"/>

Dirk Johaes Klassiker-Blog

Der Druck auf Porsche wächst

Motor Klassik-Redakteur Dirk Johae schreibt über "Die Woche der umstrittenen Fälle". Wieder ein Thema: Der Egger-Lohner C2, der vor 3 Wochen als der "Porsche Nr. 1" vorgestellt worden war.

Coupé Fiat Foto: Arturo Rivas 15 Bilder

Eigentlich wollte ich Anfang der Woche fliehen: In einem roten Coupé Fiat ging‘s für zwei Geschichten (Youngtimer 2/1014 und Motor Klassik 4/2014) durch die Eifel. An einer geeigneten Stelle parkte ich das Auto mit dem umstrittenen Äußeren, damit unser Fotograf Arturo Rivas ein paar Standaufnahme machen konnte.

Chris Bangle-Design

Ich hatte also ein paar Minuten Zeit, um mir das Design von Chris Bangle in Ruhe anzuschauen. Da fiel mir eine Reise ein, die ich fast vor 20 Jahren unternahm. Am Ende der Saison besuchte ich mit einem Kamerateam Jörg Müller, den gerade frisch gekürten Deutschen Formel-3-Meister, in seinem österreichischen Exil. Müller bestritt die Saison mit einem Dallara-Fiat des RSM-Teams von Dr. Helmut Marko. Als Eigenleistung für den Einsatz lebte und arbeitete der Hückelhovener damals in Graz direkt beim Team. Und Jörg Müller hatte ein Coupé Fiat als Dienstwagen.

Ich erinnere mich noch, dass in der unscheinbaren Werkstatt von Marko ein Jaguar XK restauriert wurde. Außerdem hatte der Grazer einen Teil der Werkstattwände mit Buchseiten aus dem Grand Prix-Guide dekoriert, wo er mit dem BRM-Formel-1 zu sehen war.

Erinnerungen an Österreich

Doch beim Gedanken an unser südlichen Nachbarland und den beeindruckenden, wie erzstrengen Doktor Marko hatten mich die Gedanken an meinen Fall der letzten Wochen wieder: Der Egger-Lohner C2. Auch gestern und heute kocht das Thema in einigen Medien hoch. Der Südwestrundfunk sendet einen Beitrag, eine Nachrichtenagentur greift das Thema erneut auf. Der Druck auf Porsche wächst. Es scheint keinen Beleg zu geben, dass die "P1"-Markierungen vor 2009 eingeschlagen wurden.

Das ist peinlich. Aber es fällt auf, dass vom Technischen Museum Wien immer wieder die gleichen Argumente vorgebracht werden. Glaubt man etwa allen Ernstes, dass Ferdinand Porsche nach seinem Wechsel zu Lohner Ende 1899 aus dem Stand den Lohner-Porsche mit Radnabenmotoren bauen konnte, der im Technischen Museum Wien zu besichtigen ist? "Dieses Fahrzeug gilt als Ur-Porsche", äußerte die Direktorin Gabriele Zuna-Kratky im SWR-Interview und fügte an: "Das ist das Highlight: Der würde nie aus unserer Sammlung kommen."

Zur Erinnerung: Neben dem angesprochenen Lohner-Porsche und einem Lohner-Egger von 1899 hatte das Museum bis 2010 auch jenen nicht fahrbereite Lohner-Egger Elektromobil, welches jetzt im Porsche Museum in Stuttgart zu besichtigen ist. Das in Wien als nicht ausstellungswürdiges Fahrzeug-Fragment oder auch allgemein verständlicher als "Leiche im Depot" bezeichnete Relikt aus den Pionierjahren des Automobilbaus steht also bei Porsche jetzt im Rampenlicht.

Geschichte voller Zweifel

Doch nicht nur die "P1"-Markierung wird bemängelt. Auch die ganze Geschichte des Fahrzeugs begonnen vom Baujahr, dass das Technische Museum Wien unter Berufung auf einen Brief von Ludwig Lohner auf 1899 festsetzt, bis zur ersten Aufnahme in ein Wiener Museum wird angezweifelt. Wäre ich ein Fußballreporter, würde ich das Treiben ein von der Taktik geprägtes Spiel nennen. Wie ich schon in vergangenen Woche berichtet habe, forschen wir weiter in Ruhe nach: Die ganze Geschichte wird in Motor Klassik 4/2014 nachzulesen sein - wie übrigens auch unsere Vorstellung des Coupé Fiat.

In der kommenden Woche geht es in Bar Parco weiter um Porsche und ein neues Buch, welches im April erscheinen soll. Auch das enthält wahrscheinlich eine Menge Sprengstoff.