Gooding & Co. Auktion - Amelia Island

Einzigartige Porsche-Sammlung unterm Hammer

Die Sammler von Porsche-Rennfahrzeugen fiebern dem 9. März 2012 entgegen. Dann werden 18 Autos aus der Drendel Sammlung versteigert. Die Estiamtes betragen in Summe mehr als 17 Millionen US-Dollar (mehr als 12,76 Millionen Euro).

Gooding & Co., Amelia Island, Auktion, 0312, Foto: All images copyright and courtesy of Gooding & Company. Photos by Pawel Litwinski. 36 Bilder

Der Anlass  ist traurig. Am 24. November des vergangenen Jahres starb Matthew Clayton Drendel im Alter von 35 Jahren in seiner Heimat Hickory im US-Bundesstaat North Carolina. Der allseits geschätzte Porsche-Sammler betrieb in Hickory das "Heritage Motorwerks", eine Spezialwerkstatt für klassische Sportwagen aus Zuffenhausen.

Exquisite Porsche-Sammlung - stärkster Rennwagen der Welt, erster 962

Doch in Sammlerkreisen war Drendel vor allem wegen seiner exquisiten Sammlung von Porsche-Rennwagen  vornehmlich mit Turbomotoren weltweit bekannt. Er trug eine Kollektion zusammen, deren Renommee wohl nur durch das Werksmuseum in Stuttgart übertroffen wird. Drendels Autos sind in vielen Büchern zur Modell- und Renngeschichte der Marke abgebildet: Sie kommen bei der Auktion von Gooding & Co. unter den Hammer, die am 9. März 2012 auf Amelia Island in Florida stattfindet.

Das "Sahnestück" der an bemerkenswerten Exponaten reichen Kollektion ist der Porsche 917/30, der in der 1973er Saison die CanAm-Saison mit Fahrer Mark Donohue beherrschte. Das von Roger Penske eingesetzte Modell ist mit dem 1.200 PS starken Zwölfzylinder-Turbo das stärkste Rundstrecken-Rennfahrzeug der Welt. Das Fahrzeug mit der Chassisnummer 4 ist in den Penske-Teamfarben von 1973 lackiert, wurde neu an den australischen Porsche-Importeur Alan Hamilton verkauft und hat heute  einen Schätzwertert von bis zu 4 Millionen US-Dollar (fast drei Millionen Euro).

Außerdem steht der erste Porsche 962 in der Startaufstellung der Auktion, der ein Rennen gewinnen konnte: der Holbert Racing  Löwenbräu Special mit der Chassisnummer 103 aus dem Jahr 1984. Insgesamt gewann dieser 962 die Gesamtwertung von 15 Rennen, allein zwei Mal das 24-Stunden-Rennen von Daytona - in den Jahren 1986 und 1987. Kein anderes 962-Chassis war erfolgreicher: Schätzwert 2,25 Millionen US-Dollar. Ein zweiter 962 aus dem Rennstall von Al Holbert (Chassis HR 1) wird ebenfalls versteigert. Das Estimate für diesen IMSA-Prototypen von 1985  liegt bei bis zu 1,2 Millionen US-Dollar.

Extrem seltene Porsche-Modelle

Mit dem gleichen Estimate geht ein bedeutender 911 ins Rennen um die Bietergunst: der 911 RSR Turbo, wie er vom Werksteam 1974 getestet und in der Sportwagen-Weltmeisterschaft eingesetzt wurde. Das Chassis R9 (911 460 9016) ist der zweite von insgesamt vier aufgebauten Prototypen.  Zu dem Auto gibt es die originalen Werkspapiere sowie eine Dokumentation der Einsätze.  Dieser RSR-Turbo wurde bis auf eine Ausnahme von Gijs van Lennep und Herbert Müller gefahren. Beim 1000 Kilometer-Rennen von Zeltweg erreichte das holländisch-schweizerische Fahrerduo mit dem Werkswagen den sechsten Gesamtplatz.

Zwei Jahre später schickte Porsche den 935 in die Schlacht um die Marken-Weltmeisterschaft. In Matthew Drendels Sammlung befindet sich der erste überhaupt gebaute Gruppe 5-Wagen der 911-Familie. Es ist der einzige der für das Werksteam aufgebauten 935 von 1976, der sich in Privatbesetz befindet. Rolf Stommelen und Manfred Schurti gewann mit diesem Auto das Sechs-Stunden-Rennen von Watkins Glen (USA). Zuvor erledigte der Werks-935 zahlreiche Testeinsätze.

Das historisch besonders wertvolle Auto wird im Auktionskatalog als "weitgehend unrestauriert und gut erhalten" beschrieben. Gooding allerdings gibt als Chassisnummer 930 570 0001 (R14) an, anders als Jürgen Barth, der in seinem gerade zur 934/935-Baureihe erschienenen Buch dieses Auto mit der Chassisnummer 930 670 0002 bzw.  935-001 (R15) beschreibt: Barth stützt sich dabei auf eine handgeschriebene Liste von Norbert Singer von 1977, die im Buch abgedruckt ist.  Die Geschichte ist allerdings deckungsgleich zu den Angaben im Auktionskatalog. Der Schätzwert für den Porsche 935/76 wird mit bis zu zwei Millionen US-Dollar beziffert.

Auf eine Million US-Dollar wird ein originaler Porsche 934, also die Gruppe-4-Version des 911 Turbo, aus Matthew Drendels Sammlung geschätzt. Der Wagen mit der Chassisnummer 930 670 0155 ist der zweite vom Werk gebaute 934 und wurde an den Solinger Unternehmer, Autobauer (Evex) und Rennfahrer Egon Evertz ausgeliefert, der in dem GT gemeinsam mit dem finnischen Interserie-Meister und Porsche-Werksfahrer Leo Kinnunen bei den Läufen zur Markenweltmeisterschaft startete. Bestes Ergebnis war der zweite Platz beim Sechs-Stunden-Rennen von Watkins Glen mit Toine Hezemans als drittem Fahrer. Der Porsche 934, der später dem Schweden Kenneth Leim und dann dem Engländer Richard Cleare gehörte, hat eine bis 1982 reichende lange Rennhistorie.

Formel 1-Rennwagen von Alain Prost

Historisch besonders wertvoll ist auch ein von Weltmeister Alain Prost gefahrener  Formel-1-Wagen von  McLaren aus der Saison 1987. Der MP4/3 war der letzte Monoposto der TAG-Porsche-Ära - das Chassis 1 aus der Sammlung ist das einzige Exemplar dieses Modells in Privatbesitz. Der McLaren ist mit einem originalen Ausstellungsmotor des TAG-Porsche-V6 bestückt. Schätzwert des Autos: 600.000 US-Dollar.

Als zweiter Monoposto kommt ein Parnelli-Interscope-Porsche Indycar aus dem Jahr 1980 unter den Hammer, der mit einem 650 PS starken und 2,65 Liter großen Turbomotor ausgerüstet ist. Mit dem aufgeladenen Motor aus dem 935/77 sollte Danny Ongais beim legendären 500-Meilen-Rennen von Indianapolis starten. Doch zwei Monate vor dem Rennen wurde das Projekt gestoppt. Als Estimate für diesen Prototyp sind 550.000 US-Dollar angegeben.
Ein Rennwagen mit Le Mans-Geschichte steht ebenfalls zum Verkauf: es der GT1 Evolution auf Basis der Baureihe 993, mit dem die Werksfahrer Thierry Boutsen, Hans-Joachim Stuck und Bob Wollek beim 24-Stunden-Rennen in der Sarthe starteten.  Daneben werden angeboten: ein 924 Carrera GT Le Mans von 1980 (gefahren von Derek Bell und Al Holbert) und ein Porsche 944 GTP von 1981.

Ältestes Auto aus der Drendel Collection ist ein Porsche 906, der 1967 beim 12-Stunden-Rennen von Sebring vom Werksteam mit Joe Buzzetta und Peter Gregg eingesetzt wurde. Danach kam der Sportwagen in der seltenen Langnasen-Version und Einspritzmotor in den Besitz von Otto Zipper, für den Scooter Patrick  1967 die USRRC-Meisterschaft gewann. Der Schätzwert erreicht wie bei sieben Autos  mit 1,2 Millionen US-Dollar  einen siebenstelligen Wert.

Ebenfalls für Freunde hochwertiger Porsche-Sportwagen interessant: ein Porsche 550 /1500 RS Spyder von 1955. Der offene Zweisitzer mit der Chassisnummer 550-0062 wird als einer der am besten erhaltenen Autos der Baureihe beschrieben, der original über Maxi Hoffmans Importfirma  in die USA ausgeliefert und mit einer umfangreichen Dokumentation versehen ist. Das Estimate für das Auto, das nicht aus der Drendel-Sammlung stammt, wird mit 2,6 Millionen US-Dollar angegeben.

Die Auktion startet am Freitag, den 9. März um 11 Uhr.   

Auktionsdaten: Gooding & Co. The Amelia Island Auction 2012

Ort
Racquet Park, Omni Amelia Island Plantation, 6800 First Coast Highway, Amelia Island, FL 32034

Besichtigungstermine (Ortszeit)
Donnerstag, 08. März 2012, 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Freitag, 09. März 2012, 09:00 Uhr bis 11:00 Uhr

Beginn der Auktion (Ortszeit)
Freitag, 09. März 2012, 11:00 Uhr

Kontakt
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