Paul Pietsch Classic 2013

Der Skilift an der Teststrecke

Die Paul Pietsch Classic führt am 1. Tag zu einem historischen Ort: der inoffiziellen Teststrecke des Rennfahrers Paul Pietsch. In unmittelbarer Umgebung sind auch die Überreste des ersten Skilifts der Welt zu finden.

Paul Pietsch Classic 2013, Schlepplift, Schneckenhof Schollach Foto: Karl Wolber 12 Bilder

Die Wertungsprüfung 4 (WP4) am ersten Tag der Paul Pietsch Classic trägt den Namen Autostadt - Teststrecke Paul Pietsch. Zwischen Hammereisenbach und Schwärzenbach pflegte der Rennfahrer seine neuen Wagen einzufahren und zu testen. Damals war der Autoverkehr im Schwarzwald noch nicht so lebhaft wie heute und ließ inoffizielle Testfahrten durchaus zu. Paul Pietsch kam damals schon am Gasthaus Schneckenhof in Schollach-Eisenbach vorbei, der Zieldurchfahrt bei der diesjährigen WP4. Mit dem Gasthaus und einem seiner Gastwirte hat es aber eine besondere Bewandtnis.

Über die Mühle zum ersten Skilift

Robert Winterhalder, Gastronom und Inhaber des Schneckenhofs, hatte um 1900 viele Kurgäste, die wegen Atemwegsbeschwerden und Blutarmut zu ihm kamen. Die Wälder garantierten frische Luft, das stark eisenhaltige Wasser konnte als Trinkkur genossen werden. Da der Schwarzwald auch im Winter sehr reizvoll ist, wollten sich die Gäste natürlich sportlich betätigen.

Im Schnee bieten sich Ski- und Schlittenfahren an, wenn da nicht der kräftezehrende Aufstieg zum Hang wäre. Hier wusste Winterhalder eine Lösung: Bereits bei seiner Mühle hatte er nämlich ein ähnliches Problem. Der Transport des Getreides zur Mühle und der Rücktransport des Mehls musste entweder durch Menschenkraft oder von Tieren gezogene Wägen erfolgen. Die Mühle bot aber auch Antriebskraft, wenn sie gerade nicht am Mahlen war. Beste Voraussetzungen also für die Erfindung des Skilifts.

Vorläufer des modernen Skilifts wird 1908 patentiert

Daher konstruierte des Gastronom eine Mechanik mit Endlosdrahtseil, über die Getreide und Mehl am Seil hängend von seinem Hof zur Mühle und zurück transportiert werden konnte. Dieses Prinzip setzte er beim Skilift um. Die Wintersportler hielten sich an Stangen mit Griffen fest, die am Stahlseil befestigt waren. Auch für Schlitten ersann der Gastwirt eine Anhängevorrichtung, sodass auch Schlittenfahrer den Höhenunterschied von 32 Metern bequem zurücklegen konnten. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 1906 wurde die Konstruktion schließlich zwei Jahre später patentiert.

Winterhalder erlebte seinen Erfolg nicht mehr

Leider hielt der Erfolg der für die damalige Zeit sensationellen Erfindung nicht allzu lange vor: Zwar kamen zeitweise Scharen von Leuten, um den Skilift auszuprobieren, aber es fand sich niemand, der das Patent an anderen Hängen anwenden und kaufen wollte. Durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs kam es zur Stilllegung und schließlich zum Abbau der Liftanlage, da das Metall für Kriegsgerät eingeschmolzen wurde.

Robert Winterhalder erlebte nicht mehr, wie sich der Skisport und damit auch der Liftbau entwickelten. Noch heute werden aber Skilifte nach dem Vorbild Winterhalders gebaut, dessen Anhängevorrichtung in modifizierter Form immer noch Bestand hat. Die österreichische Firma Doppelmayr aus Vorarlberg übernahm das Patent und wurde zu einem Weltmarktführer für Skilifte und Seilbahnen.