Eifel Classic - Eifel-Tour mit Horst Lichter

Lichter-Effekt

Wenn Fernsehkoch Horst Lichter in einem Oldtimer die Eifel erkundet, bleibt selbst dem noblen Jaguar Mark IX nur die Rolle als schmückendes Beiwerk. Unterwegs auf kleinen Strecken im Norden des Nürburgrings auf den Spuren der Eifel Classic.

JAGUAR Mark IX / Horst Lichter Foto: Ingolf Pompe 23 Bilder

Wer mit einem Klassiker wie dem Jaguar Mark IX unterwegs ist, gewöhnt sich daran, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zum Repräsentieren wurde die 4,99 Meter lange Luxuslimousine schließlich 1959 gebaut. Unser Exemplar diente 50 Jahre lang im Haushalt einer englischen Lady und wurde von ihrem Chauffeur penibel gepflegt. Vermutlich sei es sogar eines der besterhaltenen unrestaurierten Exemplare, vermutet Jaguar Deutschland.

"Hallo, ich bin der Horst"

Doch noch bevor unsere Reise durch die Eifel so richtig beginnt, wird der Jaguar zum Statisten degradiert. Die Hauptrolle übernimmt nun ein Mann mit markantem, nach oben gezwirbelten Schnauzbart: "Hallo, ich bin der Horst", begrüßt uns Horst Lichter und stellt auch gleich klar, dass wir beim Du bleiben. So ist er halt, der meist gut gelaunte Rheinländer - nicht zuletzt bekannt aus der Kochshow "Lafer, Lichter, lecker".

Als Lichter sich dem Mark IX nähert, merkt man, dass er Benzin im Blut hat. Dass er nicht weit von der Eifel in Rommerskirchen aufwuchs und später unweit des Nürburgrings lebte, macht ihn zum idealen Reiseführer. Lange überreden muss man den Autoenthusiasten nicht. "auto motor und sport kaufe ich seit meiner Kindheit. Wehe, wenn ich darin vertieft war und dann Mama oder Papa kamen und sagten: ,Du musst jetzt den Rasen mähen‘." Damals war es für ihn unvorstellbar, jemals einen Jaguar zu besitzen. Sein Vater fuhr ein Goggomobil, und der Karmann Ghia einer Dame im Ort "war für mich ein toller Sportwagen. Als ich zum ersten Mal einen Jaguar Mark 2 sah, dachte ich, der Besitzer müsse zigfacher Millionär sein."

Nürburgring und Currywurst gehören zusammen

Doch schon während seiner Kochlehre im Bergheimer Hotel-Restaurant "Alte Post" nimmt die in seiner Vorstellung "schnellste Limousine der Welt" eine wichtige Rolle ein: Lehrherr Lutz Winter besaß ein Exemplar. "Jeden Mittwoch musste ich die Speichenfelgen putzen." Dabei verfestigte sich die Leidenschaft für britische Autos offenbar, obwohl sie nun von der Liebe zu Ferrari übertroffen wird.

Klar, dass Horst beim Treffen im Alten Fahrerlager des Nürburgrings das Steuer der gediegenen Limousine selbst in die Hand nimmt. Im Vorfeld der Eifel Classic wollen wir die Region um die Nordschleife erkunden und dabei die Leckereien der Gegend nicht auslassen. "Was wir auf jeden Fall probieren müssen, ist eine Forelle Müllerin auf einer Forellenfarm." Aber erst mal gelüstet es Horst nach einer deftigeren Kost. "Bei einem Trip zum Nürburgring darf eine Currywurst nicht fehlen." Gesagt getan: In Müllenbach im Bistro „Zum Alten Maier“, keine fünf Minuten vom Ring entfernt, soll sie besonders gut sein. Beim Betreten der Kneipe geraten Gäste und Personal angesichts des prominenten Besuchers erst mal aus dem Häuschen. Der vermittelt sofort das Gefühl, als träfen sich hier alte Freunde.

Man merkt: Der Typ aus dem Fernsehen spielt keine Rolle, der ist einfach so gut drauf. Der Kontakt zu Menschen war es auch, der ihn dazu bewegte, 1995 in seinem Heimatort sein Restaurant "Oldiethek" zu eröffnen. Dort stand er mitten im Gastraum am Kohleherd. Hinter verschlossenen Türen in der Küche zu arbeiten – für ihn undenkbar. Die "Oldiethek" ist seit vergangenem Jahr Geschichte. Lichter konzentriert sich auf seine Arbeit im Fernsehen und auf  der Bühne.

Lichter liebt und lebt klassische Autos und Motorräder

Nach der deftigen Mahlzeit und diversen Autogrammen geht die Tour weiter gen Norden Richtung Ahrtal. Kurz hinter der Hohen Acht biegen wir links ab nach Jammelshofen. Hier lebte Lichter früher. Auf der kurvigen Straße erinnert er sich, wie er am Anfang mit seinem damaligen Ferrari 330 immer mit Schritttempo ins Tal schlich, um niemanden mit dem Sound des V12 zu ärgern. "Doch eines Tages fragte mich so ein alter Eifel-Bauer: ,Kann der net oder willste net?‘ Das war für mich dann das Startzeichen."

In Jammelshofen finden Motorradfans übrigens im Classic-Race- Museum rund 200 Rennmotorräder und Autos versammelt. Da lohnt sich ein Zwischenstopp. „Die Straße ist ein Traum, oder?“ Obwohl er sonst eher die sportlichen Briten vorzieht, freundet sich Horst immer mehr mit dem Mark IX an und malt sich schon Touren zum Picknick mit seiner Frau Nada aus. Ab und an mahnen die Reifen mit einem leisen Wimmern zu einer etwas zurückhaltenderen Fahrweise, doch das Ambiente im Innern mit rotem Leder und Holz verwöhnt die Insassen bei jedem Tempo. Der gediegene Stil bildet einen oft krassen Kontrast zur Umgebung neben der Straße.

Die Eifel zeigt sich häufig menschenleer, herrschaftliche Häuser sind selten. Mit Land- und Forstwirtschaft schlugen sich die Menschen einst mehr schlecht als recht durch. Wohlstand trifft man vor allem an den Rändern an wie im Ahrtal. Beim Anblick des Kasinos erinnert sich Horst an eine Weihnachtsfeier mit seinen Angestellten vor über zehn Jahren: "Jeder hatte 500 Mark Weihnachtsgeld in der Tasche, und dann sind wir ins Kasino. Doch der Einzige, der sich an einen Spieltisch gesetzt hat, war ich. 50 Mark habe ich verloren, das gab Ärger daheim."

Besuch in der Pistenklause ist Pflicht

Am Ufer der Ahr entlang rollen wir weiter nach Westen. Der 223 PS starke 3,8-Liter-Sechszylinder läuft rund. Die schroffen, steilen Felswände, an denen hier die Reben wachsen, machen die Arbeit in den Weinbergen zu einem mühseligen Geschäft, doch das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen. In Dernau überzeugen wir uns davon im Weingut Meyer-Näkel. Bekannt ist die Region für ihren Rotwein. Winzer Werner Näkel schenkt einen Frühburgunder ein. "Lecker", lobt Horst den leichten Rotwein.

Gegen Abend nähern wir uns wieder dem Nürburgring. Das Abendessen in der "Pistenklause" in Nürburg gilt als Pflichtübung. Dabei lockt nicht in erster Linie die italienische Küche oder das Steak vom heißen Stein die zahlreichen Besucher, sondern der legendäre Ruf des Lokals als Rennfahrer-Treff. Wände und Decken sind voller Andenken an Motorsport- Ikonen. Ob Lauda, Senna, Häkkinen oder Mansell: Alle waren schon da. "Nur Vettel hat es noch nicht geschafft", grinst Wirt Patrizio Persiani und fordert Horst bei der Gelegenheit gleich auf, sich an der Decke zu verewigen.

Sehenswert: Bad Münstereifel

Ähnlich vollgestopft mit Souvenirs empfängt die Cockpit-Bar im Hotel Dorint ihre Gäste. Barmann Marko Orsolic - seit elf Jahren hinter der Theke - weiß zu fast jedem Stück eine Anekdote aufzutischen. Doch lang hält es uns nicht in der Bar, schließlich haben wir am nächsten Morgen noch einige Kilometer vor uns. Wider Erwarten strahlt die Sonne über der Nordschleife - jetzt im Frühjahr kein gewohnter Anblick. Heute geht es Richtung Nordwesten. Wir lassen uns treiben, immer wieder lenkt Horst den Jaguar auf kleine Nebenstraßen. Bald erreichen wir Bad Münstereifel.

Das schmucke Fachwerkstädtchen lädt mit der Fußgängerzone zum Flanieren ein. Allerdings sind viele Schaufenster derzeit leer. Die Stadt befindet sich im Umbruch, wie Alexandra Welter, Chefin des an der Stadtmauer gelegenen gemütlichen Restaurants „En de Höll“, erzählt. Flagship-Stores berühmter Modelabels sollen hier Einzug halten und der Stadt, die wie viele andere Heilbäder unter dem Ausbleiben der Kurgäste leidet, wieder zahlungskräftige Besucher bescheren. Horst erblickt einen Hutmacherladen, doch der ist heute geschlossen. "Schade, da hätte ich bestimmt was gefunden."
 
Zwei Teenager nähern sich dem Auto: "Entschuldigung, sind Sie nicht der Koch?" Ein grauhaariger Mann ruft: "Anne, guck mal, wer da ist." Unser Prominenter reagiert immer gut gelaunt. "Man hat es einfacher im Leben, wenn man den Leuten freundlich begegnet." Gegen Mittag kommt das Thema Forelle Müllerin wieder auf die Tagesordnung. Nur haben wir bisher keinen entsprechenden Teich mit Gaststätte am Wegesrand entdeckt.

Der Jaguar Mark IX würde gut in Lichters Sammlung passen

Wir beschließen, auf der Burg Nideggen unser Glück zu versuchen. Das Restaurant "A la Heiliger" soll neben der Aussicht auch eine ausgezeichnete Küche zu bieten haben. Bei der Ankunft die Entäuschung: Forelle steht heute nicht auf der Karte. Horst entscheidet sich spontan für Rindergulasch. Selbst wenn er Gourmetköche für ihre Kunst bewundert, zieht er bodenständige Gerichte vor: "Das ist ähnlich wie bei modernen Supersportwagen - tolle Autos, aber du musst immer voll bei der Sache sein. Dagegen ist die Fahrt im E-Type für mich Genuss pur, der hat Charme und ist irgendwie ehrlicher."

Auf den technischen Fortschritt wolle er dennoch nicht verzichten. „Hätten die Menschen keine neuen Wege beschritten, würden wir immer noch mit der Keule Mammuts hinterherjagen."

Kurz vor dem Ende unseres Trips hat Horst den Jaguar ins Herz geschlossen "Der fährt ganz fantastisch, das muss ich selbst als Automatik-Gegner sagen. Er hört sich wunderbar an. Den würde ich sogar kaufen." Neben E- und C-Type wäre der Mark IX in der Garage in Horsts neuer Heimat im Schwarzwald gut aufgehoben.

Tipps für Trips in der Eifel

Die Eifel bietet nicht nur die grüne Hölle und kurvige Strassen, sondern auch Kulinarisches

  • Dorint Hotel am Nürburgring: Das Vier-Sterne-Traditionshaus direkt an der Strecke beherbergt die mit Andenken übersäte Cockpit- Bar. Markenzeichen: der weiße Handschuh und ein Glas "Eifelgeist". Info: www.dorint.com
  • Lindner Congress&Motorsport Hotel: Seit dem Umbau des Nürburgrings gibt es mit dem Vier-Sterne-Hotel Lindner und dem angeschlossenen Eifeldorf Grüne Hölle (drei Sterne) eine weitere Übernachtungsmöglichkeit direkt am Ring. Info: www.lindner.de
  • Hotel und Restaurant Rieder: Für viele die Institution am Ring: Bei "Mutter Rieder" in Wiesemscheid nächtigen viele Rennfahrer. Bei Küchenchef Uli Rieder kommen Fleischfans auf ihre Kosten. Schon fast legendär ist der Grillteller "Nordschleife". Die Preise sind wie das Essen bodenständig. Info: www.hotel-rieder.de
  • Agnesen-Hof: Ursprünglich als Bauernhof genutzt, beherbergt das über 100 Jahre alte Gebäude in Barweiler heute ein sehr stilvoll eingerichtetes, gemütliches Hotel. Info: www.agnesen-hof.de
  • Restaurant Pistenklause: Das Lokal in Nürburg gilt als Teil des Nürburgring-Kults, und zwar nicht nur wegen des Steaks vom heißen Stein. Das italienische Restaurant ist voller Bilder, Autogramme und Devotionalien aus der Nürburgring-Geschichte. Info: www.amtiergarten.de
  • Restaurant En de Höll: Hinter der Stadtmauer von Bad Münstereifel befindet sich das gemütliche Lokal. Auf der Speisekarte stehen neben regionalen auch saisonale Gerichte. Info: www.en-de-hoell.eu
  • A la Heiliger: Das Lokal in der Burg Nideggen bietet vor allem saisonale Speisen sowie herzhafte Kleinigkeiten und Kuchen. Info: www.al-la-heiliger.de
  • Weingut Meyer-Näkel: Die Winzerei ist bekannt für ihren Spätburgunder. Werner und Claudia Näkel betreiben sie zusammen mit ihren Töchtern Meike und Dörte in Dernau. Info: www.meyer-naekel.de
  • Steinheuer: Freunde der Gourmet-Küche kommen Bad Neuenahr- Heppingen auf ihre Kosten. Das Restaurant ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Info: www.steinheuers.de
  • Sanct Peter: Brogsitters Sanct Peter in Bad Neuenahr-Ahrweiler bietet in fünf Restaurants für jeden Gaumen das Richtige. Info: www.sanct-peter.de
  • Bäckerei Milz: Über die Grenzen der Eifel hinaus ist die Bäckerei in Marmagen bekannt für das nach traditionellem Rezept mit Natursauerteil gebackene Bauernbrot. Info: Tel. 02486/1484 oder milz-eifeler-brot@web.de