Veterama Ludwigshafen am 17./18. April

Radl, Ratten und 2.000 Popp-Nieten

Wir haben uns am Vortag der ersten Veterama des Jahres 2010 (17. und 18. April) in Ludwigshafen umgesehen und zeigen die Autos des Marktes und ein paar Menschen dahinter. Einen Verkäufer, der zum ersten Mal dabei ist - mit 15 Autos, einen Passat-Fan und noch mehr.

Veterama April 2010 - Freitag Foto: Kai Klauder 139 Bilder

Man hört Bon Scott von AC/DC schon vom Parkplatz aus, es riecht nach unverbranntem Zweitaktgemisch und die Menschen wuseln durcheinander, die die Veterama ausmachen - die besten aller Oldie-Schrauber. Es wird angereist, aufgebaut und angepriesen.

Wolfgang Ruf ist mit’n Radl da

Am heutigen Freitag, 16. April ist der so genannte Insider-Tag - und wie auf allen Trödel, Floh- und natürlich Teilemärkten fängt nur der frühe Vogel den Wurm. So haben schon einige Angebote ihre Strände gewechselt. Wie etwa ein Schweizer Armee-Fahrrad, das Wolfgang Ruf aus Nördlingen im Angebot hat. "Joa, des hab i vorhin gekauft", bayrischelt er, "des is von etwa 1931 und in dem Zustand verdammt selten." Ruf fährt mit seinem Wohnmobil-Gespann auf etwa 30 Oldtimer-Teilemärkte pro Jahr. Normalerweise hält er sich dabei im süddeutschen Raum auf. "Eigentlich fahr' ich net weiter als bis zum Weißwurscht-Äquator, doch für die Veterama mach' ich 'ne Ausnahme." Seit sechs Jahren hat er sich auf Fahrräder spezialisiert, sein ältester Drahtesel im Stall ist ein 1921er Modell von Express - zu haben für 350 Euro.
 
Passat-Ratte in Telekom-Fernmelder-Zeltgrau
 
Nur wenige Meter weiter steht ein Kunstwerk - als solches könnten es zumindest einige namhafte Künstler verkaufen. Es ist ein 1982er VW Passat der Baureihe 32b - doch als solcher kaum zu erkennen. Kein Wunder, trägt er doch einen neu designten Grill und eine ebensolche Motorhaube und das Faltdach eines Renault Twingo. "Die vorderen Stoßstangen hab ich aus Mercedes Strich-8 und Flossen-Teilen kombiniert, hinten ist eine vom Audi 100 Typ 43  dran und die Rückleuchten stammen von einem DKW Munga", erklärt Bernd Frank, alias "kle" sein Gefährt, die "Passat-Ratte".
 
Am auffälligsten sind die Popp-Nieten, die auf der gesamten Karosserie verteilt sind. "Rund 2.000 Stück hab ich da reingedrückt", freut sich Bernd Frank, "aber ich hab zum Glück nicht mitgezäht". Unter der Haube geht es übrigens unkonventionell weiter, denn hier pocht das starke Selbstzünderherz eines Golf II TD mit Ladeluftkühler und heftigen 80 PS. "Alles an dem Auto hat TÜV", beruhigt Bernd Frank auch die Skeptiker. Lackiert ist der Passat in "Zeltgrau", einer Farbe, die die früheren Telekom-Fernmelder-Fahrzeuge trugen. Auf die Frage, wie oft er schon von der Polizei angehalten wurde kommt wie aus der Pistole geschossen: "Mit dem noch kein Mal, aber ich habe ihn auch erst seit Herbst 2009. Doch mit dem Vorgänger - einem rattigen Passat Coupé kam ich auf 17 Mal in vier Jahren." Da klingt ein bisschen Stolz mit.
 
>>> Mehr zu der "Passat-Ratte" in unserer Fotoshow.
 

Ebay-Munga für 900 Euro

Auf dem Marktplatz, der in diesem Jahr schneller gefüllt ist als 2009, trifft man Patrick Jung, Jens Jungheim und Matthias Sehmer, die Bier trinkend neben einem DKW Munga stehen - die Abkürzung steht für "Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb". Patrick hat den Wagen in  traurigem Zustand bei ebay ersteigert. "Für 245 Euro hab' ich ihn bekommen, jetzt geh' ich mit 900 Euro in die Verhandlungen. Das ist der Betrag, der laut Liste für ein Zustand-5-Munga gezahlt wird.", sagt Jung, der nun Platz braucht, weil er noch zwei Golf I, ein Simca 5 und ein Porsche 924 besitzt.

>>> Mehr zum Munga in unserer Fotoshow


Zum ersten Mal dabei - gleich 15 Autos mitgebracht

Platz braucht auch Dietmar Hertz aus Freinsheim - viel Platz, wie seine automobile Auslegware vermuten lässt. "Ich habe gesammelt und bin etwas übers Ziel hinaus geschossen", gibt Hertz schmunzelnd zu. Nun hat er aus seiner Sammlung 15 Autos nach Ludwigshafen gebracht. Fast alle tragen einen Stern, kosten "bis 10.000 Euro" und die meisten besitzen ein H-Kennzeichen.
 
"Der erste ist schon verkauft - die Schnäppchenjäger sind halt früh unterwegs", sagt Hertz. Ein TÜV-Prüfer hat sein 1961er 220 SE Coupé gekauft."
 
"Wenn einer steh’n bleibt, bin ich nicht traurig"
 
Das trifft vor allem auf einen Mercedes 250 SE von 1966 in werksseitiger Zweifarb-Lackierung zu. Das silberne Exemplar mit schwarz abgesetztem Dach hat erst 162.000 km gelaufen und rollt auf neuen Reifen. Preisvorstellung: 10.900 Euro.
 
Warum er sich für Mercedes bei seiner Sammelleidenschaft beschränkt - er besitzt nur ein "Fremdfabrikat", einen Peugeot 504 Coupé - bringt Hertz auf den Punkt: "Mercedes sind auch geeignet für Leute, die nicht viel selbst schrauben wollen. Einfach in die nächste Vertragswerkstatt bringen und die richten alles. Die Teile sind ja alle verfügbar."