Nio ET5 Touring 100 kWh AWD

Elektro-Kombi zum Preis der Limousine

Nio hebt das ET5-Dach im Heckbereich, schafft mehr Platz und verbessert die Variabilität. Außerdem: Endlich Tempo am Schnelllader.

NIO ET5 Touring Foto: NIO 17 Bilder

Ja, auch wir bei auto motor und sport meckern gelegentlich über Autos. Allerdings können wir uns genauso an gut gemachten Dingen erfreuen – oder schlicht und einfach daran, dass Nio die Mittelklasse-Fließheck-Limo ET5 auch als Kombi auf den Markt bringt. Allein schon deshalb, weil diese Karosserievariante in der Liga der Stromer selten und der Kombinationskraftwagen an sich ja viel praktischer ist, als all die SUV- und Crossover-Modelle.

Kein Aufpreis für den Kombi

Und wo bei anderen fürs vergrößerte Heck gerne 1.000 Euro und mehr verlangt werden, bleibt Nio nicht bei der gleichen Länge (4,79 m), sondern hält auch den Preis: 47.500 Euro für den Touring, ohne Batterie. Mietet man den Akku für monatlich 169 (75 kWh) respektive 289 Euro (100 kWh), bleibt der Nettogrundpreis des ET5 Touring sogar unter der mit 7.178 Euro förderfähigen 40.000-Euro-Grenze. Selbst beim Batteriekauf (12.000 bzw. 21.000 Euro) bekommt man immer noch 4.785 Euro Förderung.

Nach wie vor öffnen die Türen, indem man an den nicht immer spontan ausfahrenden Türgriffen zieht. Hinten hat man nun etwas mehr Platz zwischen Haupthaar und Panoramaglasdach, muss sich beim Einstiegen etwas weniger ducken, sitzt man auf der Rückbank jedoch mit angewinkelten Beinen. Platz für die Beine bleibt genug – nicht aber für die Füße unter den Vordersitzen.

Mehr Ladevolumen und bessere Variabilität

Viel spannender dagegen ist, was sich ganz hinten getan hat, unter dem erhöhten Dach und hinter der Heckklappe mit Leuchtengrafik im Porsche Taycan-Stil. Denn dort steckt der ET5 als Touring nun mindestens 450, die flachen Fächer unter dem herausnehmbaren Ladeboden mit eingerechnet, sogar 492 Liter Volumen weg (Limousine: 386 Liter). Klappt man die Fondlehnen um (dreiteilig, ohne Gepäckraum-Fernentriegelung), stehen akzeptable 1.300 Liter auf leicht ansteigender Ladefläche zur Verfügung. Vorteil gegenüber der SUV-Zunft: die niedrigere Ladekante.

Im Cockpit indes hat sich nichts geändert, verwöhnt der ET5 auch als Touring mit komfortablen, vielfach einstellbaren, aber etwas zu hoch installierten Sitzen (Comfort-Paket: 1.500 Euro), zahlreichen Ablagemöglichkeiten und generell guter Ergonomie. Dass der Hochkant-Touchscreen (12,8 Zoll) griffgünstig installiert ist, hilft, denn über ihn werden fast alle Funktionen gesteuert – auch solch essenzielle Dinge wie die Außenspiegel, das Lenkrad oder die Außenbeleuchtung. So dauert es, bis man sich an das mit den zahlreichen Funktionen in den ebenso zahlreichen Untermenüs vertraut gemacht hat. Zur Not hilft Sprachassistentin Nomi, die nach dem jüngsten Softwareupdate nicht mehr alles ungefragt kommentiert.

Klapprige Ladeklappe bei hohem Autobahntempo

Apropos: Bei der im Fahrbericht der ET5-Limousine von uns zu Recht gescholtenen Sicherheitsassistenz hat sich nach intensiver Programmier-Arbeit ebenfalls etwas getan. Zumindest folgte der Lenkassistent Autobahnkurven nun verlässlich, fand sich sogar im Liniengeflecht von Baustellen schnell zurecht. Ebenfalls auf der Autobahn fiel uns im linken Außenspiegel die ab 180 km/h durch den erhöhten Unterdruck erst flatternde, dann leicht abstehende Ladeklappe auf, die an der Stromtankstelle elektrisch öffnet.

Neue Batterie mit bis zu 180 kW Ladeleistung

Dank neuer Akkus (wir vermuten verbesserte Batteriezellen) liegt die Ladezeit mit dem 100 kWh-Speicher bei 30 Minuten von 10 bis 80 Prozent SOC (bisher: 40 min.). Maximale Ladeleistung: 180 kW. In unserem Schnelltest tankten wir von 40 bis 91 Prozent SOC 50 kWh in 22 Minuten – was für diese Batteriegröße nicht ungewöhnlich ist. Interessant war allerdings, dass die Ladeleistung erst ab 87 Prozent SOC unter 100 kW fiel. Da gibt's wirklich nichts zu meckern.