Goodwood Revival Meeting 2013

Vorkriegs-Alfa mit Nuvolari-Geschichte

Bonhams versteigert am 14. September 2013 im Rahmen des Goodwood Revival Meetings den Alfa Romeo 8C-35, mit dem Tazio Nuvolari 1936 bei der Coppa Ciano gefahren sein soll. Der Wagen hat allerdings einen gravierenden Makel.

1935-36er Alfa Romeo 8C-35 Grand Prix Monoposto Foto: Bonhams 44 Bilder

Der Alfa Romeo 8C-35 ist das Highlight der Bonhams-Auktion. Der Wagen mit Chassisnummer 50013 und matching numbers wird im Rahmen des Goodwood Revival Meetings (13. bis 15. September 2013) von Bonhams versteigert.

Der Alfa hat eine gut dokumentierte Geschichte - tragische Todesfälle und zahlreiche Rennerfolge inklusive. Nur für die Angabe, dass Tazio Nuvolari mit diesem Wagen gefahren sein soll, gibt es trotz Bemühungen seitens des Auktionshauses Bonhams keinen stichhaltigen Beweis - allerdings zwei zeitgenössische Artikel in Fachzeitschriften, die die Vermutung nahe legen. Zudem hat "50013" für Originalitätsliebhaber einen gravierenden Makel. Das Estimate für den Vorkriegsrennwagen liegt bei 6,4 bis 7,5 Millionen Euro.

Hans Ruesch gewinnt mit 50013 den Donington-GP

Der Vorkriegs-Monoposto wurde 1935 von Alfa Romeo entwickelt, um gegen die Kompressor-Mercedes und die V16-befeuerten Auto Union weiterhin bestehen zu können. Dank Kompressoraufladung leistete der Achtzylinder-Reihenmotor mit auf 3,8-Liter erweitertem Hubraum ungefähr 330 PS.

Chassisnummer 50013 soll zunächst von der Scuderia Ferrari eingesetzt worden sein. In zeitgenössischen Zeitschriften wird berichtet, dass es sich bei 50013 um den Rennwagen handeln soll, mit dem Carlo Pintacuda und Tazio Nuvolari 1936 den Coppa Ciano gewannen.

Belegt ist der verkauf an den Schweizer Rennfahrer Hans Ruesch im Jahr 1936. Der Schweizer Privatfahrer Ruesch setzte den Alfa noch im gleichen Jahr beim Bergrennen von Shelsley Walsh ein, bei dem er Zweiter wurde. Seinen ersten Sieg konnte Ruesch mit dem Alfa Romeo 8C-35 am 27. September 1936 beim Course de Côte de Lapice in der Nähe von Monthléry feiern. Nur sechs Tage später gewann Ruesch mit seinem Co-Piloten Dick Seaman den Donington Grand Prix in Donington Park. Ruesch setzte den Alfa Romeo 8C-35 in Südafrika, Belgien, Finnland, Rumänien sowie in Brooklands und Crystal Palace ein, bevor er ihn 1939 an Robert Arbuthnot verkaufte.

Mehr als 40 Jahre in einer Hand

Während des Zweiten Weltkriegs verkaufte Arbuthnot 50013 an den Sammler Reg Parnell, der dafür bekannt war, alle verfügbaren Rennwagen aufzukaufen. Zwar kaufte Arbuthnot den Wagen nach Kriegsende zurück, doch er verunglückte bei einem Verkehrsunfall tödlich. Der Alfa gelangte in den Besitz von Dennis Poore, dem damaligen Geschäftsführer von Manganese-Bronze Ltd. - dem Hersteller von Villiers-Motoren sowie BSA und Matchless-Motorrädern. Poore fuhr einige Rennen mit dem Alfa Romeo 8C-35 und gewann 1947 das erste britische Nachkriegsrennen auf dem Gransden Lodge Aerodrome. Im September 148 nahm er mit 50013 am Goodwood Motor Race teil und gewann im gleichen Jahr die RAC British Hill-Climb Championship.

Bis 1955 wurde Chassisnummer 50013 von Dennis Poore bei zahlreichen Rennveranstaltungen eingesetzt. Danach verfiel der Alfa Romeo 8C-35 in einen Dornröschenschlaf, der mehr als 2 Jahrzehnte andauern sollte. Nach dem Tod von Dennis Poore wurde der Wagen 1987 von Bonhams bei einer Auktion in Monaco versteigert. Der damalige erfolgreiche Höchstgebot von 2,85 Millionen US-Dollar war der bis dahin höchste Preis für einen Rennwagen - und einen Alfa Romeo zumal.

Der Makel von 50013

Der Brite Anthony Mayman war der Höchstbieter, der tragischerweise kurz nach dem Kauf verstarb. Nächster Besitzer war Peter Giddings aus San Francisco weitergab. Giddings versetzte den Alfa Romeo wieder in einen rennfertigen Zustand. Allerdings - und das ist der größte Makel an 50013 - ließ Peter Giddings den Alfa Romeo kurioserweise zu einem Zweisitzer umbauen. Außerdem bekam 50013 noch ein Abteil für ein Reserverad, eine Batterie sowie Ersatzteile, um den Straßeneinsatz zu erleichtern.

Giddings setzte den Monoposto bei zahlreichen Veranstaltungen ein. Im Jahr 2000 gewann der Alfa den "Best of Show"-Titel beim Louis Vuitton Concours d'Elegance. Auch nach dem Verkauf an den derzeitigen Besitzer wurde 50013 im Historischen Motorsport eingesetzt. Unter anderem war er bei der Ferrari Challenge, beim "See Red"-Rennen in Donington und dem Goodwood Festival of Speed 2006 zu sehen. In den USA trat er bei Veranstaltungen in Lime Rock, Road America, Mont Tremblant, Laguna Seca und Sonoma auf.

Der technische Zustand des Alfa wird von Baonhams mit sehr gut beschrieben. In den 1990er-Jahren wurde die Karosserie umfassend neu aufgebaut - und der Monoposto zum Zweisitzer umgebaut. Die Technik des Wagens wurde vor kurzem komplett restauriert.

Insgesamt versteigert Bonhams im Rahmen des Goodwood Revival Meetings mehr als 70 Fahrzeuge. Unter anderem den Lamborghini Miura SV aus dem Erstbesitz des Musikers Rod Stewart. Außerdem gibt es zahlreiche Rennwagen zu ersteigern. Alle Rennwagen der Auktion zeigen wir in unserer Fotoshow.