Profi-Check nach dem Kauf

12-Punkte-Plan

Besichtigung und Probefahrt unter Zeitdruck decken längst nicht alle Mängel auf. Wichtig ist der spätere Werkstatt-Check, um teure Reparaturen oder Pannen zu vermeiden.

Profi-Check, Ford Mondeo, Heckansicht Foto: Manfred Pollnow 15 Bilder

Selbst professionelle Gutachter finden bei einer Besichtigung samt Probefahrt im üblichen Umfang von maximal einer Stunde unmöglich alle Schwachstellen eines zum Verkauf stehenden Youngtimers. Wie sollte es dann der glühende Fan mit der rosaroten Brille können?

Gründlicher Werkstatt-Check lohnt auch nach dem Kauf

Meist fehlt die Gelegenheit, den Wagen auf einer Hebebühne beurteilen zu können, ebenso wie die Muße, eine längere Autobahnfahrt einzuplanen.

Um unliebsame Folgen selbst kleiner Mängel und Defekte auszuschließen, sollte man nach dem Kauf des geliebten Youngtimers einen gründlichen Werkstatt-Check absolvieren. Vor allem bei teureren Objekten als diesem Endzeit-Mondeo ist dies auch im Sinne eventueller Sachmängelhaftung dringend ratsam. Das halbe Jahr Gewährleistung geht schnell vorbei.

Unser Testobjekt ist ein Ford Mondeo GLX 1.6 Baujahr 1998 in attraktivem Salsarot-metallic. Das '96er Facelift bescherte dem zuvor recht beliebig gestylten Mittelklasse-Modell eine ausdrucksstärkere Frontpartie. Der gepflegte Wagen aus Rentnerhand kostet 700 Euro, alle Kundendienste sind belegt, der noch mechanische Kilometerzähler zeigt 187.593, in zwei Monaten ist die nächste Hauptuntersuchung fällig.

Standard-Check der Fahrzeugdaten

Wer beim Mondeo die Nase rümpft, sei daran erinnert, dass sich die Technik des braven Ford-Weltautos nicht wesentlich von der eines begehrteren Alfa Romeo 156 unterscheidet. Frontantrieb, Quermotor - ein zahnriemengetriebener Vierzylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen und 16 Ventilen -, die Leistung dieses Zetec-Motors beträgt 90 PS. Wer mehr will, nimmt den Zwei-Liter mit 130 PS. Hinten gibt es wie beim Alfa 156 eine Doppelquerlenkerachse mit Längslenkern an Federbeinen.

Bevor die fünftürige Schrägheck-Limousine, es gab vom Mondeo auch Stufe und Turnier, auf die Bühne genommen wird, erfolgt eine Sichtprüfung von meditativer Genauigkeit, statt zuvor in der aufgewühlten Hektik der Verkaufssituation. Vergleich von Tachostand, Ölwechselzettel und Eintragungen im Original-Ford-Service-Heft, Abgleich der Fahrgestellnummer mit Typenschild und Papieren, Feststellung des Reifenalters über die DOT-Nummer und Kontrolle von Profil und Flanken.

Alle Flüssigkeiten checken

Ein genauer Blick vom Fahrersitz durch die Windschutzscheibe entlarvt eventuelle Steinschlagschäden, die im Sichtfeld des Fahrers TÜV-relevant sind. Als Nächstes kontrolliert unser Ford-erfahrener Werkstattmeister die Flüssigkeitsstände von Motoröl, Kühlwasser und ATF-Öl in der Servolenkung, misst den Wasseranteil der Bremsflüssigkeit, checkt den Säurezustand der Batterie mit dem Hebemesser und prüft mit einem Glysantester, ob genügend Frostschutz drin ist.

Wichtig ist auch der gute Zustand aller Kühlwasserschläuche. Trotz sichtbarer Rostschäden an den hinteren Radläufen und an den Vorderkotflügeln, die zwar nicht TÜV-relevant, aber ästhetisch und im Sinne der Lebensdauer behandlungsbedürftig sind, macht der Mondeo am Ende der langen Probefahrt über 50 Kilometer mit 160 km/h technisch einen guten Eindruck.

Keine verdächtigen Geräusche aus Antrieb und Achsen. Ein Motor, der ruckfrei beschleunigt und gute Leistung zeigt, wie es der Kompressionsdruckprüfer später bestätigt. Nur die Bremsen operieren hörbar und spürbar an der Verschleißgrenze.

Kerzenbild und Kompression prüfen

Nach der Probefahrt widmet sich der Meister dem nun betriebswarmen Motor, dreht die Zündkerzen raus, prüft anhand des Kerzenbildes, ob die sequenzielle Lucas-Einspritzung EEC-V ein korrektes Gemisch bereitstellt. Hier ist es weder zu mager noch zu fett, also ideal. Auch die Kompressionswerte passen, der Schreiber notiert für alle vier Zylinder Werte über 11 kg/cm3, für die fortgeschrittene Laufleistung des 1,6-Liter-Zetec ein sehr guter Wert. Die Abgasuntersuchung folgt, die Lambda-Sonde reguliert bei den Störeingriffen des Prüfungsprogramms immer wieder auf den Idealwert Lambda Eins. Auch der Katalysator ist somit in Ordnung, das spart satte 600 Euro.

Ölwechsel mit Filter ist ratsam

Der warme Motor wird gleich für einen Ölwechsel mit Filter vorbereitet, jetzt muss der Wagen auf die Hebebühne, dabei prüft der Mechaniker auch den Getriebeölstand und bemerkt, dass die Ölfilterpatrone außen Fettspuren zeigt. Sie stammen von einer Antriebswelle, deren Manschette gerissen ist.

Bei abgenommenen Rädern bestätigt sich der Verdacht, dass Bremsbeläge und Scheiben vorn die Verschleißgrenze erreicht haben. Fahrwerksteile und Unterboden weisen zwar satt Flugrost auf, eine Durchrostung findet sich nicht. Nur der Auspuff zeigt eine Schwachstelle. Mit einem Reparaturaufwand von etwa 600 Euro, inklusive der Rostkosmetik an den Radläufen bekommt unser Mondeo die neue Plakette. Man könnte dann mit dem Welt-Auto besten Gewissens bis ans Ende Europas fahren. Wie wäre es mit Portugal, runter zum Cabo de São Vincente?