Erste Fahrt im Concept Car Citroen 19_19

Die Zukunft der Reiselimousine

Citroën zeigte im Frühsommer 2019 mit der Studie 19_19, wie man sich eine elektrisch angetriebene Reiselimousine für die nicht sehr nahe Zukunft vorstellt. Für eine erste Fahrt besucht das Einzelstück die Gegenwart.

10/2019, Citroen 19_19 Foto: Bernd Conrad 8 Bilder

Die Zeitreise beginnt mit einem klassischen Rennfahrerritual. "Stell den linken Fuß auf die Bremse, den rechten vor das Fahrpedal", erklärt mir der Citroën-Ingenieur. Wir sitzen im Citroën 19_19. Das Konzeptfahrzeug wurde im Frühsommer auf der Messe Vivatech in Paris gezeigt und soll die Vision der Marke für elektrische Langstreckenmobilität in einer nicht allzu nahen Zukunft verkörpern.

Ausflug auf die Rennstrecke

Heute darf das Einzelstück unter freien Himmel. Auf der Rennstrecke in Le Castellet nahe Marseille rollen wir mit dem Citroën 19_19 auf den Asphalt. Die Regelung des Elektroantriebs haben die Ingenieure so ausgelegt, dass mit dem langsamen Lösen der Bremse und gleichzeitigem Druck auf das Fahrpedal der Vortrieb beginnt. Deswegen die Fußstellung. Auf dem Rundkurs reicht es, in Kurven das Fahrpedal zu entlasten. Mit maximal 50 km/h darf der 19_19 zwar schneller fahren als manch andere Messestudie, liegt in seiner Dynamik aber deutlich unter dem, was der Circuit Paul Ricard erlaubt.

Ein 340 kW (462 PS) starker Antrieb und 100 kWh große Batterien für 800 Kilometer Reichweite, die Citroën für die Studie in Aussicht stellt, sind nicht an Bord. Für ein paar Runden reicht die Elektronenladung aber. Und dafür, über Vergangenheit und Zukunft der französischen Marke nachzudenken.

Die Fortführung einer Tradition

10/2019, Citroen 19_19 Foto: Bernd Conrad
Große Limousinen haben bei Citroen eine lange Tradition. Und begleitete ein CX aus dem Jahr 1989.

Große Reisefahrzeuge waren über viele Jahre eine Domäne von Citroën. Traction Avant, die unvergessene DS, aber auch jüngere Klassiker wie CX, XM oder C6, waren und sind bis heute stilprägend. Da ist es nur logisch, dass sich die Designer Gedanken darüber machen, was man fernreisenden Kunden im Jahr 2030 oder noch später anbieten könnte. Und es erklärt den kryptischen Namen der Studie 19_19, die zum hundertjährigen Geburtstag von Citroën eine Art Konzentrat aus der Zeit von 1919 bis 2019 bieten will.

Eine hydropneumatische Federung hat der 19_19 in den Gedankenspielen zwar nicht, soll aber die Advanced-Comfort-Idee aktueller Modelle wie dem C5 Aircross transportieren. Während des komfortablen Gleitens sollen es sich die vier Insassen in einer komfortablen Lounge bequem machen. Der Fahrer kann lenken oder dem 19_19 den Befehl zum autonomen Fahren nach Level 4 geben. Auf dem Dach montierte Lidar-Sensoren und weitere Augen und Fühler übernehmen dann die Orientierung, das Lenk-Rechteck fährt in das Armaturenbrett zurück.

Gleichzeitig erhebt sich eine schwarze Säule in der Mitte des Cockpits. Hier steckt die zentrale Recheneinheit samt einer Sprachsteuerung, die PSA mit dem amerikanischen Startup Sound-Houd entwickelt hat. Man fühlt sich mit dem optisch dominanten Interface ein wenig an den Supercomputer HAL 9000 aus dem Scifi-Epos "2001 – Odyssee im Weltraum" erinnert.

Die Sprachsteuerung funktioniert bei den ersten Kilometern mit dem Citroën 19_19 leider ebenso wenig wie das in Aussicht gestellte Headup-Display, das mit Augmented Reality die Informationen großflächig auf die Windschutzscheibe projiziert.

Der Fahrer sitzt, der Beifahrer liegt

10/2019, Citroen 19_19 Foto: Bernd Conrad
Der Citroen 19_19 soll einmal autonom nach Level 4 fahren können.

Dafür zeigt die Hardware schon jetzt die schöne, neue Welt. Der Beifahrer liegt auf einem bequemen Sessel mitsamt Beinauflage. Durch eine teilverglaste Frontpartie kann er zwischen den Rädern nach vorne auf die Straße blicken. Die 30-Zoll-Räder stehen 3,10 Meter auseinander, was vorne und auch im Fond viel Platz ermöglicht.

Nach ein paar Runden zwingt uns die Realität zum Stopp. Der Füllstand des Akkus neigt sich dem Ende zu, der Citroën 19_19 muss ans Stromkabel gehängt werden. Also wieder den linken Fuß auf die Bremse, das rechte Pedal entlasten. Die große Tür öffnet klassisch per Zughebel. Und dann hat mich die Gegenwart wieder.