BMW 320d Efficient Dynamics Edition im Test

So dynamisch kann sparsam sein

Der neue BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) setzt im Test ganz ohne Hybrid einen Verbrauchs-Meilenstein in der Mittelklasse – und schnell ist er auch noch.

BMW 320d Efficient Dynamics Edition, Frontansicht Foto: Hans-Dieter Seufert 17 Bilder

Der BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) ist so etwas wie ein Öko-Stammtisch-Paradoxon. Streng nach der – nicht nur von Greenpeace gepflegten – Lehre vom viel zu schweren und leistungsstarken Auto unserer Tage, sollte er einen niedrigen Verbrauch unmöglich erreichen können. EDE wiegt mit 1,5 Tonnen fast doppelt so viel wie ein Smart Fortwo CDI und überbietet dessen Leistung mit 163 PS um das Dreifache. Damit beschleunigt der fesche Bayer unverschämt flott auf Tempo 100 – unter acht Sekunden – und leistet sich ein ökologisch inkorrektes Spitzentempo von 230 km/h. Genug, um in den achtziger Jahren so manchem Porsche am breiten Po zu kleben. Wenn sich so ein Renner dann noch Edition von effizienter Dynamik nennt, klappern Hardcore-Ökos angriffslustig mit den Birkenstock-Sandalen.

Zierliche Endrohre, possierliche 16-Zoll-Räder

Das Einzige, was bei dem sportlichen Mittelklässler BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) ans Sparen erinnert, sind seine unschuldig weiße Außenlackierung, die zierlichen Endrohre, die heutzutage eher possierlichen 16-Zoll-Räder und – der Verbrauch. Dieser designierte Racer schert sich eine grüne Plakette um Vorurteile und geizt sich auf der zurückhaltend gefahrenen, 280 km langen auto motor und sport-Verbrauchsrunde auf sensationelle 3,8 L/100 km herunter: der sparsamste Mittelklassewagen mit reinem Verbrennungsmotor, den wir je im Test hatten. Er verfehlt sogar den Wert eines Smart Fortwo CDI nur um einen Zehntelliter.

BMW 320d Efficient Dynamics Edition mit cW-Wert von 0,26

Paradox? Eher Physik. Der Hauptgrund, weshalb größere Autos im realen Verkehr mehr verbrauchen als kleinere, ist nicht das in seiner Wirkung oft überschätzte Mehrgewicht, sondern ihr höherer Luftwiderstand. Dabei betrifft das nicht nur den cW-Wert, sondern ebenso die Stirnfläche. Diese fällt zum Beispiel bei SUV sehr hoch aus. Doch auch der hohe Smart rennt mit breiter Front gegen die Luft an; seine 2,06 Quadratmeter Stirnfläche sind kaum weniger als die 2,2 m² des flacheren BMW 3er. Der erzeugt wiederum mit seiner aerodynamisch günstigeren und tiefergelegten Limousinenform einen hervorragenden cW-Wert von 0,26 gegenüber den 0,35 des Smart. Multipliziert man beide Werte (cW x A), so ergibt sich der entscheidende Gesamt-Luftwiderstand, und der liegt beim Fortwo satte 20 Prozent höher als bei einem BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE).

Wer sein Auto dagegen besonders häufig aus niedrigen Geschwindigkeiten beschleunigt, lässt das Gewicht überproportional stark eingehen. Ein Smart verbraucht im Stadtverkehr daher weniger als der mit Start-Stopp bestückte BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE), was nicht überrascht.

Bei über sechs Liter feiert der Gasfuß schon Karneval

Trotzdem sind seine 5,8 Liter pro 100 km Stadtbetrieb top. Das hat drei Gründe: Zum einen ist der Zweiliter-Turbodiesel von sich aus schon eines der sparsamsten Aggregate. Im BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) ermöglichen ihm zudem eine längere Übersetzung, eine etwas leistungsschwächere, aber sparsamere Abstimmung und ein Fliehkraftpendel im schwingungstilgenden Zwei-Massen-Schwungrad besonders niedrige Drehzahlen. Dieses Pendel senkt die Ruckelneigung um 1.000 Touren – ein Bereich, in dem der Turbodiesel extrem effizient läuft. So zieht der 3er schon unterhalb von 50 km/h im sechsten Gang lässig los, und nach nur wenigen Kilometern wandelt sich der passionierte Längsdynamik-Pilot zum Spar-Sportler.

Im Eco-Pro-Modus der Fahrmodi, die Momentanverbrauchs- und verbesserte Schaltanzeige im Blick, kämpft man vergnügt um jeden Milliliter Minderverbrauch. Auch hohe Tempi erfordern nur niedrige Touren: ein Vorteil drehmomentstarker Motoren. Dabei – und das ist der besondere Clou an BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) – bestraft er kaum für zügige Fahrt. Verbräuche unter fünf Liter sind locker drin, bei über sechs feiert der Gasfuß schon mächtig Karneval.

EDE ist dynamisch und zugleich extrem sparsam

Über den fahrdynamischen Vergleich zum Smart breiten wir den Mantel sportlich fairen Schweigens, zumal die Leichtlaufreifen des BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) weder bei den Brems- noch bei den Fahrdynamik-Prüfungen schwächeln, er selbst in BMW-Dimensionen agil rennt und dank hohen Reifenflanken selbst grobe Stöße gut wegfedert.

BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) ist das, was die Hybride der Bayerischen Motoren Werke gerne wären: dynamisch und extrem sparsam zugleich. So fehlen zum vollendeten Auto-Glück nur drei Dinge: eine in den ersten Gängen weniger knorpelige Schaltung, ein kultivierteres Start-Stopp-System und ein vollwertiger Stickoxid-Katalysator. Aber ein wenig Diskussionsstoff für den Öko-Stammtisch muss ja noch bleiben.

Vor- und Nachteile

  • Sehr sparsamer Turbodieselmotor sowohl bei verhaltener wie bei zügiger Fahrt
  • sehr gute Fahrleistungen
  • gutes Durchzugsvermögen
  • niedrige Fahrgeräusche
  • agiles Handling
  • angenehmer Komfort
  • standfeste Bremsen
  • bequeme Sitze
  • vernünftige Verbrauchsanzeigen
  • einfache Bedienung
  • sehr niedrige CO2-Emissionen
  • besonders in den ersten Gängen knorpelige Schaltung
  • ruppige Kupplung
  • etwas nageliger Turbodiesel
  • rumpeliges Start-Stopp-System
  • kein serienmäßiger Stickoxid-Katalysator

Fazit

Der BMW 320d Efficient Dynamics Edition (EDE) ist dynamisch und verbraucht sensationell wenig. Es fehlt nur ein wenig mehr Kultiviertheit.