DKW AU 1000 S Coupè De Luxe Restaurierung

Neues Leben für den DKW

Schon vor mehr als zehn Jahren restaurierte Günter Dischereit mit seinem Freund Hans-Joachim Tilch ein 62er DKW 1000 S Coupé de Luxe. Heute ist dieses Auto in seinem Museum zu sehen.

DKW AU 1000 S Coupè De Luxe, Heckansicht, Günther Dischereit Foto: Fact 16 Bilder

Mit alten Sachen hat Günter Dischereit gerne zu tun. Wer es nicht glaubt, muss nur einen Blick in seine Schatzkammer werfen. 2001 hat er den Gutshof Wickensen bei Eschershausen im Weserbergland gekauft und zu einem tollen Museum umgebaut. Seine Sammelleidenschaft liegt vorwiegend auf Motorrädern, aber in liebevoll eingerichteten Räumen präsentiert er auch Möbel und viele Gegenstände des früheren Alltags.

Zwei DKW vom Landarzt

Viele wissen, dass Günter Dischereit immer auf der Jagd nach Altertümern ist, genau genommen seit 1982. Und so bekam er anno 1998 von einem Antiquitätenhändler den Tipp, dass in einer Garage in Bad Gandersheim westlich des Harzes zwei abgemeldete DKW in einer Garage ständen. "Die gehörten einem verstorbenen Landarzt, der damit bis zuletzt noch seine Patienten besuchte", weiß Günter Dischereit.

Der gebürtige Ostpreuße hatte die Spur der Autos sofort aufgenommen und in Erfahrung gebracht, dass die Arztwitwe gewillt war, sich von den DKW zu trennen. "Doch die wollte sie nur in gute Hände abgeben, deshalb musste ich erst ihr Vertrauen gewinnen", erinnert sich Dischereit. Es gelang ihm, und zusammen mit vielen Ersatzteilen konnte er die Autos erwerben.

Schon damals war sein Freund Hans-Joachim Tilch mit von der Partie, ebenfalls ein Liebhaber klassischer Fahrzeuge, mit dem er schon etliche Motorräder restauriert hatte. Den vom Zustand her besseren DKW sowie die meisten Ersatzteile verkaufte er bald wieder, aber das AU 1000 S Coupé de Luxe, das auch schon eine H-Zulassung gehabt hatte, sollte restauriert werden - "für meine Tochter, um ihr eine Freude zu machen.

Zu zweit geht es besser

In Tilch, der eine Werkstatt mit Tankstelle betrieb, fand er den geeigneten Helfer, denn dieser gehört zu den Schraubern, die einfach alles können. Der stellte auch die benötigten Räumlichkeiten zur Verfügung. Beiden war klar, dass es am DKW AU 1000 S Coupé de Luxe viel zu tun gab. Das Rängtängtäng des Zweitaktmotors klang zwar noch sehr gesund, aber das Blech sah mitgenommen aus.

"Das Auto war unten herum sozusagen geteert", lacht Tilch. "Und ich war nach dem Entfernen des Unterbodenschutzes zwei Zentimeter größer", ergänzt Dischereit mit einem Grinsen, weil ihm damals die mit Heißluftfön und Spachtel weggeschabte Pampe unter den Schuhen klebte.

Die ganze Aktion hatte ewig gedauert, und der letzte Rest der hartnäckigen Schicht wurde mit Nitroverdünnung runtergewaschen. An einigen Stellen waren nun kleinere eingeschweißte Blechstücke zum Vorschein gekommen. Der Arzt hatte den DKW AU 1000 S Coupé de Luxe von einem ihm bekannten Schrauber betreuen lassen, der offenbar weniger an eine Restaurierung dachte als vielmehr daran, den Wagen irgendwie durch den TÜV zu bekommen.

Vorwiegend Blecharbeiten nötig

Die beiden Restaurierer entledigten den  DKW AU 1000 S Coupé de Luxe aller Anbauteile und des Interieurs und schraubten die Kotflügel weg. Speziell in den Radhäusern, am Unterboden und im Schwellerbereich traten deutliche Rostschäden zutage. Neue Bleche gab es für den Boden und den Schweller zu kaufen, doch der Rest musste von Hand angefertigt werden. Dies und alle Schweißarbeiten übernahm Tilch. Besonders lange beschäftigten ihn die Anfertigung von Reparaturblechen für die Radläufe und alles, was im Spritzwasserbereich der Vorderräder lag.

Der kleine Dreizylindermotor von noch nicht mal einem Liter Hubraum wurde natürlich ebenfalls ausgebaut, und beim  DKW AU 1000 S Coupé de Luxe lassen sich sogar problemlos die vorderen seitlichen Stehbleche wegnehmen, weil sie wie die Kotflügel nur angeschraubt sind. Das verbesserte die Zugänglichkeit.

Motor und Fahrwerk gesund

Der Motor wurde von außen gereinigt, dann checkte Tilch den Zustand. Mit solchen Triebwerken kennt er sich aus, "ich habe 1963 bei DKW gelernt", sagt er, entsprechend ist er in der Lage, nicht nur einen Zweitakter zu prüfen, sondern er kann auch alles korrekt justieren, wie beispielsweise die Zündung oder den Vergaser.

Das Triebwerk des DKW AU 1000 S Coupé de Luxe erwies sich aber als gesund, ebenso das Getriebe, und am Fahrwerk mussten nur einzelne Verschleißteile erneuert sowie die Bremsanlage überholt werden. Im Vergleich zur Karosserie beschränkten sich die Arbeiten an der Technik auf ein leicht überschaubares Maß.

Das Lackieren des  DKW AU 1000 S Coupé de Luxe in den originalen Tönen Antikweiß/Schiefergrau nahm übrigens das Allround-Talent Tilch selbst in die Hand. "Er ist ein Mensch, den man nicht aufregen kann", lobt Dischereit, der seinen Freund öfter bei den Alltagsverrichtungen unterbrechen musste, wenn er mal mit den Montage-Arbeiten nicht weiterkam.

Zum Schluss kam der  DKW AU 1000 S Coupé de Luxe zu einem Sattler, der alle Verkleidungen und die Sitze frisch bezog und das Faltdach erneuerte. Das i-Tüpfelchen waren dann noch neue Weißwandreifen sowie eine fehlerfrei bestandene Hauptuntersuchung.

Keine Zeit zum Fahren - also ab ins Museum

Nach weit über einem Jahr und vielen geopferten Freizeitstunden konnte Dischereit den DKW in die Obhut seiner Tochter geben, die mit dem Wagen viele glückliche Kilometer zurücklegte. Mittlerweile ist sie beruflich aber so angespannt, dass sie keine Zeit mehr für das schicke Auto hat.

Zum Glück muss das Auto nicht verkauft werden, aus Platzgründen sowieso nicht. Günter Dischereit hat dem DKW ein Plätzchen in seinem Museum an der B 64 freigemacht, dort kann er bestaunt werden.