Porsche Transaxle-Typenberatung

Porsche 924, 944, 928 - welchen kaufen?

Die Porsche Transaxle-Baureihen bieten eine ungeahnte Vielfalt - vom technisch unkomplizierten und wartungsfreundlichen 924 bis zum luxuriösen und im Unterhalt anspruchsvollen Hochleistungs-Coupé 928 GTS. Doch welchen soll man kaufen? Einige Modelle rücken zunehmend in den Fokus von Sammlern und Fans, was für steigende Preise sorgt.

Porsche 928 S-Spoiler, 924 Martini, 968 Coupé, 944 S2 Cabrio Foto: Archiv 27 Bilder

Obwohl Porsche zunächst mit der Entwicklung des Porsche 928 begann, war der 924 das erste Transaxle-Modell, das die Stuttgarter Sportwagen-Schmiede auf den Markt brachte. Die von 1975 bis 1985 gebaute Zweiliter-Version entstand in einer selbst beim 914/4 nicht erreichten Auflage von 121.510 Exemplaren. Das erleichtert heutzutage die Suche nach einem solchen Auto.

Idealer EInstiegs-Klassiker

Objektiv betrachtet stellt der Porsche 924 eine ideale Möglichkeit dar, um in die Oldtimer- und Youngtimer-Szene einzusteigen. Alltagstauglich, für einen Sportwagen recht geräumig, frei von anfälligen Elektronikteilen und günstig im Unterhalt sind Eigenschaften, die ihn für diese Rolle geradezu prädestinieren. Und die Transaxle-Bauweise?

"Ein klasse Konzept, die Autos sind völlig verkannt und daher günstig zu haben", urteilt Reiner Telkamp aus Ludwigsburg. "Aber", hebt der Transaxle-Spezialist hervor, "die Preise für gute Exemplare steigen". Für Sammler lohnt sich ein Blick auf die frühen, bis einschließlich Modelljahr 1980 gebauten 924. Bei diesen war nur die Bodengruppe aus verzinktem Stahlblech. Bei allzu großen Rostschäden an der Karosse nimmt kaum jemand Geld für große Reparaturen in die Hand, womit diese frühen Jahrgänge immer rarer werden.

Hoch geschätzt sind die Sondermodelle, darunter das in der Frühzeit der 924-Ära angebotene und 3.000 Mal gebaute Modell 924 Weltmeister, auch Martini genannt (siehe Titelgeschichte). Die werden für deutlich über 10.000 Euro gehandelt, wobei für Topexemplare aus erster Hand mit wenig Laufleistung auch schon 15.000 bis 20.000 Euro aufgerufen werden. Aber solche Exemplare wechseln selten über die Online-Autobörsen den Besitzer.

Porsche 924-Sondermodelle mit deutlichem Preisaufschlag

"Im Schatten des Martini sind auch klammheimlich die Preise für das Sondermodell Le Mans in ähnliche Höhen geklettert", hat 924-Experte Thomas Bechholds registriert. 1.030 Stück entstanden 1980 von dem in Alpinweiß gehaltenen 924, dessen Sitze weiße Keder haben und deren Bezüge ein schwarzweißes Nadelstreifen-Design. Diese Autos besaßen übrigens schon die vollverzinkte Karosse.

Die Wertentwicklung anderer Sonderversionen wie etwa der des Modells Pommes bleibt abzuwarten. Der 924 Pommes ist eigentlich die Sonderausführung anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Porsche. Zu dessen Besonderheiten zählt die auf den Kopfstützen der Sitze eingestickte Unterschrift von Ferry Porsche, die sich auf den ersten Blick als FPommes liest. Bechholds hat auf seiner Website (www.werk924.de) alle Sondermodelle beschrieben.

Okay, es soll auch 924-Fans geben, die unbedingt ein Exemplar mit dem von Porsche entwickelten und bei Getrag gebauten Fünfganggetriebe haben wollen, das es für die Modelljahre 1978 und 1979 gab. Aber selbst wenn bestimmte Ausstattungsdetails auf der Wunschliste stehen, "bei einem guten Zustand des Wagens sind die meisten zu Kompromissen bereit", weiß Detlef Stinnen vom Porsche 924/944 Club Deutschland.
Wem der Spaßfaktor wichtiger als der Sammlerwert ist, der nehme ein besser gegen Rost geschütztes Modell ab Modelljahr 1981. Aber es sollte H-Kennzeichentauglich sein, sprich 30 Jahre alt, wenn man in eine Umweltzone fahren muss.

Gefragter 924 Turbo

Der Porsche 924 turbo beeindruckt mit seiner plötzlichen drastischen Kraftentfaltung. Aus praktischen Gründen sollte man die rostresistentere, im Modelljahr 1981 (Bei Porsche startet die produktion eines Modelljahres immer nach der Sommerpause des Vorjahres. Modelljahr 1981 entspricht also in etwa der Bauzeit August 1980 bis Juli 1981) eingeführte zweite Version bevorzugen, die standfester und etwas spritsparender ist und sieben Mehr-PS bietet. Doch Sammler suchen nach originalen Serie-1-Turbos der Modelljahre 1979 und 1980. "Die wollen die damaligen schrägen Farbkombinationen", sagt Bechholds. Denn neben der beliebten Zweifarbenlackierung erfreuen die 7136 Mal gebauten frühen Turbo mit bunten Schottenkaros im Innenraum.

Udo Kruse, der mit Porsche Transaxle-Modellen handelt (www.autohaus-kruse.de), registriert ebenfalls eine starke Nachfrage nach den Turbo, die in gutem Zustand über 20.000 Euro kosten, "aber auch nach 924 S des letzten Baujahrs mit 160.PS". Kenner versuchen, eines der besonders üppig ausgestatteten Exclusiv-Modelle zu ergattern, von denen 1988 genau 313 in Schwarz und 167 in Weiß entstanden, aber nicht wesentlich teurer als ein normaler 924 S gehandelt werden, die man für unter 10.000 Euro bekommen kann. Apropos teuer, beim 924 S befindet sich im Prinzip der Motor des 944 unter der Haube, was Reparaturen wie den Zahnriementausch deutlich verteuert.

924-Schmankerl mit 2,7-Liter-Motor

Ein Schmankerl und wenig bekannt sind "die 1989 gebauten 25 Versuchsträger mit 2,7-Liter-Maschine und dem Interieur aus dem 944 des Modelljahrs 1985", weiß Bechholds. Diese speziellen 924 kamen nur in die Hand von Werksangehörigen. Etwa die Hälfte dieser Super-924 existiert noch, "gehandelt zu Preisen ab 20.000 Euro", so Bechholds.

Besonders rar sind die 406 gebauten 924 Carrera GT. Deren Marktwert war in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Derzeit kosten gute Exemplare um die 35.000 bis 40.000 Euro, "aber die Preise bewegen sich im Moment nicht", lautet Kruses Erfahrung. Noch sportlicher und rarer, weil nur 50 Mal gebaut, ist der Carrera GTS, für den laut Telkamp etwa 60.000 bis 80.000 Euro anzulegen sind.

Günstiger Einstieg mit dem Basis-944

Verhalten ist derzeit die Nachfrage nach dem 1981 bis 1987 gebauten Basismodell der Porsche 944-Baureihe, obgleich die Exemplare der Modelljahre 1986/87 einen kleinen Aufpreis verbuchen, wenn sie mit einem Kat ausgestattet sind. Doch für merklich unter 10.000 Euro sind recht gute Exemplare zu finden.

Da aber die frühen, bis Dezember 1984 hergestellten und auf schwarzen Stern-Felgen rollenden 944 immer rarer werden, könnte sich Detlef Stinnen für die Zukunft ein ähnlich wachsendes Interesse für diese Modelle vorstellen wie im Falle der Ur-924.

Die meisten bevorzugen die ab 1985 angebotene modernere Ausführung mit dem überarbeiteten Instrumentenbrett und der bündig mit der Karosserie verklebten Frontscheibe.

Mit dem im Modelljahr 1987 eingeführten 944 S hielt die Vierventiltechnik in die 944er-Baureihe Einzug, aber wesentlich gefragter als diese 190 PS starke Variante ist laut Kruses Erfahrung der S2: "Vor drei, vier Jahren gab es gute S2 Coupés noch für 7.000 Euro, jetzt liegen die Preise bei 11.000 Euro und mehr."

Wartungskosten liegen beim 9i44 deutlich höher

Klar, es gibt immer noch 944 S2 mit vielen Kilometern auf der Uhr für 7.000 Euro, aber den bei diesen Exemplaren vorhandenen Wartungsstau aufzulösen kostet ordentlich Geld. Für neue Reifen, Bremsen, Zahnriemen und Wasserpumpe kommen schnell 3.000 bis 4.000 Euro zusammen. Ein 944 S2 ist kein Billigauto, besonders, wenn man kein Hobby-Schrauber ist.

"Der haltbarste und solideste 944 ist aber der hochwertig gebaute Turbo", sagt Stinnen. Es gab ihn zunächst mit 220.PS, doch die meisten wollen die stärkere, im Modelljahr 1989 eingeführte 250.PS-Version. Allerdings gab es auch schon ein Jahr zuvor das Sondermodell Turbo S mit 250.PS. Geplant waren 1.000 Exemplare, es wurden aber 1.635, wobei angeblich nur die ersten 1.000 die besondere Farbkombination bieten, auf die Sammler stehen: außen Silberrosametallic, innen Multicolorweinrot.

Mit dem 944 S2 war es übrigens erstmals möglich, einen offenen Transaxle-Porsche zu fahren. Die Beliebtheit des nur 6.980 Mal gebauten Cabrios spiegelt sich in den Preisen von um 20.000 Euro wider, wobei sich die noch exklusivere Variante, das Turbo Cabrio, preislich bisher kaum nach oben absetzt. Ein Detail, das manchem wichtig ist: Die letzten 429 Exemplare des 944 S2 wurden nicht mehr in Neckarsulm, sondern komplett in Zuffenhausen gebaut, erkenntlich an der Fahrgestellnummer, in der nach dem M für Modelljahr 1991 ein S für Stuttgart folgt.

Steigende Preise für Transaxle-Porsche

"Beim 968 haben sich die Preise sehr positiv entwickelt", resümiert Udo Kruse. Die steigende Nachfrage nach guten Exemplaren führte dazu, dass an einem Tag 30 Interessenten anriefen, als er ein nur 65.000 Kilometer gelaufenes Cabrio inserierte.

Abgesehen von den 14 (laut anderen Quellen 17) 968 Turbo S und den für Rennen gedachten, nur vier Mal entstandenen 968 Turbo RS ist das am teuersten gehandelte Modell der Anfang 1993 herausgebrachte 968 CS. Der im Vergleich zum Standard-Coupé leichtere, weniger komfortablere, sportlichere und zur Bauzeit billigere CS liegt heute in der Sammlergunst vorn.

Immerhin gab es nur 1.538 Exemplare. Bevorzugt werden allerdings lupenreine, nicht bei Rennen verbrauchte Wagen, möglichst mit Sportpaket (Ausstattungscode M030). Dafür werden schon mal über 30.000 Euro auf den Tisch gelegt. 94er und 95er CS sind günstiger, wenn damals die Option wahrgenommen wurde, den Wagen in einer anderen Farbe als Grandprixweiß, Indischrot, Maritimblau, Speedgelb oder Schwarz zu bestellenund womöglich noch Komfortzubehör geordert wurde.

Für sehr gute Standard-Coupés sind schon Preise von um die 22.000 Euro gezahlt worden, Tiptronic-Versionen sind etwas günstiger. Beliebtes Zubehör sind Klimaanlage und elektrisches Hubdach.

Auch viel gelaufene Exemplare, die für weniger Geld zu haben sind, müssen kein schlechter Kauf sein, sofern keine teuren Reparaturen ausstehen. Denn die Wagen fahren sich traumhaft.

Beliebter 928 GTS

Bei den 928 registriert Gunther Kussauer vom Porsche Club 928 "in erster Linie bei den GTS wegen der größeren Nachfrage gestiegene Preise". Topexemplare der Modelljahre 1994 und 1995, die in den Genuss eines dynamischen Kickdowns kamen, kosten schon 40.000 Euro und mehr.

Bei den technisch unkomplizierteren Urmodellen kommen die Preise nur langsam in Fahrt, aber das wird sich nach Meinung von Experten bald ändern. "Sammler achten natürlich auf geringe Stückzahlen", sagt 928-Experte Joe Neweklowsky aus Karlsruhe. Daher stehen zum Beispiel GTS mit Schaltgetriebe im Fokus, aber auch spezielle Modelle wie der ab Frühjahr 1989 erhältliche GT.

"Die hatten Fünfganggetriebe und Differenzialsperre, wobei die ersten im Vergleich zu den etwas schwerer und besser geräuschgedämpften Versionen des Folgejahres die reineren GT sind", findet Kussauer. Preislich sieht er den GT etwas über dem S4, die in gutem Zustand 22.000 bis 25.000 Euro kosten. Das Einordnen eines der ab 1987 angebotenen 928 S4 Clubsportmodelle, von denen im ersten Modelljahr zwölf, im zweiten sieben entstanden, ist mangels Angeboten kaum möglich.

Sonderfarben für Sammler

Andere Versionen, die sich als Sammelobjekt eignen, sind zum Beispiel das 1981 genau 140 Mal aufgelegte Sondermodell 50 Jahre Porsche in Meteormetallic oder die im Modelljahr 1982 verkaufte Edition Weissach in Champagnergoldmetallic. Von Interesse könnten auch die seinerzeit in einem Sonderprospekt präsentierten und zum Spezialpreis angebotenen GTS mit Vollausstattung sein, die man äußerlich an einer etwas breiteren Spurweite vorn erkennt.

Noch werden die Sondermodelle nur wenig gesucht, ein guter Zustand des Wagens steht eher ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber da es mittlerweile sogar Liebhaber für Strosek-Umbauten gibt, werden sich bald auch Fans für die Rosinen im offiziellen Porsche-928 Programm finden - jedes Stück ein Denkmal der Transaxle-Geschichte.