innen tragen die Recarositze gelbe Nähte. Kult sind die zahlreichen Rundinstrumente hinterm airbaglosen Dreispeichenlenkrad.

Der Integrale ist aus vierter Hand und wurde im Sommer 2017 umfangreich überholt: Motor und Antrieb kamen raus, Fahrzeugunterseite und Fahrwerk wurden überholt. Die Elektrik wurde überprüft, Motorraum, Karosserie und Innenraum gründlich überarbeitet. Laut RM Sotheby’s kosteten die Arbeiten mehr als 25.000 Euro.

Mercedes 500E 6.0 AMG

Mercedes-Benz 500 E 6.0 AMG (1993) Foto: D. de Jager/RM Sotheby's
Schwarz mit schwarz: AMG bohrte den 500E auf sechs Liter Hubraum auf.

1990 setzte Mercedes dem damals schon sechs Jahre alten W124 die Krone auf: Der bei Porsche montierte 500E gab sich sofort mit breiten Backen zu erkennen. AMG tunte das Topmodell optisch und technisch. Den Motor bohrte der Mercedes-Tuner auf sechs Liter Hubraum auf, die Karosserie bekam Schürzen, Schweller und Spoiler verpasst. So wurden aus serienmäßigen 326 zunächst 374, später 381 PS. Nur eine Handvoll 500E tunte AMG.

Einer davon wird am 25. März in Essen versteigert. Die in 199 Blauschwarz-Metallic lackierte Limousine wurde in Japan ausgeliefert und mutmaßlich dort zum AMG umgebaut. Das Auto wurde neu lackiert, bekam frische Reifen, eine neue Batterie und einen Motor- sowie Getriebeservice.

Mercedes 560 SEL 6.0 AMG

Ein weiterer AMG mit Sechsliter-Motor: Der 560 SEL erhielt jedoch im Gegensatz zum 500E keine schlichte Hubraumerweiterung, sondern einen ganz neuen Motor samt selbst entwickeltem Vierventil-Zylinderkopf. Macht 385 PS, mithin 85 mehr als in der stärksten Version des serienmäßigen M117-V8. Spoiler, Leichtmetallräder und eine in Wagenfarbe lackierte Kühlermaske gehören zur AMG-Folklore der damaligen Zeit.

Der in dezentem Perlmuttgrau Metallic neu lackierte W126 bekam kürzlich frischen Lack und neue Reifen. Die Technik ist frisch gewartet, das Wurzelholz restauriert.

Ruf Porsche 911 Turbo R

Porsche 993 Turbo R Ruf (1998) Foto: Tom Gidden/RM Sotheby's
Ruf baute 2012 diesen 993 Turbo zum R um.

Porsche-Tuner Ruf nimmt traditionell das 911-Topmodell Turbo als Basis, um die Leistung zu steigern. So auch beim 993: Aus dem Biturbo-Boxer holt der Allgäuer Spezialist rund 500 PS statt der serienmäßigen 408 PS. Genug, um auch heute noch mitzuhalten.

RM Sotheby’s hat einen schwarzen 993 Turbo R im Angebot, der erst 2012 umgebaut und seither nur 10.000 km bewegt wurde. "Der Umbau kostete rund 55.000 Euro", erläutert das Auktionshaus. Der Wagen wurde dabei teilweise zerlegt, neu lackiert und bekam die Stoßfänger des CTR2.