8. Sachsen Classic 2010

Das teuerste Autoradio der Welt

Er ist seltener als ein Mercedes 190 SL und doch gilt er in der Oldtimerszene nicht als Klassiker, selbst wenn er mit dem teuersten Autoradio der Welt aufgewertet ist. Zu Unrecht, findet Opel Kadett GTE-Fan Andreas Kahlmann.

Opel Kadett D GTE Foto: Kai Klauder 7 Bilder

Zunächst fällt der 1984er Opel Kadett GTE nicht unbedingt als Klassiker ins Auge, doch bei näherer Betrachtung erfüllt er alle Kriterien eines Youngtimer mit großer Zukunft: Er wurde in etwas mehr als  18 Monaten nur rund 36.500 Mal gebaut, etwa ein Drittel davon waren Rechtslenker.

Der erste Fronttriebler von Opel

Zudem ist der Golf GTI-Konkurrent mit 115 PS ausreichend motorisiert und bietet dank straffer Abstimmung viel Fahrspaß. Viel bedeutender allerdings ist die historische Bedeutung für Opel, denn der Kadett D war der erste Fronttriebler, den die Rüsselsheimer fertigten. Aus dem Straßenbild ist der Kadett D und insbesondere der GTE fast völlig verschwunden. Ein Hauptgrund dafür ist seine sprichwörtlich Rostanfälligkeit. "Damals hörte man oft: 'Der Kadett D rostet schon im Katalog' - und da ist wirklich etwas dran", weiß Kahlmann, "das Kraftfahrtbundesamt führt nur noch 273 Exemplare in seiner Liste - damit ist der Kadett GTE seltener als ein Mercedes-Benz 190 SL."
 
Beste Voraussetzung also, ein gesuchter Youngtimer zu werden. Und tatsächlich, die Preise für gut erhaltenen GTE ziehen an. "Wenn auf dem Markt überhaupt noch einer angeboten wird, denn meist sind sie in festen Händen", weiß Kuhlmann, der mittlerweile vier Kadett GTE besitzt. Warum vier? Für den Opel-Fan ist die Antwort klar: "Den Kadett GTE gab es damals in vier Farben: Schwarz, Weiß, Rot und Silber. Von jeder Farbe habe ich jetzt einen."

Das erste Auto wurde nach 19 Jahren komplett restauriert

Der silberne Kadett GTE, mit dem Kahlmann an der Sachsen Classic teilnimmt, ist für ihn allerdings der Wichtigste: "Das ist mein erstes Auto, ich habe ihn 1987 mit 15.000 Kilometern Laufleistung für 15.000 Mark von einem älteren Herrn gekauft, dem er zu sportlich war.", erinnert sich Kuhlmann. Und im Gegensatz zu vielen Autos, die von Führerscheinneulingen gefahren wurden, pflegte Kuhlmann sein Auto gut, im Gegensatz zu den meisten anderen Kadett D ist sein GTE noch ungeschweißt, nur an vier Stellen wurde er vorsorglich rostgeschützt. 

Vor vier Jahren entschloss sich Kuhlmann bei einem Kilometerstand von 75.000 dennoch zu einer Komplettrestaurierung, bei der es klare Ansprüche gab: "Ich bin Mitglied in der Alt-Opel-IG und dort legt man viel Wert auf die Originalität. So habe ich auch fast alles genau in den Zustand zurückversetzt, wie mein GTE ausgeliefert wurde. Dabei habe ich viele Neuteile verwendet, die Radaufhängung  wurde neu gelagert, das Getriebe und der Motor überholt und das Auto neu lackiert." Dank leichter Tuningmaßnahmen wie Planen des Zylinderkopfes, Bearbeitung der Ein-und Auslasskanäle sowie einer Angleichung der Einspritzanlage hat der Kadett GTE nun auch noch etwas "Extra-Bumms" -134 PS attestierte eine Prüfstandsmessung dem sportlichen Rüsselsheimer.

2.800 Mark waren 1983 für das Blaupunkt-Radio fällig

Eine kleine Ausnahme gibt es allerdings bei der Originalität. Sie fällt auf, sobald man in den Sportsitzen des Kadett GTE Platz nimmt. Ein Schwanenhals mit einem Bedienpanel für das Autoradio reckt sich dem Fahrer entgegen und in der Mittelkonsole sitzt ein Equalizer. "Das gehört zu dem Blaupunkt Berlin IQR 83, dem ersten Autoradio mit PCI, dem Vorgänger von RDS." Blaupunkt warb damals mit dem Werbeslogan "Das teuerste Autoradio der Welt". Für den Technologieträger waren bei der Marktweinführung 1983 immerhin 2.800 Mark fällig. Mit dem Radio bekam der Käufer die Möglichkeit, per Datasette eine vierteljährlich aktualisierte Senderdatenbank auf das Radio zu überspielen. Damit konnte der Sendername angezeigt und mit der Auswertung der Bereichskennung die Frequenz mit dem besten Empfang eingestellt werden - das IQR 83 arbeitet schon mit zwei Antennen.. Kuhlmann besorgte sich ein solches technisches Wunderwerk und baute es in seinen Kadett GTE ein. "Nur die Empfangsleistung ist nicht so gut, weil ich keine Löcher in der Karosserie wollte - ich habe die Antenne einfach unters Armaturenbrett verbannt."