Aus für das Verbrenner-Aus auf EU-Ebene

Gibt es wirklich eine Kehrtwende in Brüssel?

Derzeit kochen Gerüchte hoch, das beschlossene Verbrenner-Aus könnte auf EU-Ebene gekippt werden. Gibt es tatsächlich eine drastische Planänderung bis 2035 – oder handelt es sich nur um polemisches Parteien-Geplänkel vor der Europa-Wahl im Juni?

Foto: Hersteller / Schönfeld 50 Bilder

Kaum ein automobiles Thema wurde in den vergangenen Jahren so emotional diskutiert, wie das zum Ende des Verbrennungsmotors. Dabei führt das Hochkochen von Gefühlen bei vielen Autofahrern am Ende nur zur Verunsicherung. Wir empfehlen: Schauen Sie auf die Fakten! Es gibt nämlich weder ein Verbot der altehrwürdigen Verbrenner-Technik, noch eine Pflicht, auf ein Elektroauto umzusteigen. Das mittelfristige Ziel der EU ist vielmehr, eine klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen – mit welchen Mitteln auch immer.

Darauf hatten sich EU-Parlament und EU-Kommission im Jahr 2023 verständigt. Ein erster großer Schritt in diese Richtung war die Vorgabe an Automobilhersteller, ab 2035 nur noch Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen. Bis dahin gibt es schrittweise Senkungen für die sogenannten Flotten-Grenzwerte. Wie wirkungsvoll und realistisch die geplante CO₂-Senkung funktioniert, wollen die EU-Gremien 2026 erneut unter die Lupe nehmen. Gegebenenfalls werden Gesetze dann noch einmal angepasst. Im Herbst 2024 soll zudem konkretisiert werden, ob und wie E-Fuels ihren Beitrag zur CO₂-Neutralität leisten können. Darauf, dass die Pläne gekippt werden sollen, gibt es – abgesehen von polemischen Wahlkampf-Scharmützeln – keinerlei Hinweise.

Das sagt der VDA zu den Gerüchten um das geplatzte Verbrenner-Aus

Auf unsere Nachfrage äußert sich ein Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) auf die jüngsten Gerüchte, die von der österreichischen Kronenzeitung und der Bild geschürt wurden: "Die kursierenden Berichte bringen einige Thematiken und Zuständigkeiten durcheinander und leiten daraus falsche Schlussfolgerungen ab." Konkret bezögen sich die Artikel auf eine gemeinsame Abstimmung von Umwelt- und Verkehrsausschuss (ENVI/TRAN) zum Thema 'CountEmissionsEU'.

Dabei ginge es um eine rechtlich nicht bindende Methodik, wie CO₂-Emissionen von Transportdienstleistungen harmonisiert betrachten werden könnten. Der VDA betont: "Es geht nicht um die CO₂-Flottenregulierung und nicht um die CO₂-Grenzwerte von neu zugelassenen Fahrzeugen. Es geht um eine freiwillige Methodik. Letztlich könnte die Berechnungsmethode dafür sorgen, dass mehr Transparenz für den Endverbraucher geschaffen wird – und es kann prinzipiell alle Verkehrsträger betreffen. Neben dem Güterverkehr sind hauptsächlich Mobilitätsdienstleister, Busse und Bahnen betroffen. Und: Es geht hier nur um die Position eines Ausschusses. Die Trilogverhandlungen mit dem Rat sind noch ausstehend."

Deutsche Autohersteller bekennen sich zur Elektrifizierung

Das Vorurteil sollte entkräftet werden, die deutsche Autolobby würde heimlich für den Verbrennungsmotor kämpfen. Längst leisten die Unternehmen gigantische Investitionen und Innovationen im Bereich der Elektrifizierung der Antriebe, um klimaneutrale Mobilität in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt zu ermöglichen.

"Die deutsche Automobilindustrie steht entschlossen hinter den Pariser Klimazielen", sagt ein Verbandssprecher. "Wir wollen Klimaneutralität so schnell wie möglich realisieren und treiben den Wandel entschlossen mit Innovationen und Investitionen voran: Von 2024 bis 2028 werden die Hersteller und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie weltweit rund 280 Milliarden in Forschung und Entwicklung investieren, weitere 130 Milliarden in den Neu- und Umbau von Werken."

Trotz eines leichten Tiefs bei den aktuellen Verkaufszahlen rechnen die deutschen Autohersteller auch 2024 mit einem steigenden Absatz bei Elektroautos. Die Prognose für die inländische E-Autoproduktion für 2024 liegt bei 1,2 Millionen batterieelektrischen Fahrzeugen und 311.000 Plug-in-Hybriden. Dazu sollen etwa 2,6 Millionen Neuwagen mit konventionellem Antrieb produziert werden.

Die Top 50 der Neuzulassungen im Februar 2024 haben wir in der Fotoshow zusammengefasst.

Fortschritte müssen gemessen werden

Der Weg hin zum sogenannten "Green Deal" sei dabei längst nicht vorgeschrieben, fasst der Verband der Automobilhersteller zusammen. Für Autohersteller und die EU werde eine objektive Beobachtung der Entwicklung ebenso wichtig wie die Möglichkeit, nachzusteuern. Und auch die Politik müsse in den kommenden Jahren die Versorgung mit essenziellen Rohstoffen sichern. Neue Handelsabkommen und Rohstoffpartnerschaften sowie eine nachhaltige Energieversorgung wären dafür notwendig.

"Die Wirtschaft in Deutschland benötigt ebenso wie die Verbraucherinnen und Verbraucher Klarheit, Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen, um die ambitionierten und richtigen Klimaschutzziele zu erreichen." Mit Blick auf die unzureichenden Rahmenbedingungen und das fehlende politische Tempo bei der Schaffung der notwendigen Voraussetzungen solle final erst nach 2030 über die endgültigen Bedingungen entschieden werden.