BMW Neue Klasse X als Vision-Studie

Das wird der nächste Elektro-SUV von BMW

BMWs Vision Neue Klasse X gibt einen konkreten Ausblick auf den Nachfolger des BMW iX3, der im 2. Halbjahr 2025 auf den deutschen Markt stromert. Wir durften schon mal auf Tuchfühlung gehen.

BMW Vision Neue Klasse X Foto: BMW 18 Bilder

Hier soll BMWs elektrische SUV-Zukunft in Form des Vision Neue Klasse X stehen? Von außen wirkt das Naturstein-Gebäude, wie eine der zahlreichen verlassen Burgen, die die schroffe Atlantikküste westlich von Lissabon säumen. Ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. Doch dann öffnet sich die schwere Holztür. Eine Busladung Journalisten strömt hindurch und gibt die Handys samt Kameras ab. Minuten später nimmt die versammelte Presse im Nachbarraum Platz. Der Ausblick auf die zerklüftete Atlantikküste an denen sich meterhohe Wellen brechen, ist grandios. Nein, das ist nicht nur der Blick aus dem Panorama-Fenster, sondern auf die kreisförmig angeordneten LED-Leinwände, die sich in Bewegung setzen. Der ganze Raum scheint zu rotieren als die LED-Elemente plötzlich verblassen und einzeln zur Seite sliden. Jetzt erst erscheint BMWs neues elektrisches SUV-Konzept mit dem sperrigen Englisch-Deutschen-Namen: Vision Neue Klasse X.

Mix aus Zukunftstechnik und Retro-Elementen

Das ist also BMWs Vision der neuen elektrischen SUV-Klasse. Die Studie deutet schon ziemlich genau an, wie der künftige BMW iX3 aussehen wird. Die Silhouette mit X5-ähnlichen Außenmaßen und rund drei Meter langem Radstand erscheint seriennah. Die Seitenlinie mit Hofmeisterknick wirkt klassisch BMW-Xig, aber deutlich cleaner mit dem Entfall von Türgriffen, die hier in Form kleiner Flügelchen, ähnlich wie beim Ford Mustang Mach E, den Einstieg – nun ja – nicht gerade erleichtern. Kamera-Außenspiegel müssen bei einem Conzeptcar natürlich sein. Die Erlkönige – so zeigen es die Bilder – hat klassische Außenspiegel und Türgriffmulden. Ein besonders cooles Element, dass wir zwar nicht in der Serie, aber bestimmt auf der nächsten Tuning-Messe sehen werden: das eingeprägte BMW-Logo auf der Motorhaube.

Retro-Futuristisch sieht die Vision Neue Klasse X an der Front aus. Dem viel zitierten Satz "Licht ist das neue Chrom", verleihen die BMW-Designer um Kai Langer als Head of BMW-i-Design neuen Glanz. Die Nieren machen sich nicht mehr so breit, wie bei aktuellen BMW-Modellen oder dem nächsten 3er – bekannt als BMW Vision Neue Klasse. Nein, Sie strecken sich fast schon so schmal in die Höhe, wie beim BMW 2002 aus den 60er-70er Jahren. Die Scheinwerfer ziehen sich beim Neue Klasse-SUV in die Breite und strahlen mehrdimensional. Die Front-LED-Scheinwerfer deuten an, dass künftige Lichtsignaturen bei BMW nicht mehr statisch sein werden, sondern die Designer relativ frei gestalten können. Am Heck liefern die Leuchten eine "horizontale Interpretation der BMW typischen L-Form". Auf Deutsch: Die LED-Rücklichter aus dem 3D-Drucker haben nichts mehr von der BMW-typischen L-Form, sondern sind schmal und ziehen sich bis in die Mitte der Heckklappe.

Hinter dem leuchtenden Antlitz verbergen sich künftig fast unsichtbar unzählige Sensoren, die automatisiertes Fahren nach Level 3 ermöglichen sollen. Dafür brauchte es neben Radar- und Lidar-Sensorik vor allem Rechenpower: Die Prozessoren sollen mit der zehnfachen Rechengeschwindigkeit der heute verwendeten Technologien arbeiten. Dafür reduziert BMW die Anzahl der Steuergeräte – die in derzeitigen Modellen ein Dutzend locker übersteigt – künftig auf vier Haupteinheiten, die die Bayern gerne als Superhirne bezeichnen – je eines für Infotainment, Fahrassistenz, Basisfunktionen und Fahrdynamik.

Sitzprobe in der BMW Vision Neue Klasse X

Fahren können wir die Vision Neue Klasse X heute nicht, dürfen aber hinter dem Lenkrad Platz nehmen. Der Innenraum wirkt, wie eine Mischung aus den Fernsehserien "Die wilden Siebziger" und "Raumschiff Enterprise". Der Trend geht bei BMW weg vom Leder, hin zu recycelten Stoffen. Natürliche Materialien für die Sitze, knallige Farben und organische Formen bestimmen das luftig geschnittene Interieur.

Recht dominant wirken das Lenkrad und der rautenförmige Mitteltouchscreen. Dazu erstreckt sich über die gesamte Breite der Windschutzscheiben ein flaches Head-up-Display, das ein dreidimensionales Head-up-Display für den Fahrer zusätzlich ergänzt. Einen Beifahrer-Screen gibt es nicht.

Beim neuen Operating System 9 können Sie übrigens, wie im neuen Mini Countryman Ihre eigenen Instagram-Bilder als Hintergrund auf den Touchscreen laden. Das Farbschema der gesamten Innenraumbeleuchtung passt sich automatisch an das Foto an. Fancy, oder? Dazu lässt sich dieses "Erlebnis" noch mit dem eigenen Lieblingssounds kombinieren oder Sie kreieren eigene schaurig-schöne Klänge – tolle neue Social-Media-Welt. Verglichen mit aktuellen BMW-Modellen wirkt der X wie Zukunfts-Popmusik.

Das Ende des Dreh-Drück-Stellers

Gleiches gilt für die zukünftig nur noch Sprach- und Touch-basierte Infotainment-Steuerung. Der Dreh-Drück-Steller ist endgültig Geschichte. Ebenso ein separat Klima-Modul oder sämtliche Knöpfe und Schalter. Schade, schließlich baute BMW bis zum letzten 5er noch eines der am besten bedienbaren Infotainmentsysteme. Doch wie der Großteil der Materialien ist die bewährte redundante Bedienphilosophie für die Tonne. Tatsächlich strebt BMW bei den verwendeten Materialien eine Recyclingquote von 30 Prozent bei den Neue Klasse-Fahrzeugen an.

Die Knopflosigkeit erhitzt jedenfalls die Gemüter und führt zu lebhaften Diskussionen zwischen BMW-Marketing und Journalisten während der Pressekonferenz. Doch die BMW-Verantwortlichen wähnen sich auf dem richtigen Pfad, schließlich haben die Bayern 2.000 Kunden weltweit befragt und über zehn Millionen anonymisierte Connected-Car-Daten ausgewertet.

Antriebstechnik 25 Prozent effizienter

Elektro-Technologisch soll der neue E-SUV ein kleiner Quantensprung werden. So soll die Effizienz der Elektromotoren gegenüber der aktuellen 5. Generation um 30 Prozent gesteigert werden. Das könnte die Abkehr von den fremderregten Synchro-Maschinen bedeuten. Denn die Motorbauart gilt als wenig effizient. Dafür verzichtet BMW auf seltene Erden. Das schont Ressourcen, senkt die Kosten und macht unabhängiger von globalen Rohstoffmärkten.

Die Batteriedichte soll um ein Fünftel steigen: Dabei setzt BMW künftig auf runde Lithium-Ionen-Zellen statt prismatischer Akkus. Die Ladegeschwindigkeit will BMW mit einer 800-Volt-Technik um 30 Prozent steigern. Damit wäre eine Ladeleistung von bis zu 260 kW möglich. Das bisher verwendete 400-Volt-System liefert momentan maximal 205 kW.

Da sich auch der Luftwiderstand gegenüber dem aktuellen BMW iX3 um ein Fünftel reduzieren soll, steigt mit all diesen Maßnahmen auch die Reichweite: BMW verspricht sich ein Plus von bis zu 30 Prozent, womit WLTP-Reichweiten von mehr als 600 km möglich wären. Insgesamt wird der nächste Elektro-SUV somit wohl ein Viertel effizienter sein als der aktuelle BMW iX3.

Sechs Neue-Klasse-Modelle bis 2027

Gebaut wird der neue Elektro-SUV übrigens ab dem zweiten Halbjahr 2025 in der BMW iFactory im Ungarischen Debrecen. Ansonsten hält sich BMW mit Informationen noch bedeckt. Bis 2027 planen die Münchner mindestens sechs weitere Fahrzeuge auf Basis der Neuen-Klasse-Architektur. Dem iX3-Nachfolger sollen zunächst eine Stufenheck-Limousine im Format des BMW 3er und ein Kombi folgen.