FIVA-Concours bei den Classic Days
Mercedes-Benz 710 SS wird Best of Show
Der Concours d’Elégance während der Classic Days auf dem Park- und Gartengelände von Schloss Dyck endete mit einem Paukenschlag: Ein unrestauriertes Mercedes-Benz-Cabrio von 1929 aus dem Besitz von Rudolf Carraciola erhielt die Auszeichnung "Best of Show".
08.08.2011
Kai Klauder
Foto: Arturo Rivas
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"Best of Show" des Classic Days Schloss Dyck Concours d'Elegance: Mercedes-Benz 710 SS von 1929.
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Der bronzene Gärtner-Hut ist die Sieger-Trophäe für Best of Show durch die Jury. Der Mercedes-Besitzer freut sich über den unerwarteten Preis
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Jury-Mitglied Johann Tomforde überreicht dem Mercedes-Besitzer Peter Heinz Kern einen Sonderpreis-Pokal von Mercedes-Benz
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Blau wie das Meer: Bentley Mark VI Drophead Coupé Pourtout, der in der romantischen Concours-Klasse „Beneath the Sky“ an den Start ging
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Von wegen Männer-Domäne. Auch Frauen und Kinder setzten sich bei „Jewels in the park“ ans Lenkrad und glänzten mit den Autos um die Wette
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Hier sagt die Besatzung des Autobleu-Heckmotor-Renners auf Renault 4CV-Basis der Jury guten Tag und kühlt sich etwas ab
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Sonderpreisvergabe „Original Sports“ an den glücklichen Bizzarini-Besitzer für die hohe Authentizität seines ultraflachen V8-Sportwagens
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Hier macht sich das Bentley-Graber-Coupé im Stil eines Cabrios direkt an der Jury vorbei auf die lange Rückreise in die Schweiz
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Das Fahren hat sich gelohnt. Der Bentley mit Graber-Karosserie war auf eigener Achse aus Bern angereist und erhielt dafür einen Preis
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Hier warten die Pokale der Sonderpreise auf die glücklichen Sieger. Die jeweiligen Klassenseiger wurden bereits am Samstagabend gekürt
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Der Glöckler-Porsche Nr. 6 aus dem Jahr 1954 war ein Rennwagen und bot trotzdem eine ausgezeichnete Rundumsicht, wohl für „Orientierungsfahrten“
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Traum in Taubenlau: Alfa Romeo 1900 Coupe Pinin Farina. Das schlicht gezeichnete Coupé von 1954 siegte in der Klasse „Italian Grand Tour“
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Seltene Kombination im perfekt restaurierten Liebhaber-Zustand: Talbot Maserati Barchetta von 1956, zweiter Platz der Klasse „Sporting Creativitiy“
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Craziest of show: Publikumsliebling Autobleu Milles Miles 750. Stromlinien-Renner mit Renault-Technik vom damaligen Tuner Autobleu
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So sehen Sieger aus: Best of Show durch die Jury wurde dieses Mercedes-Benz 710 SS Cabrio von 1929 im leicht patinierten Originalzustand
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Die Gattin des Besitzers wählte das erfrischende Orange dieses sportlichen Mercedes-Cabrios, präsentiert vom Klassiker-Autohaus Mirbach
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Bildschöner, alterloser Toyota 2000 GT von 1968 im schicken, modischen Weiß. Gewann den 1. Preis in der Klasse „Rare GTs“
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Sprecher Maximilian Engert interviewt den Fahrer des Porsche Typ 64 Berlin Rom Wagen von 1937 mit extraschmaler Stromlinienkarosserie
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Auch damals erschwingliche Serienautos nahmen am Concours von Schloss Dyck teil: Volkswagen 1600 L Karmann Ghia Coupé (Typ 34) von 1969
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Überlebte den wilden Waldschrottplatz in der Schweiz: Ferrari 212 Inter Coupé Vignale. Gewinner des Sonderpeises „Elegant Grand Touring“
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Gewann den Design-Sonderpreis der Jury: Alfa Romeo &C 2500 SS Coupé Bertone von 1942. Der Wagen war Publikums-Preisträger der Villa d’Este 2011-08-08
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Kam extra aus den Staaten angereist: Eleganter Lincoln Modell K von 1931 mit leise, fast unhörbar flüsternder V12-Maschine
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Die Jury besteht vornehmlich aus automobil-Historikern und Designer, darunter Johann Tomforde, Klaus Kleophas, Paolo Tuminelli, Robb Horten und andere
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Rasant unterwegs vor dem Hauptschloss und vor kundigem Publikum: Früher Porsche mit Sonder-Rennkarosserie von Glöckler (1954)
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Unter der Motorhaube des von Bertone karosserierten Alfa-Romeo-Coupés steckt einer der legendären Reihen-Sechszylinder mit zwei obenliegenden Nockenwellen
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Bizzarini 5300 GT Strada mit V8-Motor aus der Corvette. In ungewöhnlicher Farbkombination. Das Coupé gewann den 2. Preis der Klasse „Rare GTs“
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Cisitialia 202 Coupé von 1950. Die Entdeckung der Pontonform durch Pininfrina. Ein Modell dieses Typs steht seit 1951 im Museum of Modern Art in New York.
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Auch in diesem Jahr und trafen sich zum sechsten Mal auf der grünen Halbinsel der Schloss-Orangerie 40 historisch wertvolle Automobile zum Schönheitswettbewerb "Jewels in the park". Eine großartige Kulisse bildete auch der am Teichufer gegenüber gelegene Hauptbau des zweiteiligen Dycker Wasserschlosses mit seiner frisch restaurierten, ocker-gelb leuchtenden Fassade. Die dringende Restaurierung der in Zentraleuropa einmaligen Schloss-Anlage wird übrigens aus den Eintrittsgeldern der Classic Days mitfinanziert.
Doch nicht alle Concours-Teilnehmer befanden sich in einem derart aufgeräumten Zustand wie das Schlossgebäude vis à vis. Zumindest drei "Jewels in the park" zeigten stolz die Spuren ihrer schon langen Existenz und hatten zum einmal damit sogar Erfolg: Die 14-köpfige Fach-Jury kürte das mächtige, schwarze Mercedes-Benz 710 SS Cabriolet/4 von 1929 mit seinen feschen, rot lackierten Speichenrädern zum "Best of Show".
Dessen Karosserie wirkte an einigen Stellen leicht wellig, und das Leder im Innenraum rauh und rissig aber immer noch ansehnlich. Jury-Mitglied und Automobil-Design-Professor Johann Tomforde sagte bei der Preis-Verleihung: "Die Entscheidung war nicht einfach. Aber was uns letztlich überzeugte, war das hohe Maß an Originalität, die an einem unrestauriertem Wagen in diesem Zustand nicht zu überbieten ist."
Zweiter Platz für Bizzarini 5300 GT Strada
Die beiden anderen mehr oder weniger stark patinierten Originale waren der Autobleu Milles Miles 750 und ein schwarzer Bizzarini 5300 GT Strada mit gelb lackierten Leichtmetallfelgen, der in der FIVA-Klasse I ("Rare GTs") den zweiten Preis erhielt. Als heimlicher Publikumsliebling erwies sich dagegen der leicht verbeulte Langheck-Alu-Glaskuppel-Renner Autobleu Milles Miles 750 mit der Heckmotor-Technik des Renault 4CV aus dem Jahr 1954. In die Kategorie der interessanten Sonderlinge fällt auch der Paulussen Beradino, ein elegant gezeichneter Eigenbau mit Porsche-Technik und der Erstzulassung im Jahr 1975, an dem der Diplom-Ingenieur Johannes Paulussen (mit Pausen) von 1961 bis heute gearbeitet und der vom Fastback-Coupé in ein Auto mit Stufenheck und sogar in einen Roadster verwandelt werden kann.
Trotzdem bestand die überwältigende Mehrheit dieses offiziellen Concours des FIVA (Klassiker-Weltverband Fédération Internationale des Véhicules Anciens) aus echten "Jewels in the park", nämlich wunderbar restaurierte und in angenehmen Farben glänzende Klassiker mit hochkarätigem Stammbaum und spannender Geschichte. Zwei Beispiele: Ein schnörkellos gezeichnetes Alfa Romeo 1900 Pinin Farina Coupé im sanften Taubenblau, Gewinner der FIVA-Klasse H ("Italian Grand Tour") und in der gleichen Klasse ein zweifarbig lackierter, eleganter und mit viel Chrom aufgewerteter Ferrari 212 Inter Coupé Vignale. Dieses V12-Coupé stammt aus der legendären Schrott-Sammlung Messerli in der Schweiz, stand aber nicht draußen im Wald, sondern war zerlegt und in Kisten verpackt. Der Ferrari erhielt den Sonderpreis "Elegant Grand Touring".
Aber auch normale, damals wie heute attraktive Alltagsauto wie ein Volkswagen Karmann Ghia Coupé (Typ 34) von 1969 oder ein zehn Jahre älteres Borgward Isabella Cabrio durften zusammen mit den hochkarätigen Bentley, Delahaye, Horch, Lagonda Lincoln und Mercedes am Concours teilnehmen. Ein großes Lob muss noch an alle Fahrzeugbesitzer ausgesprochen werden, die am Samstagnachmittag unmittelbar nach der Fahrzeug-Präsentation vor der Jury einen tosenden Platzregen über sich und ihre rollenden Schätze ergehen lassen mussten. Ganz ohne hektische Rettungsaktionen durch Plastikplanen wurden die wertvollen Autos bis auf die Kastenrahmen nass und man nahm es ganz im Sinne der relaxten Classic Days mit einem Lächeln hin.