Morris Mini Super de Luxe von 1967

Wie neu - nach einem halben Jahrhundert

In England steht gerade ein klassischer Mini zum Verkauf. Das Besondere: Der Kleinwagen präsentiert sich fast im Neuwagenzustand – mit nur 272 Meilen auf dem Tacho.

09/2019, Morris Mini von 1968 im Neuwagenzustand Foto: Woodham Mortimer 11 Bilder

Dass in England ein klassischer Mini zum Verkauf steht, ist wahrlich nichts Besonderes. Allein der Oldtimer-Händler Woodham Mortimer aus Maldon nahe der englischen Nordseeküste verkauft derzeit drei Exemplare. Eines davon ist dann aber doch ziemlich besonders, schließlich handelt es sich dabei um eine Art Neuwagen. Der Morris Mini Minor, mit Baujahr 1967 eines der letzten Mk1-Modelle, hat gerade einmal 271,8 Meilen auf dem Tacho. Die Erstbesitzerin Mrs. B. Jones ist also gerade mal 437 Kilometer damit gefahren.

Die Erstbesitzerin scheiterte in der Fahrprüfung

Was ebenso schade wie unverständlich ist. Schließlich gönnte sich Frau Jones den Kleinwagen, der von ihr im Mai 1968 zugelassen wurde, in der komfortablen Ausstattung „Super de Luxe“. Mrs. Jones wollte damit das Fahren lernen, war den Verkäufern zufolge in diesem Vorhaben aber erfolglos und bestand die Prüfung nicht. Zeugnis dieser Zeit sind die originalen L-Schilder (für „Learner“, also Anfänger), die ebenso zum Lieferumfang gehören wie die erste Zulassung und das Serviceheft. Über den Motor ist nicht mehr bekannt, als dass er gut laufen soll. Die 35 PS und maximal 60 Newtonmeter des 848-Kubikzentimeter-Vierzylinders sollten also komplett abrufbar sein.

09/2019, Morris Mini von 1968 im Neuwagenzustand Foto: Woodham Mortimer
Auch innen wie neu: Kein Wunder, wenn die Vordersitze noch ihre originalen Schutzhüllen tragen.

Die Dame hätte die Prüfung freilich wiederholen oder das Auto auch verkaufen können. Aber sie ließ den Mini lieber in einer Garage stehen und in Würde altern, bevor ihn ihre Familie vor einigen Jahren versteigerte. Und einen Käufer fand, der offensichtlich ein ähnlich geringes Interesse am Fahren zeigte wie zuvor schon Mrs. B. Jones.

Innenausstattung in leuchtendem Rot

Wer einen klassischen Mini sucht, dürfte kaum ein besser und originaler erhaltenes Exemplar finden als dieses in „Old English White“ lackierte. An mancher Fuge sind zwar ganz leichte Rostspuren zu entdecken, und auch die Türschlösser wurden im Laufe der Zeit stärker abgeschubbert, als es bei anderen Autos mit ähnlicher Laufleistung der Fall wäre. Aber die sind auch nicht mehr als ein halbes Jahrhundert alt. Und gerade die rote Innenausstattung hat die Jahrzehnte fast spurlos überstanden. Was auch daran liegt, dass die vorderen Sitze noch immer von ihren Schutzfolien überdeckt werden. Am seinerzeit optionalen Fahrergurt hängt sogar noch das originale Pappschild.

Vielleicht hätte sich Mrs. B. Jones das Leben seinerzeit leichter machen können, wenn sie das optionale Automatikgetriebe bestellt hätte. Oder sich einen Mini Mk2 gekauft hätte, der von 1968 an mit vollsynchroniertem Schaltgetriebe bestückt wurde. Schließlich fällt das Fahren ein wenig leichter, wenn man beim Gangwechsel nicht auch noch Zwischengas geben muss. Aber dann wäre die Geschichte des heutigen Oldtimers im Neuwagenzustand wohl völlig anders verlaufen. Und Woodham Mortimer würde nicht „mehrere Zehntausend Pfund“ mit dem Auto erlösen.