Volvo 240 in der Service-Station

Schwedenpanzer gut & preiswert

Der Volvo 240 hat einen guten Ruf. Dennoch sollte man sich vor dem Kauf eines solchen Wagens über die eine 240-erfahrene Werkstatt und die Wartungskosten informieren - speziell als Schrauberlaie.

Volvo 240, Seitenansicht Foto: FACT 8 Bilder

Die in der Szene kursierenden märchenhaften Laufleistungen etlicher Volvo 240 stimmen angehende Käufer optimistisch: Dieses Käufer optimistisch: Diese Auto muss ein problemloser Dauerläufer sein.

Doch Vorsicht. "Manche Volvo-Fahrer bringen ihren Wagen nämlich nur dann in die Werkstatt, wenn etwas kaputt ist", lautet die Erfahrung von Jürgen Ruopp, der schon viele Jahre in Drakenburg an der Weser an Volvo schraubt. Und wer sich solch ein vernachlässigtes Fahrzeug kauft, wird sicherlich schnell die 1.000 Euro investieren müssen, die Ruopp als stille Reserve beim Kauf empfiehlt.

Auf korrektes Kühlmittel achten

Grundsätzlich liegen die Wartungskosten auf einem sehr erträglichen Niveau, wobei sich durch viele Kleinigkeiten Geld sparen beziehungsweise die Lebensdauer des Volvo 240 verlängern lässt. "So sollte der verwendete Ölfilter eine Rücklaufsperre haben, damit sich nach dem Start der Motoröldruck schneller aufbaut", nennt Volvo- Spezialist Dieter Hengstwerth aus Remscheid ein Beispiel.

Beim alle 60.000 bis 80.000 Kilometer oder alle sechs bis acht Jahre nötigen Wechsel des Zahnriemens empfiehlt er, neben der Spannrolle auch die drei Dichtringe zu erneuern und gleichzeitig die Wasserpumpe zu tauschen, um Arbeitskosten zu sparen. Letztere ist immer mal wieder undicht und muss gewechselt werden. Pech hat man, wenn durch untaugliches Kühlmittel die Dichtfläche am Alu-Zylinderkopf des Volvo 240 zerfressen ist, dann muss der Kopf demontiert und geplant werden, was den Preis hochtreibt.

Nicht alle 240er-Motoren sind übrigens Freiläufer wie der B230. Beim Zweiliter-Motor sollte man sich unbedingt an die vorgeschriebenen Wechsel des Zahnriemens halten, denn wenn er reißt, schlagen die Ventile auf die Kolben.

Ventilspiel beim Volvo 240-Motor nicht vergessen

Apropos Ventile: Das Justieren des Ventilspiels ist beim Volvo 240 zwar selten nötig - speziell bei über 100.000 Kilometer gelaufenen Motoren verändert sich laut Hengstwerth das Spiel nur noch wenig -, doch ganz vergessen darf man es nicht, sonst stehen nachher plötzlich 800 Euro auf der Rechnung, "weil der Zylinderkopf demontiert und die Ventile neu eingeschliffen werden müssen", sagt Ruopp. Und sollte man einen auf Gasbetrieb umgerüsteten Volvo fahren, gilt es, verstärkt das Ventilspiel im Auge zu behalten, "denn nicht alle der von Volvo verbauten Ventilsitzringe sind gastauglich", gibt Hengstwerth zu bedenken.

Muss die Kupplung erneuert werden, rät er, gleichzeitig auch den Kurbelwellensimmerring zu tauschen, was die Reparatur nur um etwa 40 Euro verteuert. Der Simmerring des Volvo 240 ist häufig undicht, und manch unseriöser Schrauber freut sich, wenn er die Getriebedemontage zweimal berechnen darf: einmal zum Kupplungswechsel und einige Zeit später noch mal zum Erneuern des Dichtrings.

Weit mehr als 500.000 km sind normal

Einige Volvo 240-Besitzer mussten auch schon unnötigerweise viel Geld für einen Austauschmotor berappen, den ihnen die Werkstatt aufgedrängt hatte. "Doch wenn die Motoren stark ölen, liegt es in den meisten Fällen nur an einer verstopften Kurbelgehäuse- Entlüftung", weiß Ruopp. Denn es stimmt tatsächlich, dass die Maschinen Laufleistungen von weit über 500.000 Kilometer erreichen können.

Typische Probleme betreffen eher die Peripherie, wie etwa den Luftmassenmesser bei den Modellen mit LH-Jetronic. Dessen Erneuerung unter Verwendung eines originalen Bosch-Teils kostet um die 300 Euro. Bei einem defekten Luftmassenmesser steigt der Verbrauch. Läuft der Motor des Volvo 240 lediglich unruhig, "könnte auch die Ansaugkrümmerdichtung defekt sein, was recht oft vorkommt", sagt Hengstwerth. Um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, muss man etwa 80 Euro investieren.

4-Gang-Getriebe sind robuster

Gerne werden ferner die Auspuffkrümmerdichtungen beim Volvo 240 undicht. Für die Reparatur sollte man 150 Euro einkalkulieren, aber leicht reißt dabei ein Stehbolzen ab, und im Extremfall muss dann sogar der Zylinderkopf demontiert und zum Motoreninstandsetzer gebracht werden, was die Kosten drastisch erhöht.

Als sehr robust erweisen sich die Getriebe beim Volvo 240, speziell die Viergangversion, bei der eher mal der Overdrive schwächelt. Beim Fünfganggetriebe ist das Zahnrad für die fünfte Fahrstufe anfällig. Die Kosten für eine Überholung beginnen bei 800 Euro, manche rüsten dann lieber auf die haltbarere Viergangversion um.

Für Verschleißreparaturen im Bereich des Fahrwerks sollte man bei älteren Volvo 240 ebenfalls den einen oder anderen Euro bereithalten. So etwa für ein neues Lenkgetriebe. Bei vielen Versionen mit Servolenkung arbeitet die Lenkung auf den ersten Kilometern sehr zäh. Die Fahrzeugbesitzer gewöhnen sich mit der Zeit daran und reagieren erst, wenn die Servounterstützung komplett ausfällt.

Keine prophylaktischen Tauschorgien nötig

Nach einer gewissen Zeit, oft erst nach 200.000 Kilometern, sind die vorderen Spurstangenköpfe verschlissen, eine mit 40 Euro pro Seite günstige Reparatur. Oft wird erst bei der Hauptuntersuchung festgestellt, dass die innere Spurstange ebenfalls erneuert gehört, was mit 70 Euro zu Buche schlägt.

Dafür werden Radlager oder Stoßdämpfer beim Volvo 240 öfter mal übereifrig getauscht. Bei den Radlagern liegt das an hörbaren Geräuschen, "doch wirklich verschlissen sind sie bei deutlichem Axialspiel", sagt Hengstwerth, und was vermeintlich verschlissene Stoßdämpfer anbelangt, rät er, sie bei einer Prüfstelle testen zu lassen: "Denn nur weil sie weich wirken, müssen sie noch lange nicht ersetzt werden."

Verschleiß der Radaufhängung

Erneuert werden müssen beim Volvo 240 irgendwann einmal auch die vorderen Traggelenke (ab 200 Euro) und die Querlenkerbuchsen vorne (ab 220 Euro). Die oberen hinteren Längslenkerbuchsen halten speziell in der sogenannten Diabolo-Version sehr lange, "während die Haltbarkeit der bei neueren Modellen verbauten Silentbuchsen relativ gering ist", bedauert Hengstwerth. Nicht ganz einfach, weil auch die diversen Spezialwerkzeuge kaum helfen, ist ein Wechsel der unteren Längslenkerbuchsen, der ab 300 Euro kostet.

Hengstwerth nennt noch einige weitere typische Reparaturen: den Wechsel des oft undichten Simmerrings am Differenzial für etwa 50 Euro oder ein neues Benzinpumpenrelais für etwa 40 Euro. Der Einbau eines neuen Kardanwellenmittellagers ist mit gut 100 Euro ebenfalls noch erträglich, teurer wird der Ersatz des bei den Volvo 240 ab etwa 1991 verbauten Leuchtweitenregulierungsmotors: Das kostet 250 Euro aufwärts.

Super-GAU ist ein defektes Heizlüftungsgebläse

Aber sozusagen der Super-GAU beim Volvo 240 ist ein defektes Heizungsgebläse. "Um das zu ersetzen, muss man das komplette Armaturenbrett zerlegen, weshalb allein acht bis zwölf Stunden Arbeit an fallen", beschreibt Hengstwerth das Horrorszenario.

Das Resümee für Neueinsteiger in die 240er-Szene lautet wie folgt: Selbst ungepflegte Volvo 240 halten erstaunlich lange. Werden sie allerdings regelmäßig gewartet, stellen sich tatsächlich märchenhafte Laufleistungen ein, und genau nach diesen Fahrzeugen sollte man suchen.

Doch noch etwas anderes beeinflusst die Lebensdauer: die Qualität der gewählten Ersatzteile. Wer hier spart, legt letzten Endes drauf.

Service-Tipp Volvo 240

Was nützt die langlebige Technik, wenn die Karosserie rostet? Ja, auch das Volvo 240-Blech korrodiert, speziell Schweller und Radläufe sollte man im Auge behalten und bei sichtbaren Roststellen möglichst schnell handeln. Zum Problem werden bei Kombis die mittlerweile schwer verfügbaren Bleche unter der Heckklappe. Guten Karossen sollte man eine professionelle Hohlraumversiegelung und eine Unterbodenbehandlung gönnen.

Noch etwas zum Thema Kombi: Als typisches Problem stellen sich beim Volvo 240 mittlerweile Brüche an Heckklappenkabeln heraus, die in den Scharnieren verlaufen. Die Kosten für eine Erneuerung beginnen bei 160 Euro, allerdings mangelt es den neuen Kabeln an Dauerhaltbarkeit.