Restaurierung

Ventile einstellen - nicht zu wenig, nicht zu viel

Nicht zu wenig, nicht zu viel: Ein wichtiges Kriterium für die Lebensdauer eines Viertaktmotors ist das stets korrekte Ventilspiel. Die Ventilspielkontrolle und -Einstellung ist kein Hexenwerk. Wir zeigen, wie einfach die Einstellung bei Tassenstößeln zu bewerkstelligen ist.

Fiat Topolino A, Fiat Topolino B, Fiat Topolino C Foto: Fact 12 Bilder

"Hör’ mal -ist mein Spiel noch gut?" Werkstätten kennen diese Frage. Selbst von Besitzern sportlicher Motoren, wie es beispielsweise die Doppelnocker von Alfa Romeo sind, kommt sie nicht selten. Sie meinen das leichte Klackern, das vom Ventilspiel rührt. Und sorgen sich, dass es zu laut wird - durch ein zu großes Spiel.

Ruhe vor den Problemen und Schäden

Dabei ist die Gefahr eine andere: Im Betrieb vermindert sich das Spiel fast immer. Und dann verschwindet das Klappern, der Motor läuft leiser denn je. Doch mit der mechanischen Ruhe beginnen die eigentlichen Probleme erst. Für einen sicheren Betrieb des Motors ist das Ventilspiel eine wichtige Größe. Denn bei ihrer Erwärmung dehnen sich die Ventile aus, das heißt: Sie werden länger. Das gilt besonders auf der Auslassseite, wo Temperaturen von 800 Grad und mehr auftreten.

Nur verändern die Partner der Ventile, die Nocken der Nockenwellen, dagegen ihre Lage nicht. Gibt es nun zwischen Ventilen und Nocken kein ausreichendes Spiel, dehnt sich das Ventil bei Betriebstemperatur so aus, dass es mit seinem Tassenstößel permanent am Nocken anliegt - es kann nicht mehr schließen, wenn es geschlossen sein muss. Und weil Nocken und Tassenstößel nun permanent Kontakt halten, hat der Motor sein Klackern eingestellt.

Was sonst passiert, ist jedoch wenig positiv: Stets etwas geöffnete Ventile schließen den Verbrennungsraum nicht mehr gasdicht ab. So geht Leistung verloren, und das Ventil hat zudem keine Chance mehr, die Wärme abzuleiten. Üblicherweise fließt sie über die Ventilteller an die Ventilsitze und somit in den Zylinderkopf ab. Das kann jedoch nur dann funktionieren, wenn zwischen Teller und Sitz auch Kontakt besteht. Was passiert, liegt auf der Hand. Durch die Überhitzung verbrennen nach und nach Ventilteller und -sitz. Sogar ein Vergaserbrand kann die Folge sein, wenn heiße Abgase durch ein nicht mehr schließendes Einlassventil in Richtung Ansaugtrakt gelangen.

Ventilspielkontrolle bei kaltem Motor

Zu viel Spiel ist da weit weniger dramatisch. Durch den Leerweg verkürzen sich zunächst die Öffnungszeiten der Ventile. Damit nimmt der Füllungsgrad ab, die Leistung sinkt. Am kritischsten ist der erhöhte Verschleiß: Nocken und Stößel treffen etwas später, jedoch mit größerer Wucht aufeinander - was jenes zunehmend laute Klackern auslöst. Insbesondere kapitale Hitzeschäden sind allerdings nicht zu befürchten.

Diese Fakten unterstreichen, wie wichtig es ist, das Ventilspiel bei kaltem Motor zu kontrollieren. Idealerweise steht der Wagen einige Stunden, und in die Werkstatt sollte er geschoben werden - und nicht gefahren. Bei gesunden Motoren, besonders bei ausgewogenem Betrieb, bleibt das Ventilspiel meist über lange Zeit stabil. Wurden hingegen neue Ventile und Sitze eingebaut, arbeiten sich beide Seiten zunächst etwas ein. Das Spiel nimmt dadurch ab - eine Kontrolle bereits nach den ersten 1.000 Kilometern Laufleistung ist sinnvoll.

Welches Ventilspiel das richtige ist, ergibt sich aus den Unterlagen für den entsprechenden Motor. Rund 50/100 Millimeter sind für Alfa-Klassiker eine typische Größenordnung, der Wert darf meist in einem Toleranzbereich von rund 4/100 Millimeter liegen. Wichtig zu wissen ist allerdings, welche Nockenwellen eingebaut sind: Sportliche Versionen verlangen in der Regel nach einem deutlich geringeren Spiel. Da es im Betrieb jedoch im gleichen Maß abnimmt, bleibt weniger Sicherheitsreserve. So sind bei optimierten Motoren häufigere Kontrollen ratsam.