Interview Stefan Floeck

„30 Prozent E-Anteil, 12 Prozent PHEV beim X1“

Baureihenleiter Stefan Floeck spricht über den Antriebsmix beim kompakten BMW-SUV und die Zukunft der antriebsflexiblen Frontantriebs-Plattform.

Best Cars BMW Foto: Daniel Kraus 10 Bilder
Mit dem X1 haben die auto motor und sport Leser einen kompakten SUV von BMW zum Sieger gekürt, der auf einer Frontantriebsarchitektur aufbaut, viele Modelle haben daher "nur" angetriebene Vorderräder. Das ist nicht typisch BMW und von einem SUV erwarten viele eher Allradantrieb. Was sagen ihre Kunden dazu? Wie hoch ist der Allradanteil beim X1?

Die dritte Generation des BMW X1 verkauft sich weltweit äußerst erfolgreich und darauf sind wir wirklich sehr stolz. Umso mehr freut es uns, dass die Leser der auto motor sport dies genauso sehen und wir den Best Cars Award entgegennehmen dürfen.

Gerade die fortschrittliche Fahrzeugarchitektur ermöglicht uns eine flexible Produktion von Modellen mit vollelektrischem Antrieb – der BMW iX1, Plug-in-Hybrid Systemen und hoch-effizienten Verbrennungsmotoren. Übrigens werden alle Antriebsarten auf einer Montagelinie in unserem BMW Werk Regensburg gefertigt.

Für jedes Kundenbedürfnis haben wir das passende BWM X1 Angebot, so z.B. auch 7 Modelle mit unserem bewährten und intelligenten Allradsystem – BMW xDrive, welches sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreut.

Mit dem 2er Active Tourer haben Sie einen technisch verwandten, aber kürzeren Van im Programm. Was spricht sonst noch für den X1?

Aus meiner Sicht klar das BMW X typische Erscheinungsbild in Kombination mit seiner vielseitigen Funktionalität in Bezug auf den variablen Innenraum und dem daraus resultierenden Platzangebot.

Und mit dem neuen BMW iX1 verbinden sich spontane Fahrfreude mit lokal emissionsfreier Mobilität.

Die Frontantriebsarchitektur ist so flexibel, dass Sie den X1 auch als rein elektrischen iX1 anbieten können. Wie ist dessen Anteil am Gesamtabsatz der Baureihe?

Über 30 Prozent des gesamten BMW X1 Absatzes – ohne der spezifischen Modellvariante mit verlängertem Radstand für den chinesischen Markt – macht die vollelektrische Variante iX1 aus.

Mit der neuen Klasse bringt BMW ab 2025 sechs Modelle auf einer Electric-Only-Architektur. Sehen Sie für den Nachfolger des X1 ein Ende der E-Varianten auf den Mixed-Architekturen?

Die Neue Klasse ist mehr als ein nur ein neues Auto der Marke BMW. Es ist eine völlig neue Generation von Produkten. Sechs Modelle bringen wir innerhalb von 24 Monaten auf die Straße – vom SAV bis zur Limousine. Was alle Modelle vereint, ist das rein elektrische Herz, das sie antreibt.

Über zukünftige Antriebskonzepte und Architekturen möchten wir uns an der Stelle für den X1 Nachfolger noch bedeckt halten. Aber Sie können sicher sein: BMW-typische Fahrfreude gibt es weiterhin.

Die Antriebswende ist aktuell vor allem in Deutschland ins Stocken geraten, auch die Ergebnisse von Best Cars zeigen eine leicht rückläufige Begeisterung für E-Autos. Ein nachlassender E-Auto-Absatz ist für den Flottenverbrauch nachteilig. Helfen könnten auch PHEVs. Vom X1 gibt es zwei PHEV-Varianten. Wie ist deren Anteil am X1-Absatz?

Wir sind im vergangenen Jahr mit unseren vollelektrischen Fahrzeugen über alle weltweiten Vertriebsregionen hinweg gewachsen. Wir haben nicht nur in den USA (+138,8 %) und China (+151,3 %) starke BEV-Wachstumsraten verzeichnet, sondern punkten mit unseren vollelektrischen Fahrzeugen auch in vielen Märkten, die vielleicht noch etwas weniger im Fokus stehen.

Die BMW Group verfügt mit mehr als 15 vollelektrischen Modellen über ein hochattraktives Produktportfolio und ist der erfolgreichste, etablierte Premium-Hersteller auf dem BEV-Markt.

Die Umsetzung der Elektrifizierungsstrategie ist ein wesentlicher Treiber für die anhaltende Reduktion der Flottenemissionen bei der BMW Group. In 2023 lag der Anteil an vollelektrischen Modellen der BMW Group bei 15 % des Gesamtabsatzes.

In der Europäischen Union lagen die Flottenemissionen der BMW Group nach vorläufigen internen Berechnungen 2023 bei 102,1 Gramm pro Kilometer nach WLTP. Dies stellt eine Reduktion um 2,8 Prozent gegenüber 2022 dar. Zudem unterschreitet das Unternehmen damit 2023 erneut den für die BMW Group gültigen Flottenziel-Grenzwert in der Europäischen Union von 128,5 Gramm pro Kilometer um 26,4 Gramm.

Zurück zum BMW X1. Der iX1 ist der Einstieg in das BMW BEV Portfolio und wir sind äußerst zufrieden mit der Nachfrage. Mit dem kürzlich eingeführten BMW iX2 erweitern wir das Portfolio in der Kompaktklasse und bieten dem Kunden noch mehr Auswahl.

Den Anteil an PHEVS beim X1 schätzen wir über den Lebenszyklus auf ca. 12 %.

Glauben Sie, dass der künftig steigen könnte?

Aufgrund unseres offenen Technologieansatzes und der Befähigung unseres BMW Group Werkes Regensburg, alle Antriebsarten auf einer Montagelinie zu fertigen, liegt diese Entscheidung bei unseren Kunden. Unser klarer Wettbewerbsvorteil ist, dass wir kurzfristig flexibel auf Nachfrageänderungen reagieren können.

Vita

Dr.-Ing. Stefan Floeck ist seit 2021 Leiter Produktlinie MINI und BMW Kompaktklasse. Er hat an der RWTH Aachen als Diplom-Ingenieur Maschinenbau abgeschlossen und ab 1995 an einem Doktorandenprogramm von BMW und dem Fraunhofer Institut der Universität Dortmund teilgenommen. Thema: Produktionsplanung Rohbau und Projektleiter Produktsteuerung für die 7er-Reihe.

Anschließend war er von 2001 bis 2003 Abteilungsleiter Produktion, Logistik und Instandhaltungsplanung für die Rohkarosserie im BMW-Werk Spartanburg in den USA und danach bis 2005 Projektleiter Karosserieentwicklung 5er-, 6er-, 7er-Serie. Über zahlreiche Stationen in der Entwicklung wurde er vor seiner aktuellen Position Leiter des Bereichs für Karosserie-, Außen- und Innenentwicklung.